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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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scharfes!“
    „Und wozu brauchst du sowas?“
    „Ich muß den Heiligen Geist vertreiben. Weil er
sonst mich sonst aus dem Himmel vertreibt.“
    „Welcher Heilige Geist? Was meinst du mit Himmel?“
    Bartl lächelte nur und breitete die Arme aus.
    „Jedenfalls braucht man keine spitzen Messer da
oben. Hör einmal Bruno, wie wär's damit: Du gibst mir das Messer, weil ich mehr
damit anfangen kann, als Gendarmerie-Inspektor. Dann zeigst du mir den
Heiligen Geist, und ich werde sehen, ob ich dir helfen kann.“
    „Geht nicht. Herr Inspektor. Nicht böse sein! Es war
meinem Engel nicht recht.“
    „Bruno!“
    „Ja, Herr Inspektor?“
    „Ich sperr dich ein, wenn du was anstellst. Bei
Wasser und Brot. Wasser! Hast du gehört? Wasser!!“
    Bruno Bartl senkte schweigend den Kopf, und Simon
Polt machte sich wieder auf den Weg. Er ließ sein Fahrrad bergab ungebremst
laufen, um ein wenig Fahrtwind zu spüren.
    Als er in die Ortsstraße einbog, sah er den Pfarrer
zu Fuß von der Kirche her kommen. Polt bremste. „Grüßgott, Hochwürden!“
    „Grüß dich, Simon. Ob die Kellergasse der richtige
Ort für den Sonntagsgottesdienst ist, muß ich mir erst überlegen.“
    „Ich hab's dort immerhin mit guten Werken versucht,
Herr Pfarrer. Aber unser Franz Fürst will von christlicher Nächstenliebe nichts
hören.“
    „Ja, der! Es ist ein Jammer. Ein Heiliger auf seine
Art, obwohl er mit der Kirche und meinesgleichen nie etwas anzufangen wußte.
Kommst du mit? Ich geh zum Kirchenwirt mittagessen.“
    ,Aber Sie haben doch eine wunderbare Köchin im
Pfarrhof?“
    „Der Amalie geht es heute nicht besonders. Ich hab
ihr Bettruhe verordnet.“
    „Doch nichts Ernstes?“
    „Sagen wir: Es vergeht wieder. Kennst du den Fürst
Franzi gut, Simon?“
    „Nicht wirklich. Die Karin Walter macht sich als ehemalige
Kollegin Sorgen um ihn und wollte, daß ich mit ihm rede.“
    Es war sehr heiß geworden. Auf dem kurzen Weg zum
Kirchenwirt gab es nichts, das Schatten spendete. Polt schaute zu seinem
Begleiter hin und wunderte sich wieder einmal darüber, wie es der geistliche
Herr fertigbrachte, trotz seines schwarzen Anzugs nicht ein einziges
Schweißtröpfchen auf der Stirn zu zeigen.
    „So laß ich mir den Sommer gefallen!“ Aufatmend nahm
der Pfarrer im Schatten eines großen Kastanienbaums Platz. Simon Polt setzte
sich ihm gegenüber.
    Wie auch andere Wirtshäuser im Wiesbachtal hatte der
Kirchenwirt früher auf einen Gastgarten verzichtet. Für die Weinbauern gehörte
der Aufenthalt im Freien zum Arbeitsalltag, aus dem sie auch bei schönem Wetter
gerne in die Stube flüchteten. Doch Gäste aus der Stadt saßen lieber im Freien,
und allmählich fanden auch die Einheimischen Gefallen daran.
    Als Franz Greisinger, der Wirt, auch kurz Franzgreis
genannt, den Pfarrer und den Gendarmen an einem Tisch sitzen sah, kam er
näher, den großen Schnurrbart feierlich gesträubt. „Virgil Winter und Simon
Polt! Was bringt denn euch zwei zusammen?“
    „Der Zufall“, sagte der Pfarrer.
    „Oder die Vorsehung“, ergänzte der Gendarm fromm.
    Franzgreis fächelte sich mit der Speisekarte Kühlung
zu. „Zwei Portionen Ente wären noch da, ganz frisch aus dem Ofen!“
    Simon Polt und Virgil Winter schauten einander erfreut
an und nickten.
    „Und was darf's zu trinken sein?“
    „Ein großes kühles Bier, und zwar möglichst schnell.
Sie auch, Herr Pfarrer?“
    „Lieber ein Mineralwasser gegen den Durst und dazu
ein Achtel Blauen Portugieser.“
    Während sich Franzgreis ohne erkennbare Hast entfernte,
schaute Virgil Winter sinnend vor sich hin. An diesem Sonntagvormittag war der
Gastgarten voller Menschen. „Weißt du eigentlich, Simon, daß der Wein an die
fünfhundert Mal in der Bibel genannt wird? Um ein gotteslästerliches Getränk
wird es sich demnach wohl nicht handeln. Und die wunderbare Weinvermehrung bei
der Hochzeit von Kanaan können auch sehr trockene Exegeten nicht als göttlichen
Aufruf zur Mäßigung interpretieren. Aber wie überall in der Welt hat auch der
Teufel die Klauen im Spiel. Naja. Der Blaue Portugieser vom Franzgreis ist
jedenfalls ein höchst erfreulicher Tropfen.“
    „Und paßt natürlich gut zur Ente...“
    „Freilich. Aber mir ist überhaupt der Rote lieber.
Als Meßwein nehme ich den Cabernet Sauvignon vom Höllenbauer, obwohl mich der
Mesner und die Köchin im Chor dafür schelten. Die Flecken in den Altartüchern,
weißt du!“
     
    Das Essen hatte Simon Polt müde gemacht. Nach einem
langen
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