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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Autoren: David S. Goyer
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Ruhe.
    Außerdem schämte er sich, und ihm machte schwer zu schaffen, dass er für die derzeitige Situation verantwortlich war. Dass diese Leute hier gestrandet waren, lag zu einem großen Teil daran, welche Entscheidungen Zack als Kommandant der DESTINY -7 getroffen hatte. In vielen Gesichtern hatte Zack den Groll gesehen, den man gegen ihn hegte. Wie lange würde es noch dauern, bis jemand einen Stein nahm und ihn totschlug, und sei es nur, um seinen Frust abzureagieren?
    Ja, auch deshalb hatte sich Zack von der Gruppe entfernt.
    Er brauchte sogar Abstand von seiner eigenen Tochter, die gleichfalls zu den Immigranten gehörte, die wie durch ein Wunder aufgetaucht waren. Obwohl ihr Erscheinen ihn eigentlich nicht überraschen sollte, denn Harley Drake war ihr Betreuer gewesen. Es lag auf der Hand, dass sie sich in seiner Nähe aufhielt, als er von dieser Blase aufgegriffen wurde. Und mittlerweile wusste Zack: Es war nicht Harleys Schuld, dass die beiden hier gelandet waren, sondern das Gegenteil traf zu. Rachel hatte zu diesem Ausflug gedrängt, der damit endete, dass die beiden sich unter den 187 entführten Leuten befanden.
    Doch so sehr Zack sich auch über das Treffen mit seiner Tochter freute, fürchtete er sich doch auch vor dem, was vor ihnen lag. Rachels Leben – sowie das Leben sämtlicher auf Keanu gefangenen Menschen – konnte sich als grauenhaft, brutal und kurz erweisen.
    Wäre es nicht besser gewesen, Rachel wäre auf der Erde geblieben, um dort ein erfülltes Leben zu führen? Sicher, sie hätte keine Eltern mehr gehabt, aber sie hätte gelernt, sich damit abzufinden.
    Noch ein Grund, um sich selbst zu verwünschen.
    Er musste nachdenken, musste Bestand aufnehmen.
    Er musste die Umgebung erforschen.
    Während des entsetzlichen Finales, mit dem der Erstkontakt auf Keanu endete, als seine Crewkameraden gezwungen waren, ihn zurückzulassen, als Megan ein zweites Mal getötet wurde, hatte Zack etwas gesehen, was er nur als Keanus »Fabrik« bezeichnen konnte. Er war durch die breiten »Straßen« dieses zweiten Habitats gelaufen und hatte dessen geheimnisvolle, aber irgendwie funktionelle Strukturen bestaunt.
    Er wusste, dass die Antworten bezüglich ihrer Situation und die Instrumente, um sie zu verbessern, vermutlich dort zu finden waren.
    Wenn er nur dorthin gelangte.
    Und deshalb, während einer der unklar abgegrenzten Tage auf Keanu zu Ende ging (das Licht im Habitat veränderte sich kaum), hatte Zack sich einfach davongestohlen und war zu dem Tunnel zurückgekehrt, der in die Fabrik führte. Seiner Schätzung nach betrug die Entfernung nicht einmal zwei Kilometer.
    Nun befand er sich hier, mutterseelenallein und wehrlos, und pirschte mühevoll und langsam an einer Habitatwand entlang, deren Endpunkt sich nach ungefähr zehn Kilometern oder noch mehr fast schon in der dunstigen Ferne der Kammer verlor.
    Nach bester Pfadfindermanier war es Zack geglückt, seine eigenen Spuren wiederzufinden, die er hinterlassen hatte, als er in dieser wilden Flucht Camilla auf den Armen trug. Der Untergrund bestand aus einem mittels Nanotechnologie hergestellten Regolith, verhielt sich aber wie festgestampfter Erdboden.
    Und an manchen Stellen war er sogar relativ weich. Und dort waren seine Fußabdrücke deutlich zu erkennen.
    Doch dann kam es ihm vor, als sei der Tunnel, durch den er in die Fabrik gelangt war, einfach verschwunden! Es war wie in einer Episode aus Arabian Nights – Abenteuer aus 1001 Nacht –, als versperre ihm eine gigantische Steintür nun den Weg.
    Hätte es konkret eine Tür gegeben, hätte Zack vielleicht den Ort finden können, an der sich die Passage früher befunden hatte … eine feine Ritze oder eine Kante hätten schon genügt.
    Aber die Zeit, in der er nicht anderweitig beschäftigt war, hatte Zack dazu genutzt, in seinem Kopf eine dreidimensionale Karte von Keanu zu konstruieren. Das Near-Earth-Objekt war eine Sphäre mit einem Durchmesser von über hundert Kilometern. Zacks Crew und das rivalisierende Team der BRAHMA waren mit ihren jeweiligen Schiffen nahe des Vesuv-Schlots gelandet, einer der vielen Krater auf Keanus aus Eis und Felsen bestehender Oberfläche. Der Vesuv lag unweit des Äquators der Sphäre. Beide Teams waren durch den Schlot in das NEO eingedrungen, und über Tunnel, die das Innere durchzogen, hatten sie dieses Habitat erreicht.
    Zack stellte sich einen breiten Zylinder vor, der von der Oberfläche bis zum innersten Kern führte, doch er konnte sich irren.
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