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Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012

Titel: Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
Autoren: Sascha u. a. Mamczak
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was andere Menschen behaupten, dass ist), hinaus. Sie alle erkennen Phantastisches an Orten, wo man es eigentlich nicht erwartet hätte. Sie alle hören nie auf zu träumen.
    Und damit wäre auch das definiert, was wir auf gar keinen Fall ändern wollen: Dass das HEYNE SCIENCE FICTION JAHR auch künftig ein (bis auf weiteres noch in Form eines gedruckten Buches präsentiertes) Paket voller überraschender, interessanter und – im besten, im Bradbury’schen Sinne – wundervoller Dinge ist.
    Wir freuen uns natürlich, wenn Sie das genauso sehen!
     
    Ihr Sascha Mamczak, Sebastian Pirling & Wolfgang Jeschke



»Was nicht ins Bewusstsein gebracht wird, kommt als Schicksal auf uns zu.«
    C. G. Jung
    Die modernen Geschichten über das Wunderbare, die man gemeinhin als Science Fiction bezeichnen könnte, habe ich bereits in jungen Jahren kennengelernt. Aufgewachsen bin ich vor allem in den Wäldern des kanadischen Nordens, wo meine Familie den Frühling, den Sommer und den Herbst verbrachte. Mein Zugang zu kulturellen Institutionen im Besonderen und Kulturgütern im Allgemeinen war begrenzt: Es gab nicht nur keine Elektrogeräte, keine Heizung, kein Wasserklosett, keine Schule und keinen Lebensmittelladen, es gab auch kein Fernsehen und – mit Ausnahme einiger russischer Kurzwellensender – kein Radio, kein Kino, kein Theater, keine Bibliotheken. Dafür aber jede Menge Bücher: von wissenschaftlichen Lehrbüchern bis zu Kriminalromanen und allem Möglichen dazwischen. Mir wurde nie gesagt, ich dürfe irgendetwas davon nicht lesen, wie ungeeignet es auch sein mochte.

    Ich lernte früh lesen, weil ich Comicstrips in Zeitungen lesen wollte und sich niemand die Zeit nahm, sie mir laut vorzulesen. Damals wurden diese Comicseiten »funny papers« genannt, obwohl viele der Strips gar nicht lustig waren, sondern hochdramatisch, wie zum Beispiel Terry and the Pirates mit seiner Femme fatale, der »Dragon Lady«, die stets eine erstaunlich lange Zigarettenspitze in der Hand hielt, oder surreal wie Little Orphan Annie  – wo waren nur ihre Augen geblieben? In meinem kindlichen Verstand warfen die Zeitungscomics viele Fragen auf, von denen manche bis heute unbeantwortet geblieben sind. Was genau geschah, wenn Mandrake the Magician seine »hypnotischen Gesten« vollführte? Warum rannte Princess Snowflower (in Steve Canyon ) mit Blumenkohl in den Ohren herum? Und wenn das kein Blumenkohl war, was war es dann?
    Die Dragon Lady aus Terry and the Pirates  – hier mit Schwert statt Zigarettenspitze
    Ich war allerdings nicht nur Comicleserin, ich fing auch schon früh mit dem Schreiben und Zeichnen an – meine hauptsächliche Freizeitbeschäftigung in der Abgeschiedenheit, vor allem wenn es regnete. Fast nichts von meinen frühen Werken war naturalistisch, wie vermutlich bei den meisten anderen Kindern auch. Unter acht Jahren fühlt man sich eher von sprechenden Tieren angezogen, von Dinosauriern, Riesen und den verschiedensten fliegenden Menschen – seien es nun Feen, Engel oder Außerirdische –, als etwa von der Darstellung häuslicher Gemütlichkeit oder bukolischer Landschaften. »Malt eine Blume«, hieß es in der Schule, und gemeint war damit eine Tulpe oder eine Narzisse. Aber die Blumen, die wir eigentlich malen wollten, hatten mehr mit Venusfliegenfallen gemeinsam, nur dass sie viel größer waren und halb verdaute Arme und Beine aus den Fangblättern ragten.
    Vor Kurzem habe ich meine frühen nicht-naturalistischen Tendenzen in Gestalt meiner Jugendwerke gesichtet, soweit davon noch etwas überdauert hat. Wenn ich »Jugendwerke« sage, meine ich damit nicht die frühreifen Gedichte eines William Blake oder John Keats, sondern das, was ich Mitte der Vierzigerjahre mit sechs oder sieben hervorgebracht habe. Meist drehte es sich um meine Superhelden: fliegende Kaninchen. Sie hießen Blue Bunny und White Bunny und waren zwei realen Stofftieren mit einfallslosen Namen nachempfunden, die tatsächlich durch die Luft flogen, und zwar dank der jahrhundertealten Technologie des »Werfens«. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich diese beiden schwächlichen Helden in zwei kriegerischere Geschöpfe namens Steel Bunny und Dotty Bunny verwandelten, die dank ihrer Capes eher wie Superhelden flogen. Auf das Cape von Steel waren Gitterstäbe gemalt, auf Dottys Punkte. So weit, so offensichtlich.
    Meine Superheldenkaninchen waren blasse Kopien der weit üppiger ausgestatteten Kreationen meines älteren Bruders.
Fliegende
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