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Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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weiter, tiefer und tiefer, bis es plötzlich hell wurde…
    Da lag es vor mir, das Erinnerungsvermögen des Unterbewußtseins. Ein gewaltiger Speicher längst vergessener Tatsachen und gewaltsam unterdrückten Wissens – vielleicht. Wenn es einen Beweis für die Tätigkeit der Gool gab, dann nur hier. Kein normaler Mensch konnte bewußt in diese Regionen seines Unterbewußtseins vordringen; dazu gehörte das Training eines ausgebildeten Psychodynamikers.
    Und ich fand den Beweis.
    So wie das menschliche Auge eine winzige Bewegung unter Tausenden entdeckt und von den übrigen unterscheiden kann, so unterschied ich plötzlich die tastenden Impulse eines Goolgehirns von meinen eigenen. Ich wußte nun, daß meine bisherigen Handlungen aus der Tiefe meines Unterbewußtseins heraus gelenkt wurden – vorsichtig und behutsam. Aber mit einer ganz bestimmten Absicht.
    Es fiel mir nicht schwer, Kontakt zu finden. Kontakt zu einem Gool, der Lichtstunden entfernt sein mochte. Vielleicht.
    »Ich habe Verbindung, Strahlender!«
    Es war ein lautloser, starker Impuls, der nicht mir galt. Der Gool, der in mein Unterbewußtsein vorgedrungen war, berichtete jenen, die ihn geschickt hatten. Und er bekam eine Antwort, die ich ebenfalls verstand:
    »Vorsichtig! Nähre die Flamme, bevor sie erlischt. Du hast gerade erst die Schwelle überschritten.«
    »Es gibt nach, weicht zurück, Strahlender.«
    Mein Erinnerungsvermögen nahm zu. Ich lauschte auf die Stimmen der Gool, aber es waren ja keine Stimmen, sondern nur Gedankenimpulse, keine Gegenwart, sondern jüngste Vergangenheit. Ich hatte mich gegen die Übernahme durch die Gool gewehrt, aber mein Gegner war stärker gewesen. Trotz meines Spezialtrainings gelang es ihm, Besitz von mir und meinen Reaktionen zu ergreifen. Ich war auf ein solches Ereignis vorbereitet gewesen, aber das half mir nun auch nichts mehr. Die Fernhypnose der Gool übertraf alle unsere Erwartungen.
    Ich sah hilflos zu, wie die Explosion das große Schiff zerriß. Der Gool zwang mich, zur Schleuse zu kriechen, durch Rauch und Flammen. Ich öffnete die Luke und kroch in das Rettungsboot. Das gebrochene Bein schleppte ich hinter mir her. Dann kam der Andruck, als das Boot aus dem vernichteten Kreuzer schoß. Ich verlor das Bewußtsein.
    Und jetzt?
    Der Gool war noch in mir, beherrschte das Bewußtsein und gab mir seine Befehle. Aber mein Unterbewußtsein war noch frei. Es hatte seine eigene Identität und wehrte sich.
    »Ich kann ihn nicht halten«, teilte der Gool seinen Auftraggebern mit. »Nehmt Verbindung auf.«
    »Unmöglich! Vergiß nicht, was du gelernt hast. Du mußt festhalten, nicht mehr loslassen. Dein Auftrag …«
    Ich wurde nun nicht mehr abgelenkt. Ich verstand. Teilnahmslos fast sah ich zu, wie der Gool seine Befehle in mein Bewußtsein hämmerte, ehe er sich zurückzog. Dabei verwischte er die Spuren seiner Arbeit, damit ich ihn vergaß. Aber er machte den Fehler, mein Unterbewußtsein nicht zu berücksichtigen.
    Ich lernte. Der hypnotische Fernimpuls des Gool beherrschte mein Bewußtsein, mehr nicht. Ein Psychodynamiker aber versteht es genausogut, mit dem Unterbewußtsein zu arbeiten. Ich konnte somit den Fernimpuls imitieren, denn ich wußte, wie der Gool es angestellt hatte.
    Ein wenig zögernd zuerst, dann entschlossener und sicherer, kopierte ich den Impuls und tastete mich vor, hinein in das nicht materielle Kontinuum. Wie papierdünnes Kristall verschwammen die vielseitigen Aspekte der Realität und formten sich neu.
    Plötzlich lag der Weg frei vor mir. So wie man nur eine Hand auszustrecken brauchte, um ein Buch aus einem Regal zu nehmen, so griff ich hinein in die Unendlichkeit des Raumes, bis ich auf Widerstand traf.
    Ein lautloser, verzweifelter Schrei.
    Zurückweichen.
    Dann:
    »Oh, Strahlender… er folgt mir! Er hat mich eingeholt!«
    Die Technik der Gool war nun meine eigene. Rücksichtslos schlug ich zu, erstickte den Aufschrei und drang ein in das Bewußtsein des Gegners.
    Ich ergriff Kontrolle, wie der Gool es vorher mit mir getan hatte. Es war leicht, der Widerstand nur noch gering. Ich ließ dem Gool keine Zeit, sich von seiner Überraschung zu erholen. Vielleicht war der Kontakt nur ein Zufall, den ich ausnutzen mußte. Das Gehirn des Gool, seine Erinnerungen, seine Speicher …
    Ich sah eine Welt mit gelben Meeren und endlosen Schlammufern. Da war ein riesiger Krater, aus dem flüssiger Schwefel kroch und nach allen Seiten davonfloß. An seinen Rändern hockten die Gool, riesige
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