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Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)

Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)

Titel: Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Autoren: Mona Vara
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gehen.“
    „Der Mond würde Ihnen nicht helfen“, meinte Cyrill ironisch.
    „Der Mond nicht, aber Sie haben es getan.“ Ihre Stimme klang freundlich. „Es überrascht mich, Sie hier zu sehen. Sie wirken nicht auf mich, als gehörten Sie hierher.“
    „Dasselbe könnte ich auch von Ihnen behaupten“, erwiderte Cyrill trocken. Etwas in ihm drängte ihn dazu, hinzuzufügen: „Sie sollten sich des Nächtens mit einer Kutsche oder Sänfte heimbringen lassen und diesen Vierteln gar nicht erst nahe kommen.“
    „Ach“, erwiderte sie leichthin. „Ich wäre schon mit diesen Leuten fertig geworden!“
    „Ja, bestimmt, wenn diese nämlich von Ihnen genug gehabt und Sie in der Gosse hätten liegen lassen.“ Ausgesaugt, ausgeblutet. Nackt, weil der menschliche Abschaum nicht lange zögern würde, ihre Kleidung an sich zu reißen.
    Sie gab keine Antwort, aber um ihre Lippen trat ein entschlossener, eigensinniger Zug.
    „Wo wohnen Sie?“, setzte Cyrill nach einigen Schritten die Unterhaltung fort.
    „Weshalb wollen Sie das wissen?“ Ihr prüfender Blick wanderte einmal mehr über ihn. Cyrill hielt ihm gleichmütig stand; er wusste, dass er wie ein Gentleman gekleidet war und auch in seinem Benehmen wie einer wirkte.Anständige junge Damen hatten üblicherweise keine Angst vor ihm. Und auch keinen Grund dazu.
    „Ich dachte, Sie wollten heim. Wir können natürlich auch gerne stundenlang im Kreis durch den Unrat in diesen Straßen waten.“ Langsam ging sie ihm auf die Nerven, und er bereute bereits seinen Anflug von Ritterlichkeit. Er mochte Frauen wie sie nicht. Frauen, die sich hierher verliefen und dann mit dem Regenschirm auf Vampire losgingen, litten entweder an unangebrachtem Selbstbewusstsein oder an übermäßiger Dummheit. Er hatte lieber die sanften, anschmiegsamen Frauen, die sich belehren ließen und genügend Verstand besaßen, Gegenden wie diesen auszuweichen. Er kannte natürlich auch andere, solche, die nicht einmal einen Regenschirm brauchten, um mit den Schatten fertig zu werden. Denen diese Geschöpfe ohnehin aus dem Weg gingen, weil sie ihnen zu gefährlich und zu mächtig waren. Diese Frauen trugen ihr Selbstbewusstsein aber nicht zur Schau. Allerdings waren es auch keine von der Sorte, bei denen er jemals überlegt hatte, wie sie ohne Kleidung aussahen. Bei dieser hier hatte er das anfangs getan. Was ein Fehler war, denn andernfalls wäre er weiter gegangen und hätte sie jetzt schon los.
    „Ich wohne in der Loman Street“, sagte sie endlich.
    Das war nicht die beste Gegend, aber sie befanden sich tatsächlich nicht so weit von ihrem Wohnort entfernt, wie er ihrem Aussehen und ihrem Auftreten nach geschlossen hätte.
    Londons Stadtteil Southwark hatte die verschiedensten Anreize zu bieten. Hier befanden sich nicht nur Gefängnisse und das Irrenhaus, sondern auch Vergnügungsstätten, Wirtshäuser, Theater, das düstere Gebiet an der Themse und natürlich jede Menge Bordelle. Er selbst war, bis er London für einige Monate verlassen hatte, häufig Besucher eines ganz gewissen, in der Loman Street ansässigen Etablissements gewesen. Er warf dem Mädchen einen kurzen Blick zu. Ob sie wohl wusste, dass diese Straße eines der außergewöhnlichsten Bordelle beherbergte, das nicht nur London, sondern ganz England zu bieten hatte? Vielleicht war es sogar ein Wink des Schicksals, dass seine Hilfsbereitschaft ihn gerade heute dorthin führte. Er konnte, bevor er heimging, dem
Chez Haga
noch einen kurzen Besuch abstatten, anstatt weiterhin durch die nebligen Straßen zu schlendern und sich dann in die Einsamkeit seines Hauses zurückzuziehen.
    Sie schien endlich begriffen zu haben, dass er gewillt war, sie zu begleiten. Sie sah zwar nur geradeaus, gönnte ihm keinen Blick, machte aber auch keine Anstalten, seine Seite zu verlassen. In der rechten Hand hielt sie entschlossen den Regenschirm, als wäre sie bereit, jederzeit wieder zuzuschlagen, in der linken den brennenden Span. Die Flamme brannte überraschendhell, und Cyrill wunderte sich, dass das Feuer nicht schon mehr von dem Holz gefressen hatte.
    Vor einer besonders zwielichtigen Straße blieb seine Begleiterin stehen und blickte zweifelnd hinein.
    „Das ist der kürzeste Weg“, sagte er ruhig.
    „Sie scheinen die Gegend hier gut zu kennen.“
    „Jedenfalls besser als Sie.“ Er nahm leicht ihren Arm. „Und jetzt kommen Sie.“ Er sah aus dem Augenwinkel, wie dunkle Schemen die schmale Straße querten, sich in schiefe Haustore drückten.
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