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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Autoren: David S. Goyer
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nicht gewesen war. Der lange Weg ermüdete und frustrierte sie. »Warum gehen wir denn so weit?«, schnappte sie. »Die anderen haben wir doch auch begraben, ohne dass wir …« Während ihres ersten schrecklichen Tags auf Keanu waren zwei Menschen gestorben.
    »Wir haben keinen Friedhof, Kindchen«, versuchte Harley Drake zu erklären. »Dein Dad hat seine guten Gründe.«
    »Wir sind da«, sagte Zack.
    Vor ihnen klaffte der Eingang zu einer Kaverne. Rachel sah, dass die Wände im Innern mit seltsamen, zellenartigen Strukturen überzogen waren. »Diesen Ort nannten wir den Bienenstock«, erzählte Zack und deutete mit erschreckender Mattigkeit darauf. »Wir erreichten ihn, als wir durch den Schlot in Keanu eindrangen. Und genau hier tauchte dann … Megan … deine Mutter … auf.«
    Camilla trat vor, als brenne sie darauf, die Örtlichkeit zu erkunden. Sasha hielt sie zurück.
    Harley stieß die Schaufel in den Boden. »Hast du eine ganz bestimmte Stelle für die Beisetzung ausgesucht?«, fragte er Zack.
    Zack blickte sich um, dann trat er aus dem Höhleneingang hinaus ins Freie. »Gleich hier, denke ich.« Er wandte sich an Rachel und lächelte zum ersten mal wieder seit Tagen. »Es ähnelt ein bisschen St. Bernadette’s, findest du nicht auch?« So hieß der Friedhof in der Nähe des Raumfahrtzentrums, auf dem Megan Stewart auf der Erde ihre letzte Ruhestätte hatte.
    Harley rollte seinen Stuhl an die Stelle, aber Sasha nahm ihm die Schaufel ab. »Komm, lass mich das machen.«
    Harley setzte zu einem Protest an, doch Zack sagte: »Hey, Harls, pflück doch ein paar dieser Melonen.« Er zeigte auf einen nicht weit entfernten Baum, der überfrachtet war mit irgendwelchen großen roten Früchten.
    Rachel kannte Harleys Mimik, und jetzt huschte ein Ausdruck von Zorn über sein Gesicht. Er war nicht wütend auf Zack oder Sasha, sondern er haderte mit seiner persönlichen Situation. Aber er folgte der Bitte, wenn auch murrend. »Vielleicht sollte ich mich noch freiwillig als Vorkoster melden.«
    Schnell und effizient kratzte Sasha die Umrisse eines Grabs in den Boden, dann rammte sie die Schaufel in das Erdreich hinein. »Gott sei Dank ist der Boden locker«, sagte sie. »Ich hatte schon befürchtet, er könnte hart sein.«
    Die groß gewachsene Frau von Yale arbeitete methodisch, derweil Zack nur mit über der Brust gefalteten Händen zuschaute. Camilla wanderte im Kreis um die Gruppe herum, wobei sie aufpasste, dem Bienenstock nicht zu nahe zu kommen. Schließlich gesellte sie sich zu Harley und half ihm, ein paar von den roten Melonen an die Grabstelle zu bringen.
    Nach mehreren Minuten hörte Sasha auf zu schaufeln, eindeutig mit den Kräften am Ende. »Äh, wie tief soll ich graben?«, erkundigte sie sich.
    »Die Tradition verlangt zwei Meter«, antwortete Harley.
    »Dies hier ist wohl kaum eine traditionelle Umgebung«, meinte Zack. »Ich denke, Keanu wird sie … absorbieren.« Er nahm Sasha die Schaufel ab, sprang ins Grab, das mittlerweile fast einen Meter tief war, und machte sich energisch ans Schaufeln.
    Sasha kletterte aus der Grube heraus, während ihre Hände und Arme vor Anstrengung zitterten. Tröstend klopfte sie Rachel auf die Schulter. »Nicht mehr lange, dann ist es vorbei«, sagte sie.
    Und tatsächlich schob Zack bald darauf die Schaufel in Harleys Richtung. »Fertig.«
    Sasha erreichte noch vor Zack das Bündel mit Megans Leichnam. Auch Rachel war noch vor ihrem Vater da. Es schien ihr, als würde er zögern … wie um diesen letzten Moment ihres Zusammenseins auszukosten, trotz der bizarren Situation.
    Zum Schluss senkten sie zu dritt Megans sterbliche Überreste behutsam in die Grube hinunter. Zack trat einen Schritt zurück. Sasha sah so mitgenommen aus, dass Rachel die Schaufel aufhob und anfing, das Bündel mit Erde zu bedecken.
    Zack löste sie ab, und dann war es vorbei.
    Es mussten nur noch die passenden Worte gesprochen werden. »Möchtest du etwas sagen?«, fragte Harley. Seine Stimme klang so sanft, dass sie sich völlig fremd anhörte.
    Zack holte tief Luft, sein Brustkorb hob sich, und dann sagte er: »Ich glaube, ich kann es nicht.« Danach brach er zusammen.
    Als Folge davon fing auch Rachel hemmungslos an zu weinen. In ihrem Kopf hörte sie wieder Megans Stimme … aber nicht diesen unheimlichen Tonfall, in dem sie während ihrer letzten Unterredung via NASA - TV gesprochen hatte, und es waren auch nicht die strengen Töne einer Mutter, die ihre pubertierende Tochter
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