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Historical Collection Band 02

Historical Collection Band 02

Titel: Historical Collection Band 02
Autoren: Christine Merrill Louise Allen Terri Brisbin Diane Gaston
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Trauerkleidung abgelegt, denn obwohl Schwarz zu ihrer Stimmung passte, passte es doch nicht zu dem, was sie hier darstellen wollte. Rot allerdings hatte sie zu offensichtlich gefunden, also war sie auf Grün ausgewichen. Sie mochte die Farbe, hatte allerdings seit ihrer Eheschließung nichts so geradezu Frivoles mehr getragen. Sie zog es aus und hängte es an einen Haken des Garderobenschrankes.
    Nun stand sie da in Unterröcken und Hemd und starrte im Spiegel ihr bleiches Gesicht an. Sie konnte unmöglich Angst zeigen, wenn er sie aufsuchte! Stanton hatte angeführt, dass sie entsetzt über das sein würde, was von einer Frau an einem solchen Ort erwartet wurde.
    Entschlossen hob sie das Kinn und musterte sich noch einmal im Spiegel. Sie kniff sich in die Wangen, um ihnen Farbe zu verleihen. Stanton hatte sie entgegnet, dass sie kein Schulmädchen mehr sei und sich nicht vor etwas fürchte, das sie als Ehefrau viele Male schon getan habe.
    Derartig offene Worte hatten den armen Mann erröten lassen. Er hatte gefleht, sie möge von ihrem Vorhaben ablassen und alles vergessen, was er ihr diesbezüglich gesagt hatte.
    Natürlich war sie bei ihrem Entschluss geblieben. In Anbetracht der verdächtigen Umstände seines Todes hätte ihr Gemahl erwartet, dass sie entsprechende Maßnahmen ergriff. Obwohl Charles ein guter Ehemann gewesen war, hatte er sie doch manchmal nicht anders behandelt als seine Soldaten, hatte nicht nur Ergebenheit, sondern Loyalität, Gehorsam und Mut verlangt. Wenn der Earl of Stanton dieser Angelegenheit nicht nachzugehen gedachte, musste sie selbst handeln. Und mit seinem Rat würde ihr das besser gelingen als auf sich gestellt.
    Als er sah, dass er sie nicht umstimmen konnte, hatte er ihr, unter bedenklichem Kopfschütteln zwar, die Adresse dieses Hauses gegeben und ihr versprochen, alles zu arrangieren, so sehr es ihm auch widerstrebte.
    Sie erstarrte. Wie ein Lufthauch strich es über ihre bloßen Arme. Es schien von der Wand hinter ihr zu kommen. Er war da, beobachtete sie.
    Sie wandte sich um, sodass sie dem vermuteten Beobachter den Rücken zukehrte, und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. Mit fast zärtlicher Geste ließ sie ihre Finger hoch zu ihrem Haar gleiten und zog eine nach der anderen die Nadeln aus ihrer Frisur. Dann nahm sie die Bürste vom Frisiertisch und fuhr damit glättend durch ihre Locken, als ob sie sich zum Schlafengehen bereit machte.
    Nun, da sie wieder in London weilte, war ihr Haar ihr ganzer Stolz. Sie hatte geweint, als sie es hatte abschneiden müssen. Denn Charles hatte gesagt, es werde, wenn sie ihn nach Portugal begleitete, keine Zeit für weiblichen Schnickschnack geben. Aber inzwischen war es so dicht und üppig nachgewachsen wie vor ihrer Heirat. Sie fragte sich, ob der Mann dort hinter der Wand überhaupt darauf achtete. Sie wog die dichten Strähnen in der Hand, breitete sie aus und ließ sie über ihren Rücken fallen.
    Wieder musterte sie sich im Spiegel. Wenn sie zu lange herumtrödelte, würde er wissen, dass es mit Absicht geschah. Sie sog tief den Atem ein, dann löste sie ihre Unterröcke, ließ sie zu Boden fallen, stieg daraus hervor und hob sie auf. Geruhsam strich sie sie glatt, ehe sie sie neben ihrem Kleid aufhängte. Auf eine Korsage hatte sie bewusst verzichtet, denn angesichts dessen, was sie zu tun vorhatte, war ihr das unnütz erschienen. Nun kam ihr der Gedanke, ob es aufzuschnüren wohl zu dem Ritual des Entkleidens gehörte, oder ob es ihm lieber war, ihren Körper durch das feine Hemdchen zu erahnen. Das Wissen um den anonymen Beobachter und was er über sie denken mochte, gab ihr ein Gefühl, als glitte ein Stückchen Eis über ihre erhitzte Haut und steigere ihre Empfindsamkeit.
    Sie setzte sich auf das Bett, ohne darauf zu achten, dass ihr Hemd hoch über ihre Beine hinaufrutschte. Dann streifte sie ihre leichten Schuhe ab und ließ sie zu Boden fallen. Endlich löste sie ihre Strumpfbänder und rollte langsam die Strümpfe hinab, wobei sie ihre Beine demonstrativ streckte. Sie setzte sich aufs Bett, rückte höher auf der Matratze, bis sie mit dem Rücken am Kopfende lehnte. Ihr Hemd rutschte noch höher, beinahe bis zur Taille. Da verspürte sie zum ersten Mal echte Furcht, fühlte sich entblößt und verletzlich.
    Doch sie verbarg das Gefühl hinter einem künstlichen Lächeln. Sie wusste, was sie vermutlich tun musste, wenn erst ihr Opfer hereinkam. Im Vergleich dazu konnte doch ihre augenblickliche Aufgabe kaum
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