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Highlander und die Hure

Highlander und die Hure

Titel: Highlander und die Hure
Autoren: T Brisbin
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dicht, dass sie einen Großteil des Sonnenlichts abhielten und den Weg in tiefe Schatten tauchten. Als er die Stelle erreichte, an der sich der Strom gabelte und ein Flussarm in Richtung der immer noch weit entfernten Feste abzweigte, während der andere nach Osten floss, wusste Duncan, dass er sich allmählich dem Treffpunkt außerhalb des Dorfes näherte. Nach einer Weile kam die niedrige Steinbrücke in Sicht, und er ließ sein Pferd gemächlich und in aller Ruhe im Schritt gehen.
    Wie es aussah, war er etwas früher als geplant eingetroffen, also ließ er das Pferd trinken, während er aus seinem Beutel einen Schlauch holte und einen tiefen Schluck Ale nahm. Er entdeckte eine kleine Lücke zwischen den dicht an dicht stehenden Bäumen, saß ab und führte das Tier dorthin, dann holte er den eingewickelten Käse und ein hartes Stück Brot heraus. Da Ranald dafür sorgen würde, dass er nicht hungern musste, genügte der mitgebrachte Proviant, um seinen Magen für die nächste Zeit zu besänftigen.
    Einige Zeit verstrich, und Duncan wurde allmählich unruhig, was nicht zuletzt daran lag, dass von den anstehenden Gesprächen sehr viel abhing. Er ließ das Pferd auf der Lichtung angebunden zurück und ging zur Brücke, um nachzusehen, ob Ranald bereits in einiger Entfernung auszumachen war. Ohne die Brücke zu überqueren, suchte er die zum Dorf führende Straße ab und hoffte, den Mann dort irgendwo zu entdecken.
    Niemand war zu sehen.
    Es war nicht Ranalds Art, sich zu verspäten oder ein Treffen zu versäumen. Dennoch beschloss Duncan, dem Mann etwas mehr Zeit zu lassen, bevor er selbst zu seinen Leuten zurückkehrte. Schließlich konnte er nicht ohne deren Begleitung zur Festung der Robertsons weiterreiten. Im Schutz der Bäume ging er nahe der Brücke auf und ab und wartete ungeduldig. Die einzigen Geräusche, die zu hören waren, stammten von den Tieren im Wald – und von ihm selbst, da er in Abständen stehen blieb und unbeherrscht schnaubte.
    Auch wenn ihm der Ruf vorauseilte, bei schwierigen Verhandlungen eine unerschöpfliche Geduld an den Tag zu legen, besaß Duncan in Wahrheit nur wenig von dieser Tugend. Und da die Zeit nur unerträglich langsam verstrich, wurde er umso deutlicher auf diese Tatsache gestoßen. Als dann auf einmal ein Schrei die Stille zerriss, wirkte der so unwirklich, dass Duncan einen Moment lang glaubte, er habe ihn sich nur eingebildet.
    Er legte den Kopf schräg und lauschte aufmerksam auf weitere Geräusche. Lange musste er nicht warten, denn als er sich langsam im Kreis drehte, um die Umgebung zu mustern, folgte bereits ein zweiter Schrei. Er war zwar nicht so laut wie der erste, doch er genügte, um die Richtung zu bestimmen. Duncan überquerte die Brücke und bog vom Weg ab, ging zwischen den Bäumen hindurch und gelangte schließlich zur Rückseite eines kleinen Cottages. Während er um das Gebäude herumging, horchte er wachsam auf jeden Laut. Schließlich blieb er stehen und spähte um die Ecke, um zu sehen, was sich vor dem Cottage abspielte.
    Da er nicht damit gerechnet hatte, zum Schwert greifen zu müssen, hatte er es bei seinem Pferd auf der Lichtung gelassen. Daher konnte er nur seinen Dolch ziehen. Der glich von seiner Größe her mehr einem kurzen Schwert denn einem Messer und hatte sich in vielen Auseinandersetzungen bewährt. Mit schnellen Schritten wechselte er von der Ecke des Bauwerks in den Schutz eines großen Baums, um herauszufinden, was hier nicht stimmte.
    Dann sah er sie – eine Frau, die sich gegen einen deutlich größeren und stärkeren Mann zu wehren versuchte.
    Duncan ließ sich einen Moment Zeit, um die Situation einzuschätzen. Rasch erkannte er, dass der Frau keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben drohte, ihr die Umarmung aber sichtlich missfiel. Durch ihre Gegenwehr löste sich ihr Kopftuch und flatterte zu Boden, sodass ihr volles braunes Haar zum Vorschein kam. Plötzlich fiel ihm auf, dass sie nicht mehr schrie, und als er die beiden genauer beobachtete, wurde eines deutlich: Die Frau versuchte sich zusammen mit dem Mann so zu drehen, dass dessen Blick auf den Weg gerichtet war, der aus dem Wald zum Cottage führte, nicht jedoch auf das Haus selbst.
    Ein Geräusch ließ ihn auf das Fenster an der Seitenwand des Cottages aufmerksam werden, und dann sah er auf einmal einem kleinen Kind in die Augen. Ein Mädchen, das nicht älter als fünf Jahre sein konnte, schaute aus einem schmalen Fenster in seine Richtung. Das Kind hatte das
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