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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz
Autoren: Alastair Reynolds
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war und juckte. Sie drückte sich zwei rosafarbene Ohrschützer in die Gehörgänge, um den Hintergrundlärm zu dämpfen. Außer in den zwei Stunden, wenn die meisten Maschinen abgeschaltet wurden, war es in der Rockhopper lauter als im Orlan-18.
    Ein Labyrinth aus Verbindungskorridoren brachte sie zur Zentrifuge Nummer zwei. Als sie Bellas Büro erreichte, sah sie, dass Craig Schrope bereits da war. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich diesmal benehmen wollte.
    Bella forderte sie mit einem Wink zum Eintreten auf, drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und sagte etwas zu Svetlana. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Laut war zu hören. Svetlana wurde klar, dass sie immer noch die Ohrschützer trug. Sie zog sie heraus und legte sie in den kleinen Plastikbehälter zurück, den sie am Klettband ihrer Jogginghose befestigte.
    »’tschuldigung.«
    »Ich hatte den Vorschlag gemacht, dass du dich setzt«, sagte Bella liebenswürdig. Sie wartete geduldig, bis Svetlana auf einem leichten Klappstuhl Platz genommen hatte.
    Bellas schallgedämpftes und mit Teppichen ausgelegtes Büro war der größte private Raum im Schiff. Gleichzeitig diente er ihr als Schlafquartier. Die Wände waren pastellgrau und stellenweise mit seismischen Karten in Falschfarben tapeziert, die körnige Bilder von Schiffswracks und Korallenriffen zeigten, die bei Tauchexpeditionen aufgenommen worden waren. Der einzige Einrichtungsgegenstand, der sich nie veränderte, war Bellas Aquarium mit fünfhundert Litern Wasser.
    Svetlana wusste, dass Schrope das Aquarium nicht ausstehen konnte. Das Ding war eine Konzession am äußersten Rand der Regelwidrigkeit, genau das, womit er sich in Big Red so viele Feinde gemacht hatte. Dort hatte man ihn als Bluthund bezeichnet. Es hieß, dass Schrope von DeepShaft zur Rockhopper versetzt worden war, damit er so weit wie irgend möglich vom Mars entfernt war.
    Nun saß er neben Bella hinter dem Schreibtisch, hinter dem eigentlich Jim Chisholm hätte sitzen sollen. Er spielte mit einem Firmenkugelschreiber und wirkte rundum zufrieden mit sich selbst.
    »Tut mir leid, dass du so überstürzt antanzen musstest«, sagte Schrope mit tiefer, schnurrender Stimme.
    Svetlana rückte sich auf dem Klappstuhl zurecht, ohne etwas zu erwidern.
    »Wie war die Schicht?«, fragte Bella. Sie trug eine Halskette aus Haifischzähnen und eine verblasste rote Holzfällerjacke. Darunter war eine schwarze Weste zu erkennen, auf die ein Bild aus Goldfolie mit dem Schriftzug Titanic Bar & Grill geprägt war.
    »Lief schon besser. Ich bin nicht gerade ein Fan von Blackouts während eines Außeneinsatzes.«
    Bella zog wissend eine Augenbraue hoch. »Schon wieder die Achtzehner?«
    »Dasselbe alte Trimix-Problem.«
    »Vergiss nicht, es im Logbuch zu erwähnen. Auch wenn die Zentrale uns zwingt, diesen rekonditionierten Schrott zu benutzen, heißt das nicht, dass wir ihn toll finden müssen.«
    »Alles ist nach industriellen Weltraumstandards zertifiziert«, sagte Schrope und zupfte eine Staubflocke von seinem tadellosen blauen DeepShaft-Overall. »Auf der Hammerhead kommen die Leute mit Sachen zurecht, die noch viel älter als die Achtzehner-Modelle sind, ohne ständig zu jammern und zu stöhnen.«
    »Das ist das Problem der Hammerhead«, sagte Svetlana.
    »Der Unterschied ist der, dass sie nicht ständig darauf herumreiten«, sagte Schrope gleichmütig. »Aber da es hier ein großes Problem zu sein scheint, habe ich für die nächste Rotation die Umrüstung auf Zweiundzwanziger bewilligt.«
    Als wäre das Kreuzchen im Bestellungsformular die größte Gefälligkeit des Jahrhunderts! »Und wann wäre das, Craig?«, fragte Svetlana freundlich. »Bevor oder nachdem Jim sein Rückflugticket bekommt?«
    Schrope tat ihre Frage ab, indem er mit dem Kugelschreiber durch die Luft schnitt. »Bella, vielleicht solltest du Svetlana über die neueste Entwicklung in Kenntnis setzen. Da diese Angelegenheit indirekt auch Jim betrifft …«
    »Was für eine Entwicklung?«, fiel Svetlana ihm ins Wort.
    »Wir haben einen neuen Auftrag erhalten«, sagte Bella. »Wir sollen den Treiber abkoppeln und hier zurücklassen.«
    »Und der Komet?«
    »Da draußen gibt es noch jede Menge davon.«
    Svetlana schüttelte fassungslos den Kopf. »Wir können ihn nicht einfach aufgeben, nachdem wir so viel Arbeit investiert haben. Der Treiberschacht ist angelegt, der Sonnenkollektor ist installiert und für die Beschleunigungsphase bereit …«
    »Vielleicht müssen wir uns
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