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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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rechtfertigen!
    Schließlich war es Carter, der den stillen Kampf aufgab und das Funkgerät auf Sendung stellte. »Du kannst mich unmöglich einholen, Alf«, sagte er.
    »Nein. Aber ich kann dich verfolgen, bis es nicht mehr nötig ist«, erwiderte Alf.
    »Du kannst nicht länger als vierundzwanzig Stunden hinter mir bleiben, Alf. Du hast Luft für achtundvierzig Stunden. Ich glaube nicht, daß du dich opfern willst, nur um sicherzugehen, daß auch ich sterbe.«
    »Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen. Aber so etwas ist sowieso nicht nötig. Morgen mittag wird die Sache anders aussehen. Du wirst mich verfolgen. Denn auch du mußt atmen!«
    »Paß mal auf«, sagte Carter. Der O-Tank, der zwischen seinen Knien ruhte, war inzwischen leer. Er ließ ihn über die Seite fallen und beobachtete, wie er in den Sand rollte.
    »Ich habe einen Extratank«, sagte er und lächelte. »Ich werde vier Stunden länger atmen können als du. Möchtest du jetzt vielleicht umkehren?«
    »Nein.«
    »Er ist es nicht wert, Alf. Dein Bruder war nicht gesund.«
    »Soll das heißen, daß er sterben mußte?«
    »Allerdings. Vielleicht bist du auch von der anderen Seite, eh?«
    »Nein. Und Lew war es auch nicht, bis er hierherkam. Man hätte eben nicht nur Männer schicken sollen.«
    »Amen.«
    »Ich weiß sehr wohl, daß sich viele Leute vor Homosexuellen ekeln, und ich gehöre auch dazu. Es hat mir großen Kummer gemacht, daß es mit Lew so weit kommen mußte. Aber andrerseits gibt es nur eine Art von Leuten, die direkt nach ihnen Ausschau halten, um sie dann mit Füßen zu treten.«
    Carter runzelte die Stirn.
    »Und das sind die Latenten, die Leute, die selbst glauben, sie könnten so werden, wenn ihnen nur jemand Gelegenheit dazu gäbe. Sie können keine Homosexuellen ertragen, weil sie die Versuchung fürchten.«
    »Du zahlst es mir billig heim.«
    »Vielleicht.«
    »Jedenfalls hat die Gruppe auch ohne diese Dinge genügend Probleme. Jemand wie dein Bruder hätte das ganze Projekt gefährden können.«
    »Und einen Mörder hatten wir wohl gerade nötig, nicht wahr?«
    »In diesem Fall allerdings.«
    Plötzlich erkannte Carter, daß er zu seinem eigenen Verteidiger geworden war. Wenn es ihm gelang, Alf zu überzeugen, konnte er auch die anderen umstimmen. Andernfalls mußte er die Kuppel zerstören – oder sterben. Er fuhr fort und versuchte seine Stimme so überzeugend wie möglich klingen zu lassen:
    »Weißt du, Alf, die Kuppel hat zwei Aufgaben zu erfüllen. Zum ersten soll durch uns festgestellt werden, ob wir in einer feindlichen Welt, wie wir sie hier vorfinden, überhaupt leben können. Und zum zweiten sollen wir Verbindung mit den Marsianern aufnehmen. In der Kuppel befinden sich fünfzehn Männer, die …«
    »Zwölf. Dreizehn, wenn ich zurück bin.«
    »Vierzehn, wenn wir beide zurückkehren, okay? Jeder von uns ist mehr oder weniger notwendig, damit das Ganze funktioniert. Aber ich werde für beide Aufgabengebiete benötigt, die ich eben nannte. Ich bin der Ökologe der Gruppe und habe in dieser Eigenschaft nicht nur uns Menschen im Auge zu behalten, sondern ich muß darüber hinaus herausfinden, wie die Marsianer leben, wovon sie leben und wie die marsianischen Lebensformen voneinander abhängen. Verstehst du?«
    »Sicher. Aber was ist mit Lew? Wurde er nicht auch benötigt?«
    »Wir können zur Not ohne ihn auskommen. Er war unser Funkspezialist. Es gibt mindestens zwei Leute in der Gruppe, die seinen Posten übernehmen könnten.«
    »Deine Worte machen mich wahrhaft glücklich. Aber trifft dasselbe nicht auch für dich zu?«
    Carter überlegte krampfhaft. Ja, besonders Gondot war sehr wohl in der Lage, das Versorgungssystem der Kuppel ohne große Hilfe in Gang zu halten. Aber …
    »Nicht im Hinblick auf die marsianischen Forschungen, Alf. Es gibt keine …«
    »Es gibt keine marsianische Ökologie, du hast recht! Jack, hat jemals ein Mensch eine Spur von Leben auf dem Mars gefunden, abgesehen von der entfernt menschenähnlichen Mumie? Du kannst dich nicht Ökologe schimpfen, wenn du nichts hast, an dem du arbeiten kannst. Es gibt nichts, aus dem du irgendwelche Schlüsse ziehen könntest. Wozu bist du also gut?«
    Carter gab nicht auf.
    Er argumentierte noch immer, als die Sonne bereits in dem gewaltigen Sandmeer vor ihm versank und die Dunkelheit sich um ihn schloß.
    Dann wußte er, daß es sinnlos war. Alfs Vernunft blieb seinen Worten verschlossen.
     
     
    2
     
    Bei Sonnenuntergang war die
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