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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle
Autoren: Alfred Komarek
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Spaziergänger ins
Gesicht. „Sie wohnen im Kirchenwirt, nicht wahr?“
    „Wohnen? Meine Fürstensuite hat ungefähr die Maße
einer Einzelzelle im Gefängnis, aber bei weitem nicht deren Komfort. Wie auch
immer. Heinz Hafner ist mein Name, wenn ich mich recht entsinne. Mit wem habe
ich das Vergnügen?“
    „Simon Polt, ich bin Gendarm hier.“
    „Im Augenblick offensichtlich außer Dienst.“ Hafner
machte eine unbestimmte Handbewegung. „Wissen Sie, was ein Scribomane ist?“
    „Nein.“
    „Dachte ich mir fast. Ein zwanghaft Schreibender.
Ich bin so einer. Schreibe immer, wenn ich mich nicht gerade sinnvoll betrinke
oder mich angesichts schöner Frauen bloßstelle, durchaus auch im konkreten
Sinne des Wortes. Schreiben macht mich reich, berühmt und schön. Die elitärste
Freß- und Saufpostille des Landes wäre ohne mich längst verhungert oder verdurstest.“
    „Und was treibt Sie auf die Straße, so früh am Morgen?“
    „Die betäubende Wirkung des Trebernbrandes vom
Kirchenwirt hat nicht lange genug angehalten. Nach nicht einmal vier Stunden
war ich wach. Da bin ich eben losgezogen, um dieses ländliche Niemandsland mit
herrlichen Gedanken und unsterblichen Zeilen zu beschenken. Da, sehen Sie.“
Hafner zog ein Gerät in der Größe eines flachen Notizblocks aus der Rocktasche.
„Termine und Adressen, Wörterbücher und Rechner, Projektorganisation und
Textverarbeitung. Internet natürlich.“
    „Und Sie werden über den Wein im Wiesbachtal
schreiben?“
    „Auch, Herr Gendarm, auch.“
    „Da gibt es für Sie in unseren Kellern viel zu entdecken!“
    „Das fürchte ich allerdings.“
    Die beiden waren redend ein paar Schritte gegangen.
Dann blieb Hafner stehen und zog Polt am Hemdärmel. „Zeit für eine dienstliche
Wahrnehmung, mein Freund!“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Richten Sie das Auge des Gesetzes auf das Gebäude
der Freiwilligen Feuerwehr! Sehen Sie nichts im Fenster?“
    Polt schaute angestrengt und glaubte ein Flackern zu
erkennen. Rasch trat er näher. Tatsächlich. Da war Feuer im Zeughaus. Flammen
züngelten aus einem Haufen Uniformen, der auf dem Boden lag.
    „Originell.“ Heinz Hafner stand neben ihm und hatte
sein Handy gezückt. „Soll ich den Feuerwehrnotruf wählen? Haben Sie übrigens
das hier bemerkt?“ Er zeigte auf eine kleine Kreidezeichnung auf der Mauer, die
einen Hut mit Feder darstellte. „Paßt irgendwie nicht in die Gegend, hm?“
    „Ja. Nein.“ Polt warf noch einen Blick auf das
Feuer. Es machte einen recht harmlosen Eindruck. „Rufen Sie lieber nicht an.
Und entschuldigen Sie mich für ein paar Minuten.“ Er lief zur nahen
Telefonzelle und wählte die Privatnummer des Burgheimer Feuerwehrkommandanten.
    „Ja? Weinwurm. Was ist los, zum Teufel?“
    „Ich bin's, Simon Polt. Im Zeughaus brennt es, Edi!“
    „Bist besoffen oder wie?“
    „Schön wär's. Du, das schaut mir nach einem Bosheitsakt
aus. Wenn ich jetzt Meldung mache und ihr offiziell ausrückt, lacht morgen das
ganze Wiesbachtal. Zieh dich an, komm her und tu was dagegen!“
    „Und du willst mir keinen blöden Streich spielen,
Simon?“
    „Nein. Verdammt noch einmal.“
    „Also gut.“
     
    Das Feuer war rasch gelöscht, und der Gendarm wollte
Heinz Hafner noch bitten, nicht darüber zu reden. Doch vorerst konnte er ihn
nirgends sehen. Dann entdeckte er ihn hinter dem Kriegerdenkmal. Er hielt sein
wunderliches Gerät schräg ins Morgenlicht und tippte mit einem kleinen,
schwarzen Stift unglaublich schnell auf den Bildschirm.
    Seltsamer Mensch, dachte Polt. Wie ein Motor, der zu
hoch dreht. Dann ging er auf Hafner zu. „Darf ich kurz stören?“
    „Sie möchten sicher, daß diese possierliche Feuersbrunst
unter uns bleibt.“
    „Ja.“
    „Die Freude kann ich Ihnen machen. Und wäre ich eine
gute Fee, hätten Sie noch zwei Wünsche offen.“
    „Man kann nicht alles haben.“
    „Wem sagen Sie das.“
    Auf dem Weg nach Hause blieb Polt noch einmal vor
dem Gemeindeamt stehen. Der Asphalt vor der Eingangstür war gesäubert. Doch
den kleinen, mit Kreide gezeichneten Hut an der rechten unteren Ecke der Tür
hatte wohl niemand bemerkt.
     
    Um acht betrat Polt mit mäßigem Diensteifer die Wachstube.
„Guten Morgen! Ist der Chef da?“
    Inspektor Holzer hob müde den Kopf. „Grüß dich,
Simon. Er hat Besuch. Die Karin Walter wollte mit ihm reden. Unser
Verkehrsunterricht in der Schule, du weißt schon. Wahrscheinlich balzt der Alte
jetzt wie ein Auerhahn.“
    „Wenn er nicht gerade
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