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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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an. „Ich spiele für mich.“
    Einen Moment lang beneidete sie ihn um sein Instrument. Wenn sie wie ein Mann lebte, musste sie auf Lieder verzichten. Sie waren das einzig Weibliche an ihr.
    „Wie ist dein Name, Junge?“
    Junge. Sie verbiss sich ein Grinsen. „Ja–“ Sie hustete. „John. Wie nennt man Euch?“
    „Duncan.“ Er nickte ihr vom Rücken seines Pferds aus zu. „Wo kommst du her?“
    Sie schluckte und dachte schnell nach. Eigentlich hatte sie sagen wollen, sie käme aus Essex, wo sie bis zum Frühling gelebt hätte. Aber um dieses Märchen zu erzählen, war sie auf der falschen Seite von Cambridge.
    „Was spielt das für eine Rolle?“
    Er sah sie nur vom Pferd herunter an und machte sich nicht die Mühe zu antworten. Es war immer wichtig, woher ein Mann kam. „Du bist kein Waliser, oder? Die Waliser sind nicht meine Freunde.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Auch kein Ire?“
    „Sehe ich aus wie einer?“
    „Du siehst aus, als hättest du einen Tropfen nordisches Blut in dir.“
    Sie biss sich auf die Zunge und schüttelte den Kopf. Die hellen Haare hatte sie von ihrem Vater, dem verstorbenen König. Noch etwas, das sie geheim halten musste. „Wo ist Eure Heimat?“, stellte sie eine Gegenfrage.
    „Eden Valley“, antwortete er, und einen Moment lang wurde sein Gesicht weich. „Wo Cumberland an Westmoreland grenzt.“
    Das erklärte seine fremde Sprache. Sie musterte ihn ebenso freimütig wie er sie. „Dort esst Ihr euer Mahl ungekocht?“
    Sie war zwar noch nie jemandem aus den nördlichen Ländern begegnet, aber alle Welt wusste, dass die Leute dort ungehobelt und grob waren. Und so sah er auch aus – außer in jenem Augenblick, als seine Augen plötzlich so sanft geblickt hatten.
    Doch jetzt war sein Blick ganz und gar nicht sanft. „Du hast also diese Geschichten gehört, was?“ Er stieß ein Knurren aus und beugte sich mit gebleckten Zähnen zu ihr hinunter. „Aye, das tun wir. Wie Wölfe reißen wir das rohe Fleisch.“
    Als hätte ein Windstoß sie getroffen, taumelte Jane zurück und landete im Straßenstaub.
    Der Reiter lachte. Ihr wurde klar, dass er sich nur einen Spaß mit ihr gemacht hatte.
    Sie wartete darauf, dass er ihr seine Hilfe beim Aufstehen anbot, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja ein Junge war und sich selbst helfen konnte. „Na ja, man erzählt es sich“, meinte sie, während sie aufstand und sich den Schmutz vom Hinterteil abklopfte.
    Er schüttelte den Kopf. „Eins ist gewiss, du kommst aus dem Süden. Während du den Sommer damit verbringst, hübsche Gärten anzulegen und poetische Verse zu sabbeln, hindern wir die Schotten daran, über England herzufallen wie die Sense über den Weizen.“
    Ach ja, sie würde noch lernen müssen, voll Begeisterung über den Krieg zu sprechen. „Und Ihr seid weit davon entfernt, den Franzosen gegenübertreten zu müssen.“
    „Das glaubst du also? Bist du so dumm, zu vergessen, dass es ein Schotte war, der den Franzosen die Tür öffnete, als sie das letzte Mal ihren Fuß auf englische Erde setzten?“ Er sah sie zornig an. „Während du hier herumstehst und wie ein Weib bibberst, überschreiten die Schotten unsere Grenzen und verbrennen unsere Ernte.“
    Wie ein Weib. Die Schotten stellten im Augenblick wirklich die geringste Gefahr für sie dar. Als Frau erkannt zu werden, war die größere Bedrohung. Sie hob die Fäuste und baute sich breitbeinig auf. „Kommt runter von Eurem Pferd, und stellt Euch meinen Fäusten. Dann werden wir ja sehen, wer der bessere Mann ist.“
    Sein grimmiger Gesichtsausdruck wich einem breiten Grinsen. Es hörte sich wundervoll an. Er beugte sich über den Hals seines Pferdes und klopfte ihr auf die Schulter. „Nun, Little John, ich sehe, dass du noch viel lernen musst. Aber für heute will ich dich mal nicht in der Luft zerreißen.“
    Sie gab sich Mühe, nicht allzu erleichtert auszusehen.
    „Komm.“ Er streckte die Hand aus. „Setz dich hinter mich aufs Pferd. Du wirst Cambridge sehen, bevor der Tag zu Ende ist.“
    Verdreckt, wie sie es nach dem tagelangen Wandern war, zuckte sie nur lässig mit den Schultern, als wäre das nicht so wichtig. Denn ihrer Erfahrung nach fiel es Männern nicht leicht, Hilfe anzunehmen. „Na ja, wenn Ihr darauf besteht. Ich kann nämlich ganz gut auf mich selbst aufpassen, müsst Ihr wissen.“
    Anders als eine Frau, die von einem Mann abhing, wenn sie etwas in den Bauch bekommen und Luft zum Atmen haben wollte …
    „Ja, ja, du kommst gut klar
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