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Himmlisch Verliebt

Himmlisch Verliebt

Titel: Himmlisch Verliebt
Autoren: Melody James
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ziemlich erhitzt und außer Atem. Als ich die Tür öffne, strömt mir der moderige Geruch von alten Lappen entgegen.
    Mr Harris sitzt auf einem Stuhl neben der Tür und putzt sich mit seiner fleckigen Krawatte die Brille. Wie immer stehen ihm seine lockigen schwarzen Haare wie Telefondrähte vom Kopf ab. Er schaut mich an und lächelt. »Hallo, Gemma.«
    »Hallo«, japse ich. Dann sehe ich Cindy Jensen am Kopfende des Raumes sitzen, einen Stift in ihrer perfekt manikürten Hand.
    »Toll, dass du da bist«, sagt sie in einem alles andere als begeisterten Tonfall. Sie notiert etwas auf ihrem Klemmbrett. Blond, eisig und ein Jahr älter als ich, scheint es, als hätte sie schon die Sitzungsführung übernommen. Mein Herz rutscht mir in die Hose. Hoffentlich kommen noch andere Leute aus meinem Jahrgang. Hinter mir quietscht die Tür. Ich drehe mich um und sehe Jeff Simpson hereinkommen. Krass. Das Ganze entwickelt sich ja prächtig. Wenn Jeff auch am
Webzin
mitarbeitet, werde ich genügend Zeit haben, ihn besser kennenzulernen. Und wenn ich ihn besser kenne, dann kann ich Tracy wichtige Infos zukommen lassen, wie zum Beispiel, ob er Single ist oder was er außer Fußball noch so gerne macht. Außerdem kann ich ihm klarmachen, dass Tracy für ihn ein noch größerer Gewinn ist als das Pokalendspiel.

[zurück]

    JEFF DRÜCKT SICH an mir vorbei und setzt sich auf den Platz neben Mr Harris. Der Raum ist vollgestopft mit unzähligen Tischen, auf denen sich Schulbücher stapeln.
    »Danke, dass du gekommen bist, Jeff«, sagt Mr Harris.
    Jeff seufzt und murmelt irgendwas von »keine Wahl«.
    »Deine Englischnote wird sich mir nichts, dir nichts verbessern«, redet Mr Harris gedankenversunken weiter.
    Also ist Jeff wegen einer Art Strafmaßnahme dabei. Meine anfängliche Aufregung beginnt sich zu legen. Wenn er eigentlich gar nicht hier sein will, wird er wahrscheinlich nicht viel reden, und dann kann ich Tracy auch nicht den neuesten Klatsch verraten.
    Ich schaue mich nach einem Platz um. Mr Harris, Jeff und Cindy haben sich alle Stühle, die in dem Durcheinander von Tischen erreichbar sind, geschnappt. Da entdecke ich zwischen zwei alten Schreibtischen doch noch einen Hocker und setze mich. Ich merke zu spät, dass er nur einen halben Meter hoch ist. So weit unten, wie ich nun sitze, kann ich die Stapel mit der Jane-Austen-Lektüre und den Mathebüchern, die sich vor mir auftürmen, kaum überblicken.
    Die Tür öffnet sich, und Will Bolds schlendert herein, als wäre er ein Rockstar, der gerade sein Motorrad im Gang abgestellt hat. Wieder einer aus der Zehnten. Ich umklammere meine Schultasche und wünschte, es käme bald jemand aus der Neunten rein. Ich will hier wirklich nicht die Jüngste sein.
    Will fährt mit der Hand durch seine dunklen, strubbeligen Haare. Sie fallen, als wäre er in einem Shampoo-Werbespot. Wie macht er das nur? Meine Haare sehen mittlerweile schon wieder aus, als würden sie bald ihr eigenes Ökosystem beginnen. Egal, wie lange ich sie vor dem Frühstück mit dem Glätteisen bearbeite, am Ende eines Schultags sind meine Locken zurück und wirbeln wirr um mein Gesicht.
    Ich versuche mir vorzustellen, keine lockigen Haare zu haben. Ich versuche mir vorzustellen, ich hätte so perfektes, glattes Haar wie Savannah. Ich schaffe es nicht. Ich werde ungeküsst sterben. Welcher Junge will schon mit einem Mädchen gesehen werden, das in weniger als drei Stunden zum Yeti mutiert?
    Will schaut zu Cindy rüber. Sein Blick stoppt auf ihrem Klemmbrett. »Hast du jetzt schon die Namen und Nummern notiert?«, fragt er.
    »Es spricht nichts dagegen, organisiert zu sein«, entgegnet sie.
    Will lacht. »Das sagen alle Diktatoren.« Er hievt einen Stuhl hinter den Tischen hervor und setzt sich.
    »Gemma?« Mr Harris gibt mir ein Zeichen. »Ich glaube, auf so einem sitzt es sich bequemer.« Er zerrt einen Stuhl von einem Stapel herunter und stellt ihn neben Wills. »Von hier aus hast du eine bessere Sicht.«
    Ich werde rot und schiebe mich vorsichtig aus den Schulbüchern hervor, die neben mir aufgetürmt sind. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt eine bessere Sicht haben möchte, wenn ich dafür so nah bei Will sitzen muss. Ich stoße gegen den Lektüreberg. Er schwankt bedenklich, bis ich ihn mit meiner Hand zum Stillstand bringe. »Ups.« Das Grinsen gefriert auf meinem Gesicht. Niemand sagt etwas, aber Mr Harris lächelt mir aufmunternd zu. Ich durchquere den Raum und wünschte, ich wäre unsichtbar.
    Jeff
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