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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nagte ich an meiner Unterlippe. Kayle war ein Rindvieh, aber von seinem Standpunkt aus gesehen hatte er recht, daran war nun mal nicht zu zweifeln. Ich hätte an seiner Stelle wahrscheinlich auch nicht anders handeln können.
    Nein, wenn das Problem zu lösen war, dann konnte nur ich das tun. Ich konnte mich auf niemand verlassen.
    Ich sah mir Karten an, überprüfte die Angaben über den Standort unserer Patrouillenschiffe, der Suchstationen und der Radarkontrollfelder.
    Nach Stunden kam ich zu der Erkenntnis, daß ein so kleines Boot wie das meine durchaus die Chance besaß, durch das Netz zu schlüpfen, wenn der Pilot ein wagemutiger und ziemlich verrückter Mann war.
    Man hatte mich zum Spion gestempelt und zum Tode verurteilt.
    Was riskierte ich, wenn ich wagemutig und verrückt handelte?
    Nichts.
    Außerdem hielt ich noch einige Trümpfe in der Hand.
     
    3
     
    Das Schrillen der Alarmglocken riß mich aus meinen Überlegungen.
    Im ersten Augenblick glaubte ich, daß Kayle schneller gewesen war und die Atomraketen bereits den Bannkreis meiner Signalanlage überquert hatten, aber dann erkannte ich meinen Irrtum. Es war nur der Funkanruf einer Routinepatrouille. Er hatte die Anlage ausgelöst, als ich ihn nicht beantwortete.
    »Ihre Daten… verringern Sie auf einskommaacht g. Sie nähern sich der befohlenen Kreisbahn. Weitere Anweisungen folgen …«
    Es waren die üblichen Anweisungen. Ich gab sie an den Autopiloten weiter. Gleichzeitig dachte ich über meinen Plan nach. Das Patrouillenschiff kam näher. Ich leckte mir über die trockenen Lippen. Es war höchste Zeit, den ersten Versuch zu wagen.
    Ich schloß die Augen und konzentrierte mich. Die Fühler meines gelenkten Unterbewußtseins griffen aus – vierzigtausend Kilometer weit, bis in die Kabine des kleinen Schiffes, in die Kontrollzentrale, direkt hinein in das Denkzentrum des erstbesten Offiziers. Ein kurzer Kampf, dann konnte ich ihm meine Befehle übermitteln.
    Der Offizier drückte einige Knöpfe nieder und sagte in die Sprechanlage der Funkstation: »Hallo, Rettungsboot! Bleiben Sie auf Ihrem bisherigen Kurs. Geschwindigkeit unverändert für Landebahn. Ende.«
    Ich löschte die Erinnerung des Mannes. Mein letzter Eindruck, bevor ich ihn verließ, war Erstaunen und Verwirrung. Die Zeitspanne hatte genügt. Ich hatte die erste Linie der Sperre passiert. Niemand hatte eine Rakete auf mich abgeschossen.
    Ich näherte mich mit rasender Geschwindigkeit der Erdatmosphäre.
    Da sprach mein Funkempfänger wieder an.
    »Hallo, Rettungsboot viernullzwo! Kontrollstation hier! Ich habe Sie auf Kanal vierdrei und bringe Sie 'runter.«
    Eine lange Pause, dann:
    »Boot viernullzwo! Kommando zurück! Gehen Sie nicht in die Landebahn! Letzte Warnung …«
    Kayle hatte verdammt schnell geschaltet, das mußte ich zugeben. Immerhin hatte ich die äußere Verteidigungslinie bereits hinter mir. Noch ein paar Minuten, und ich hätte es geschafft, unbehelligt auf der Erde zu landen. Vielleicht konnte ich Zeit gewinnen, wenn ich den Dummen spielte.
    »Hallo, Kontrollstation! Hier viernullzwo. Tut mir leid, aber ich hatte schlechten Empfang und habe nicht alles verstanden. Vergessen Sie nicht, daß ich verwundet bin. Was war mit Kanal vierdrei und Landebahn?«
    »Verschwinden Sie, viernullzwo! Die Landeerlaubnis für Sie wurde zurückgezogen.«
    »Ihr seid ja ganz hübsch durcheinander«, gab ich zurück. »Ich erhielt Landeerlaubnis. Die Patrouille draußen …«
    Es war höchste Zeit, hier zu verschwinden und es woanders zu versuchen. Ich schaltete die Funkgeräte ab. Das Boot glitt um die Erde herum. Wieder konzentrierte ich mich …
    Ein Radarmann auf der anderen Seite des Pazifik stand von seinem Stuhl auf, durchquerte den Raum und legte einen Hebel um. Die Radarschirme wurden dunkel…
    Eine Stunde lang umkreiste ich die Erde und ging dabei tiefer. Ich startete Angriff auf Angriff und hielt mir die Bahn frei. Dann war ich durch. Unter mir lag die glatte Fläche des Meeres, wenige Meilen von Key West entfernt. Mein Boot landete hart im Wasser. Ich wurde in die Haltegurte geschleudert.
    Das Boot begann sofort zu sinken. Mit einem Ruck hieb ich den Hebel der Kabinenauslösung nieder. Tief unter der Meeresoberfläche trennte sich der Rettungskörper von dem absinkenden Schiff und schoß nach oben. Dann schaukelte ich in den Wellen.
    Nun blieb mir keine andere Wahl, als mich mit Oberst Kayle in Verbindung zu setzen. Ich würde dabei meine Position verraten müssen, aber
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