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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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aufzuwärmen.
    »Wir haben dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht hören«, rief Hannah.
    »Steh nicht einfach herum und kichere wie ein Pavian, sondern komm ins Wasser, wenn du das so lustig findest. Und du auch, Camilla. Du kannst doch nicht nur im Gras liegen und so tun, als wärst du ein Filmstar.«
    Hannah kletterte die Böschung hinunter, als eine andere Stimme ertönte.
    »Kommt schon, ihr Zimperliesen. Rein mit euch, sonst werde ich euch Beine machen, und zwar schnell!«
    Piet van der Beer, groß und schlaksig, erschien am Ufer und streifte sein khakifarbenes Hemd und seine Stiefel und Socken ab. Mit einem Schrei sprang er von der Böschung und klatschte mit angezogenen Knien in den Fluss. Wenige Sekunden später tauchte er neben Sarah auf und schüttelte sich das Wasser von der Haut. Er fuhr sich mit sonnengebräunten Fingern durch das blonde Haar und grinste sie an. Durch ihren ausgekühlten Körper strömte Wärme. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie sich ihrer kleinen Brüste unter dem Badeanzug von der Klosterschule bewusst, und ihrer etwas zu molligen Arme und Beine. Er blinzelte ins Licht und zwinkerte ihr zu. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Ein Augenblick der Offenbarung, der ihr Leben für immer verändern sollte.

Kapitel 2
    Kenia, November 1962
    D as leise, rhythmische Krächzen der Ochsenfrösche verstummte abrupt beim Geräusch von Sarahs Schritten und setzte sofort wieder ein, als sie stehen blieb, um die kalte Luft des Hochlands einzuatmen. Langsam sank die afrikanische Sonne am Horizont, und sie lehnte sich auf der Veranda gegen einen Pfosten, um diesem majestätischen Schauspiel zuzusehen. Der Generator tuckerte in einem langsamen Crescendo und sorgte dafür, dass die Lampen im Haus aufleuchteten. Wie immer brach die Dunkelheit ganz plötzlich herein, und die ersten verstreuten Sterne blitzten auf. Der Duft des Nachtjasmins und der Rauch des brennenden Holzes überdeckten den Geruch des Tages nach Staub und Eukalyptusbäumen. Hinter dem Schutzwall in Lotties Garten hörte sie das hohe Wiehern eines Zebras. Stimmen und Gelächter mischten sich in der hereinbrechenden Nacht mit dem Zirpen der Grillen und dem Quaken der Frösche. In den Unterkünften des Personals ertönte schwach und blechern afrikanische Musik aus einem Radio. Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer und stellte fest, dass sie als Letzte zum Abendessen erscheinen würde.
    Als sie von dem Ausritt zurückkam, war sie ganz aufgeregt gewesen. Sie waren am frühen Nachmittag aufgebrochen und in gemächlichem Schritt durch ein Palisanderwäldchen geritten. Die lavendelfarbenen Blüten bildeten auf der Erde einen Teppich, der sich zwischen den Hufen der Pferde wirbelnd wendete. Jenseits der Bäume zitterten dürre Grashalme in der weißen flirrenden Hitze. Eine Zeit lang blieben sie am Rand der Ebene stehen und warteten, bis ihre Augen sich an das gleißende Licht gewöhnt hatten. Dann winkte Piet sie heran, und sie galoppierten an den Grenzen der Stammesreservate in den glühenden Nachmittag hinein.
    Auf den Hängen verstreut lagen die shambas [7] der Farmarbeiter. Die kleinen terrassenförmig angelegten Gärten waren mit Mais bepflanzt. In jeder boma befand sich eine Ziegenherde, und auf den Lichtungen vor den Hütten scharrten Hühnerscharen gackernd auf der trockenen, harten Erde. Frauen in farbenprächtigen kangas [8] hockten auf dem Boden und zerstampften Mais zu posho [9] , dem Grundnahrungsmittel. Nackte Kleinkinder wälzten sich beim Spielen im Staub. Hunde mit Ringelschwänzen blinzelten mit einem Auge in die grelle Nachmittagssonne und knurrten halbherzig. Die glutheiße Luft trug den Gesang von Frauenstimmen heran.
    »Man hört die Babys selten schreien«, meinte Sarah. »Nur wenn sie krank sind.«
    »Sieh sie dir an.« Piet fuhr mit seiner Reitgerte durch die Luft. »Entweder sind die totos [10] auf dem Rücken ihrer Mütter festgebunden, oder sie werden vorne getragen, sodass ihre Münder sich direkt vor den Brüsten befinden. Sie haben keinen Grund zu weinen. Wann immer sie trinken möchten, brauchen sie nur die Leitung anzuzapfen.« Er lachte laut auf, als er bemerkte, dass seine Wortwahl Sarah peinlich war. »Das ist wohl nicht die passende Ausdrucksweise für euch behütete Klosterschülerinnen, was? Nichts für ungut, aber wenn man auf einer Farm lebt, ist das Füttern der Kleinen ein ganz natürlicher Teil des Tagesablaufs, ganz gleich, ob sie zwei oder vier Beine haben.«
    Er trieb sein
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