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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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warum man sie überhaupt auf die Klosterschule geschickt hatte. Alle anderen Töchter der afrikaansen Farmer besuchten die Kikoma Schule, die Mädchen und Jungen aufnahm und in keiner Hinsicht religiös geprägt war. Hannah erinnerte sich, wie sie im Wohnzimmer von ihrem Lieblingsplatz am Fenster aus, verborgen hinter den schweren Vorhängen, die Diskussion belauscht hatte.
    »Das ist etwas anderes, Jan«, hatte Lottie sehr bestimmt erklärt. »Bei Piets Erziehung hattest du das Sagen. Er besuchte die Kikoma-Schule und hat sich dort gut gemacht. Er ist stark und klug und sehr selbstständig. Aber Hannah ist nicht so, auch wenn sie äußerlich so wirkt. Und ich bin kein Afrikaaner wie du. Ich möchte, dass unsere Tochter mit verschiedenen Arten von Menschen verkehrt, damit sie etwas anderes kennen lernt als die engstirnige Denkungsart deiner düsteren holländischen Reformisten.«
    »Piet ist nicht engstirnig. Und auch nicht düster.«
    »Er verbringt seine gesamte Freizeit mit uns.« Lottie tat seine Worte mit einer ungeduldigen Geste ab. »Du darfst nicht vergessen, dass Piet fünf Jahre lang ein Einzelkind war, bis Hannah zur Welt kam. Er genoss all unsere Aufmerksamkeit, und wir sind aufgeschlossener als viele unserer Nachbarn.«
    »Also können wir auch Hannah zu einem aufgeschlossenen Menschen erziehen. Ohne unsere ganzen Ersparnisse für diese Schule auszugeben.«
    »Nein, Janni. Für Hannah ist die Klosterschule die beste Wahl. Die Nonnen vermitteln den Mädchen eine Erziehung, die sie in Kikoma nicht erhalten würde. Alle bezeichnen diesen Ort als heifer boma [6] , als Koppel für Kühe, und ich fürchte, sie haben Recht.«
    »Deine Freundin Katja van Rensburg sollte besser nicht hören, wie du von ihren Töchtern sprichst.« Jan lachte. Seine Frau war wunderschön, wenn sie sich aufregte. Ihre olivenfarbige Haut färbte sich rosig, und das italienische Temperament blitzte in ihren Augen auf, wenn sie gestenreich ihren Standpunkt bekräftigte. »Es ist ein Internat, Lottie. Du willst doch sicher nicht, dass Hannah dort wohnt, obwohl ihr Zuhause nur zehn Meilen entfernt liegt?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie nehmen auch Tagesschülerinnen auf. Es gibt ungefähr zwanzig aus der Stadt, die …«
    »Das sind Töchter von Regierungsbeamten und Ärzten und all diesen Geschäftsleuten und englischen Farmern. Ich weiß ja, dass du mit einigen ihrer Frauen befreundet bist. Aber unsere Familie ist anders.« Jan sog an seiner Pfeife. »Es wird ihr schwer fallen, sich in der Klosterschule einzuleben. Alle gehören irgendwo anders hin. Vor allem in diesem Alter. Hannah wird nicht den Rest ihres Lebens mit Briten oder mit deinen Verwandten in Johannesburg verbringen. Sie ist eine Afrikaanerin, und ich möchte, dass sie stolz darauf ist.«
    »Sie sollte sich bei beiden Seiten ihrer Familie wohl fühlen, Janni, und später im Leben die Freiheit der Wahl haben.« Lottie küsste ihn auf die Stirn. »Ich bin dafür, dass sie diese Klosterschule besucht. Das wünsche ich mir. Bitte melde sie an und begleite mich zu einem Gespräch mit der Mutter Oberin. Das ist fürs Erste alles, was ich will.«
    »Woher sollen wir das Geld nehmen?«, fragte Jan. »Die Klosterschule ist sehr teuer. Wir müssten einen Teil unserer Ersparnisse dafür aufwenden. Und wenn eine Trockenperiode kommt oder unser Vieh von der Rinderpest befallen wird? Oder wenn wir einen neuen Traktor brauchen? Was dann?«
    »Unsere Tochter ist wichtiger als ein neuer Traktor«, erklärte Lottie. »Wir können ihr nicht die bestmögliche Schulausbildung vorenthalten, weil wir uns vor irgendwelchen Dingen fürchten, die vielleicht niemals eintreffen werden.«
    Jan beschloss, nachzugeben und Zeit zu sparen. »Du kannst die Vereinbarungen selbst treffen. Ich werde nicht irgendeiner Mutter Oberin meine Aufwartung machen. Für mich ist die Sache erledigt.«
    Zwei Jahre später war Hannah überzeugt, dass ihr Vater wohl Recht gehabt hatte. Sie gehörte nicht in die Klosterschule, wo sie immer noch keine richtigen Freundinnen gefunden hatte. Doch in Sport war sie hervorragend. An einem Nachmittag während der Schulmeisterschaften in Hockey konnte sie damit glänzen: Sie schoss vier der fünf Tore für ihr Team und brachte es so an die Spitze der Liga. Damit war sie der Star des Tages. Ihr Gesicht war vor Erschöpfung und Glück gerötet, als das Match zu Ende war. Dann kam Sarah Mackay, um ihr zu gratulieren, und plötzlich fasste sie sich ein Herz und sprudelte die Worte
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