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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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vorkamen.
    SHAZAM, das magische Wort von Captain Marvel, besteht aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Götter des klassischen Altertums oder anderer nichtklassischer Gestalten – Salomon, Herkules, Atlas, Zeus, Achilles und Merkur –, also ist er gewissermaßen ein Spross der antiken Mythologie. Tatsächlich hatte sich der Zauberer Shazamo, Captain Marvels Mentor, früher mit der Magierin Kirke herumgetrieben, die in der »Odyssee« die Gefährten des Helden in Schweine verwandelt. Seine Schöpfer haben offenbar die gleichen Bücher
gelesen wie ich als Kind. (Wonder Woman hat dieselben Vorfahren, schließlich heißt sie Diana, nach jener Göttin der Jagd, die sich durch Keuschheit und einen silbernen Bogen auszeichnet, dessen Sehne – so was wissen wir nun mal! – zu Wonder Womans mächtigem Lasso wurde. In ihrer Jugend, sprich in den Comicheften der Vierziger, schmilzt Diana Prince, das Alter Ego von Wonder Woman, jedes Mal dahin und verliert ihre Superkräfte, wenn ihr geliebter Steve Trevor sie küsst; denn die Jungfräulichkeit ist eine weitere Eigenschaft des göttlichen Vorbilds.)
    Verhängnisvoller Kuss: Wonder Woman und Steve Trevor
    Batman dagegen verdankt alles, was er kann, technischen Tricks. Er ist nichts weiter als ein Mensch und deshalb rührend sterblich, doch seine Ausrüstung, mit deren Hilfe er das Verbrechen bekämpft, ist allumfassend. Das zeitgenössische Magazin, das ihm am ehesten angemessen wäre, ist nicht etwa Weird Tales , sondern Popular Mechanics . Unter
dem Blickwinkel des Stils und der Kulisse ist er zudem der futuristischste aller Superhelden: In seinen frühen Inkarnationen war Gotham City hochmodern, und zwar mit ausgeprägten Art-déco-Einflüssen.
    Mythologie, Reisen zu anderen Planeten und moderne Technologie – das passt alles zusammen. Auf den ersten Blick fällt die Mythologie etwas aus der Reihe, da sie der Antike und nicht der Moderne entstammt; aber wie wir bei Wonder Woman und Captain Marvel gesehen haben, spielt sie eine bedeutende Rolle.
    Genau genommen haben die hervorstechendsten Eigenschaften der frühen Comichelden – und folglich auch meiner fliegenden Kaninchen, die, von den Schlappohren und Stummelschwänzen einmal abgesehen, eng mit ihnen verwandt waren – tiefe Wurzeln in der Literatur- und Kulturgeschichte und möglicherweise auch in der menschlichen Psyche.
    Andere Welten
    Wo kommen andere Welten und Außerirdische eigentlich her? Warum haben kleine Kinder üblicherweise Angst davor, dass etwas unter ihrem Bett lauern könnte – und nicht etwa ihre Hausschuhe? Ist dieses Ungeheuer unter dem Bett ein Archetyp aus grauer Vorzeit, als uns Höhlentiger nachstellten, oder etwas anderes? Warum glauben kleine Kinder außerdem, dass leblose Gegenstände wie Löffel oder Steine – von ihren Stofftieren ganz zu schweigen – dieselben Gedanken haben wie sie und ihnen gegenüber gute oder schlechte Absichten hegen? Gibt es zwischen diesen drei Fragen einen Zusammenhang?
    Die Fähigkeit, die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen, ist von Biologen in letzter Zeit genauer unter die
Lupe genommen worden, insbesondere von Frans de Waal in seinem Buch »Das Prinzip Empathie«. Früher ist man davon ausgegangen, dass nur Menschen dazu in der Lage sind, aber das scheint ein Irrtum zu sein; Elefanten und Schimpansen können das auch, Affen im Allgemeinen nicht. Es wird angenommen, dass diese Fähigkeit ein gewisses Selbstempfinden voraussetzt. Nachprüfen kann man das zum Beispiel mit einem Spiegel. Erkennt ein Tier, das hineinblickt, sich selbst in seinem Spiegelbild? Mit Elefanten sind faszinierende Experimente durchgeführt worden: Nachdem man ihnen ein großes, gut sichtbares Zeichen auf eine Kopfseite und ein entsprechendes unsichtbares Zeichen auf die andere Kopfseite gemalt hatte, um den Tastsinn als Faktor auszuschließen, wurde ihnen ein elefantengroßer Spiegel vorgehalten. Wenn der Elefant das Zeichen in seinem Spiegelbild sieht und es dann an sich selbst berührt, weiß er offensichtlich, dass er das Spiegelbild »ist«. Bevor ihm diese Tatsache bewusst wird, schaut er oft hinter den Spiegel. Menschenkinder verhalten sich genauso.
    Wenn man eine Vorstellung – oder ein Bild – von sich selbst hat, kann man sich auch vorstellen, nicht man selbst zu sein; und man kann sich vorstellen, wie ein anderer die Welt sieht, eine Welt, der man selbst angehört. Man betrachtet sich von außen. Für das vorgestellte Ich sieht man vielleicht wie ein
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