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Highlander und die Hure

Highlander und die Hure

Titel: Highlander und die Hure
Autoren: T Brisbin
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andere Mann. Der nette Mann, der gelächelt hat.“
    Marian war einen Moment sprachlos. Ihr war gar nicht in den Sinn gekommen, dass dieser Mann nett sein oder gar lächeln könnte. Er hatte so ernst dreingeblickt und wütend, sein Gesicht war ihr wie versteinert erschienen, als könnte er seinen Mund nicht zu einem Lächeln oder auch nur zu einem freundlichen Ausdruck verziehen. Mit dem Dolch in der Hand war er ihr vielmehr wie jemand vorgekommen, der über sie herfallen würde, sobald er Laren weggeschickt hatte. Der Mann war noch größer als ihr ältester Bruder Iain, und seine Schultern waren breiter als die des Schmieds Ranald hier aus dem Dorf. Unwillkürlich lief ihr ein Schauer über den Rücken.
    Ehrfurcht erregend war wohl zutreffender, wenn man ihn beschreiben wollte.
    Selbst in dem Augenblick, in dem sie wusste, dass er ihre Angst wahrgenommen hatte, war bei ihr nicht das Gefühl aufgekommen, in Gefahr zu schweben. Seine bemerkenswerte Erscheinung wirkte überwältigend, ohne dass sie körperliche Gewalt von ihm befürchtete. Ihre Tochter hatte einfach nur einen jener fantasievollen Gedanken ausgesprochen, die kleinen Kindern hin und wieder durch den Kopf gingen.
    „Den Mann kannte ich nicht“, flüsterte sie Ciara zu, die sich müde gegen sie sinken ließ.
    Auch wenn ihre Tochter viel zu schnell groß wurde, war sie doch noch ein kleines Mädchen und verbrachte einen Teil des Tages mit Schlafen. Jetzt, da die Aufregung sich gelegt hatte, holte die Müdigkeit sie ein. Marian drückte Ciara an sich und summte leise ein Lied, damit sie leichter einschlief. Es dauerte nicht lange, da konnte sie aufstehen und die Kleine ins Bett bringen. Nachdem sie die Wolldecke über Ciara gelegt hatte, ging sie zur Haustür, hob den Riegel an und begab sich nach draußen, um sich davon zu überzeugen, dass sich niemand in der Nähe aufhielt.
    Der spätsommerliche Wind wehte durch die Baumkronen und trug bereits eine leichte Kühle mit sich. Nur noch wenige Wochen, dann mussten die Viehtreiber entscheiden, welches Vieh von den Hügeln in die Täler getrieben und welches geschlachtet oder verkauft werden sollte. Marian betrachtete ihren eigenen kleinen Garten und wusste schon jetzt, dass viel Arbeit vor ihr lag, all die Kräuter zu pflücken und zu trocknen, die sie für den kommenden Winter gepflanzt hatte.
    Während sie um ihr Cottage herumging, suchte sie nach Hinweisen auf mögliche Eindringlinge – und sie hielt Ausschau nach dem Fremden, der wie aus dem Nichts in ihr Leben getreten war und sich gleich wieder in Luft aufgelöst hatte. Alles schien in Ordnung zu sein, ihr Garten wirkte unversehrt, nirgendwo war etwas zertrampelt worden. Sie hob den Kopf und lauschte den Geräuschen aus dem Wald. Vögel flogen vorüber, der Wind ließ die Blätter rascheln, und Wolken zogen über den Himmel, ganz so, wie es an einem Tag im September auch sein sollte.
    Wäre da nicht ihr rasendes Herz gewesen, hätte sogar sie diesen Tag für einen ganz gewöhnlichen Tag in Dunalastair gehalten. Marian versuchte, sich auf die Arbeiten zu konzentrieren, die sie noch erledigen musste, doch ihre Gedanken kehrten immer wieder zu diesem rätselhaften Fremden zurück.
    Im Geiste sah sie nur seine Augen – so dunkel, dass sie fast schon schwarz waren –, die Laren wütend angefunkelt hatten und dann so eindringlich auf sie gerichtet gewesen waren, als er davon sprach, dass er ihre Tochter am Fenster gesehen hatte. Dieses Mienenspiel, zusammen mit seiner ausgeprägt männlichen Statur, machte es ihr jetzt so schwer zu atmen.
    Noch nie hatte sie, die Robertson-Hure, einen Mann so faszinierend gefunden. Niemals war sie in den letzten fünf Jahren so unachtsam gewesen und hatte einen Mann derart auf sich wirken lassen wie diesen Fremden. Es war zu gefährlich, eine solche Nachlässigkeit überhaupt nur in Erwägung zu ziehen, dass es ihr nie eingefallen wäre, sich dagegen wappnen zu müssen.
    Sie hatte damit gerechnet, dass es zu Zwischenfällen wie dem mit Laren kommen würde, sobald sich herumsprach, wer sie war. Aber ihr Bruder würde für den Fall Befehle erteilen, die jeden davon abhalten sollten, sich ihr in einer ernsthaften Weise zu nähern.
    Doch ihr war nie in den Sinn gekommen, dass die Gefahr von einem solchen Fremden ausgehen würde. Nach diesem Blick in seine unergründlichen dunklen Augen wusste sie, er war gefährlicher als jeder Mann vor und auch nach ihm. Es war die Erinnerung an seine Augen, die sie für den Rest des Tages
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