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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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mit allem“, sagte er und betrachtete mit hochgezogenen Brauen ihr heruntergekommenes Äußeres. „Jetzt nimm Hilfe an, wenn sie dir angeboten wird.“
    Mit Schwung beförderte er die Laute von seinem Rücken nach vorne auf seine Brust und nahm den Fuß aus dem Steinbügel, so dass sie aufsteigen konnte. Dann packte er sie mit festem, sicherem Griff am Arm und hob sie hinter sich aufs Pferd. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, als das Tier einen Schritt zur Seite tat. Die Laute hüpfte auf Duncans Brust auf und ab.
    „Du musst dich festhalten, Little John. Wenn du runterfällst, kannst du den Rest des Weges zu Fuß gehen.“
    Sie klopfte dem Pferd beruhigend auf die Kruppe, als es lostrabte, und schlang dann die Arme um den Mann. Aber sie wagte es nicht, sich richtig an ihm festzuhalten. Ihre Brüste waren zwar bandagiert, aber würde er sie nicht trotzdem spüren? Auch ihre weit gespreizten Beine, die sich an seine Hüften pressten, drohten ihr Geheimnis zu verraten. Würde er merken, dass da – etwas fehlte?
    Sie musste sich mit ihm unterhalten. Das würde ihn ablenken. Und sie auch. „Ihr hattet ein Scharmützel mit den Schotten, sagt Ihr?“
    „Scharmützel? Na ja, wenn du es so nennen willst. Dreitausend stürmten in das Tal und waren auf halbem Weg nach Appleby, bevor ich mich davonmachte.“
    „Ihr machtet Euch davon?“ Sie war so verblüfft, dass die Worte einfach aus ihr herausplatzten. Männer drückten sich nicht vor einer Schlacht.
    „Ich wurde ausgeschickt, um Hilfe anzufordern – nein, um unseren erhabenen König und seinen Kronrat um Hilfe anzuflehen.“ Aus seinen Worten war der Hohn herauszuhören.
    „Ihr saht den König?“ Ihre Mutter, die Geliebte des alten Königs, war nach dessen Tod vom Hof geflohen. Damals war Jane fünf Jahre alt gewesen. Sie erinnerte sich kaum noch daran. Aber im vergangenen Jahr war Solay an den Hof zurückgekehrt, und ihre Schwester hatte jeder ihrer Geschichten gelauscht.
    „Gesehen? Ich habe mit ihm gesprochen. Er kennt mich beim Namen.“ Wieder wurde sein Akzent hörbar, und ein gewisser Stolz schwang in seiner Stimme mit.
    Sie war sprachlos. Die verwandtschaftlichen Verhältnisse waren ihr zwar nicht ganz klar, aber der neue König war irgendwie ein Halbneffe von ihr, auch wenn er einige Jahre älter war als sie. Jane war ihm noch nie begegnet.
    Wie es schien, besaß selbst ein Gemeiner aus dem Norden mehr Bedeutung als eine Frau. „Und was meinten sie also? Der König und sein Rat?“
    „Nächstes Jahr.“ Seine Worte klangen harsch. „Sie sagten ‚nächstes Jahr‘.“
    Invasoren würden nicht auf die Erlaubnis des Rats warten. Sie fragte sich, wie weit es wohl bis Appleby war. „Warum nicht jetzt?“
    „Weil sie kein Geld hätten. Winter sei eine miserable Jahreszeit für einen Feldzug und noch ein paar weitere Ausreden, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.“
    Weder ihre Schwester noch deren Gatte hatten eine hohe Meinung von der derzeitigen Regierung. Doch sie behielten ihre Meinung für sich. Wenn man die illegitime Tochter eines toten Königs war, so war es gefährlich, den lebenden zu schmähen, gerade wenn dieser wirklich verschlagen und wenig vertrauenswürdig war.
    „Warum geht Ihr dann nach Cambridge?“ Würde ein Mann nicht nach Hause zurückkehren und kämpfen?
    „Unter anderem, weil das Parlament hier zusammentritt.“
    Sein Ton verriet ihr, dass er der Meinung war, mit dieser einfachen Feststellung sei alles gesagt.
    „Ich verstehe nicht ganz.“ Ihre Familie hatte die Erfahrung gemacht, dass das Parlament noch schlimmer war als König und Kronrat. Es wäre aber nicht klug gewesen, das laut zu verkünden. „Ihr sitzt also im Unterhaus?“ Fahrender Sänger? Abgeordneter? Wer war dieser Mann?
    „Nein, aber ich muss mit denen sprechen, die darin sitzen.“
    „Und der König? Wird er auch dort sein?“
    „In vierzehn Tagen“, antwortete Duncan.
    „Wie ich hörte, soll er gut aussehen und sehr beliebt sein?“
    „Das müssen dir die Mädchen erzählt haben. Aber die Beschreibung passt. Pomp und Prunk. Er lässt einen merken, wer er ist.“
    Sie war überzeugt, dass sie ihn erkennen würde, wenn er ihr begegnete. Und wenn der König nach Cambridge kam, würde sie schon dafür sorgen, dass sie ihm begegnete.
    Während sie schweigend weiterritten, gab es nichts, das sie von seinem kräftigen, breiten Rücken ablenkte. Sie saß in seinem Windschatten, aber die Wärme, die sie spürte, kam eher aus ihrem eigenen Inneren. Noch
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