Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
plötzlich bemerkte, daß es sich bewegte.
    »Dann bewegt sich auch alles, denn es ist starr miteinander verbunden und parallel verlaufend.« Gulyas deutete auf die Streben und deren verlängerte Enden. An einem saß eine Linse, ähnlich wie bei dem Teleskop, aber als er sich bückte und hindurchsah, konnte er nichts erkennen. »Alles dunkel«, sagte er enttäuscht.
    »Vielleicht ist das beabsichtigt«, knurrte Hautamaki und rieb sich das Kinn. Er starrte auf die fremdartige Maschinerie, dann wandte er sich um und holte etwas aus seinem Instrumentenkasten. Es war ein Multi-Radiation-Tester, den er vor die Linse hielt, durch die Gulyas geblickt hatte. Dann erhob er sich und sagte: »Nur Infrarot. Alles andere wird verschluckt.«
    Ein drittes Teleskop ließ nur Ultraviolett durch, während eine Anordnung von Metallplatten sich nur auf Radiowellen konzentrierte. Tjond sprach schließlich aus, was alle heimlich vermuteten:
    »Vielleicht sind das alles Teleskope – jedes für andere Augen hergestellt und passend. Die Konstrukteure haben nicht gewußt, wer einmal hierherkommen und durchschauen würde. Sie sorgten dafür, daß alle sichtbaren und unsichtbaren Wellenlängen berücksichtigt wurden. Wer immer auch kam, jeder würde etwas sehen können. Ja, die Suche ist vorüber. Wir, die Menschen, sind nicht allein im Universum.«
     
    »Es ist noch zu früh, solche Schlüsse zu ziehen«, sagte Hautamaki, aber seine Stimme verriet, daß er Tjond recht gab.
    »Warum?« rief Gulyas und zog Tjond an sich. »Warum sollten wir es nicht sein, die auf fremde Intelligenzen stoßen? Wenn sie wirklich existieren, muß die Begegnung einmal stattfinden. Die Galaxis ist riesig groß, aber nicht unendlich. ›Suchet, so werdet ihr finden‹ – das steht in goldenen Lettern über der Akademie.«
    »Wir haben noch keinen endgültigen Beweis«, sagte Hautamaki und bemühte sich, seine Erregung zu dämpfen. Er war der Kommandant und mußte kühl und sachlich bleiben. »Der Sender kann von Menschen gebaut und hier verankert worden sein.«
    Gulyas schüttelte den Kopf und streckte einen Finger hoch.
    »Erstens erinnert die Konstruktion an nichts, was wir bisher gesehen haben.« Ein weiterer Finger kam hoch. »Zweitens besteht sie aus einem uns unbekannten Metall. Drittens befinden wir uns hier in einem bisher völlig unerforschten Teil der Galaxis. Kein Mensch drang so weit vor. Wir sind Lichtjahrhunderte vom nächsten bewohnten Sonnensystem entfernt. Schiffe, die solche Entfernungen schnell und sicher zurücklegen können, gibt es noch nicht so lange.«
    »Und hier ist der letzte Beweis«, rief Tjond plötzlich.
    Sie rannten hinter ihr her. Tjond war dem Kabel gefolgt, das sich auf der Felsplatte in eine starre Antenne verwandelte. An der Stelle, wo es sich aufrichtete, waren Zeichen in den Felsen gegraben. Es waren Hunderte von ihnen.
    »Es sind unbekannte Schriftzeichen«, sagte Tjond triumphierend. »Sie haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendwelchen Schriftzeichen, die wir kennen. Sie sind anders.«
    »Warum sind Sie so sicher?« fragte Hautamaki und vergaß sich in der Erregung soweit, daß er sie direkt ansprach.
    »Ich muß es wissen, Kommandant, denn Schriftzeichen sind meine Spezialität. Ich studierte Philologie und Abbicciologie. Es ist die einzige Wissenschaft, die noch Verbindung mit der Erde hat und …«
    »Unmöglich!«
    »Die Erde steht auf der anderen Seite der Galaxis, soweit ich orientiert bin, und wenn ich mich nicht irre, dann benötigt eine Funknachricht vierhundert Jahre hin und zurück. Abbicciologie ist ein Zweig der Wissenschaft, der nur an der Randzone einen Sinn hat. Er beschäftigt sich mit unveränderlichen Tatsachen. Das alte Alphabet der Erde ist ein Teil ihrer Geschichte und kann in seinem Kern nicht verändert werden. Ich habe es in allen seinen Variationen durch die Jahrtausende hindurch studiert und kenne jede geringste Abweichung. Der eigentliche Stamm blieb immer derselbe. Die Grundelemente blieben erhalten.« Sie nahm ihr Messer und kratzte etwas in den Felsen. »Hier, sehen Sie das L. Und daneben das hebräische ›Lamedh‹. Die Grundelemente sind gleich, die Verwandtschaft unverkennbar. Der rechte Winkel ist geblieben, obwohl Hebräisch so alt ist, daß seine Spuren sich im Dunkel der Zeit verlieren.« Sie zeigte auf die fremden Schriftzeichen. »Das aber – das habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen.«
     
    Das Schweigen lastete auf ihnen.
    Hautamaki sah Tjond aufmerksam an und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher