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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Autoren: David S. Goyer
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Aufgabe, ihre Überreste zu richten und sie dann vorsichtig für den Transport einzuwickeln.
    Die Passage hatte Zack nicht entdeckt, aber einen Fund gemacht, der es ihm ermöglichte, ein Kapitel seines Lebens endgültig abzuschließen.

2
    RACHEL
    Kurz nach der Morgendämmerung hörte es auf zu regnen.
    Jedenfalls hätte Rachel Stewart es so beschrieben: »Morgendämmerung« im Habitat der Menschen, die auf Keanu gefangen waren, bedeutete, dass sich nach ungefähr neun Stunden Halbdunkel die verschnörkelten Leuchtröhren in der Decke aufwärmten und ein bisschen heller wurden. Das konnte als »Tag« durchgehen. Es war wie in einem der wenigen Sätze aus der Bibel, an die Rachel sich erinnerte – »auf die Finsternis folgte das Licht«, oder so ähnlich. Es gab keinen Sonnenaufgang und auch keine Mittagszeit … die Leuchtröhren gingen bloß an, und vierzehn Stunden später wurden sie so weit heruntergedimmt, dass Zwielicht herrschte.
    Auch der Regen glich nicht den Wolkenbrüchen, die Rachel von Texas her kannte, wo sie aufgewachsen war. Es war eher ein dichter Nebel, der aus verborgenen Spalten im Habitat quoll, zuerst die niedrig gelegenen Gebiete füllte und sich dann zu einer dichten, nassen Wolke ausdehnte und Pflanzen, Gebäude sowie die Menschen mit so viel Feuchtigkeit umgab, dass jeder sich unbehaglich fühlte. Auf dem Boden bildeten sich sogar Pfützen.
    Nach zwei »Regentagen« – drei Tage nach ihrer Ankunft auf Keanu – fand Rachel endlich etwas, womit sie sich beschäftigen konnte. Das Einzige, womit sie sich bis jetzt befasst hatte, war ihr persönliches Befinden, sie fühlte sich schmutzig, war hungrig, und die dauernde Angst schien sie zu lähmen.
    »Wir werden deine Mutter bestatten«, sagte Zack zu ihr.
    Er hatte Rachel aufgesucht, noch ehe sie sich den Schlaf aus den Augen reiben konnte … bevor sie gefrühstückt hatte … nicht, dass die fast zweihundert Menschen, die sich im Innern oder vor diesem unheimlichen Tempel drängten, jemals ausreichend zu essen bekamen.
    Ihr Vater hatte sie einfach an der Schulter berührt, als sie auf einem Bett aus Blättern lag, nicht weit entfernt von diesem seltsamen brasilianischen Mädchen, Camilla – neun Jahre alt und ein wiedergeborener Mensch, ein sogenannter Revenant  – das sich eng an Rachel angeschlossen hatte.
    Camilla wachte ebenfalls auf und gab zu verstehen, dass sie mitkommen würde, ob es Rachel passte oder nicht.
    »Wie hast du Mom gefunden, Daddy?« Rachel hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da wusste sie bereits, dass es eine blöde Frage war. Er konnte sie doch nur entdeckt haben, als er in dieser großen blöden Röhre herumwanderte. Außerdem spielte es ohnehin keine Rolle.
    Zum Glück deutete ihr Vater ihre Frage richtig – sie war nichts weiter als nervöses Geplapper. Er nahm Rachel an die Hand und führte sie – gefolgt von Camilla, die ein paar Schritte hinter ihnen ging – vom Tempel weg zu den nächsten Felsen, zu einem Packen Gingkoblätter. Die Form dieses Packens glich eher einer gigantischen Samenkapsel als einem menschlichen Wesen.
    War dies die tote Megan Stewart? Ihre Mutter? Erst vor einer Woche hatte Rachel in Texas am Grab ihrer Mutter gekniet, und noch am selben Tag hatte sie das erschreckende und bizarre Erlebnis, via NASA -Television mit ihr zu sprechen.
    Seit dem Moment, in dem Rachel wach geworden war, schmerzte ihr Rücken. Im letzten Jahr hatte sie sich ein niedliches Steißbeintattoo machen lassen. Jetzt fühlte sich der gelbe Schmetterling wund und geschwollen an.
    »Ich habe sie heute Morgen gefunden«, sagte ihr Vater.
    »Wo?«
    »Dort hinten.« Er zeigte auf eine entfernte Stelle des Habitats, die nach Rachels Vorstellung das nördliche oder tiefere Ende war, obwohl Richtungsangaben hier bedeutungslos waren.
    Das Habitat besaß annähernd die Form eines Zylinders oder Halbzylinders. Es gab einen Boden und eine Decke, die an den höchsten Stellen mindestens mehrere Hundert Meter hoch war. Der Untergrund war gewellt, bestand aus richtiger Erde und felsigem Terrain, und war bedeckt mit verschiedenen Pflanzen, einschließlich einiger ziemlich großer Bäume. Die schräg ansteigenden Wände sahen aus wie Felsenklippen. Rachel und die übrigen Menschen, die von der Erde aufgesammelt und vierhunderttausend Kilometer durch den Weltraum transportiert worden waren, hatten das Habitat an einem Ende betreten, das sie nun in Gedanken als »Süden« bezeichnete.
    Der Tempelbau, ein wuchtiges
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