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Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)

Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)

Titel: Hexentöchter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Autoren: Mona Vara
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verhindern. Niemals sollte Charlie von einer Schuld belastet sein, die seiner auch nur ähnlich war.
    Charlie wollte weinen. Wie sollte sie, eine sechsundzwanzigjährige Hexe nun mit Worten, einigen Nächten und Küssen diesen alten Schmerz heilen? Und doch war es genau das, was sie sich so brennend wünschte, dass es ihr den Atem nahm.
    „Einer der Wächter machte einen Fehler. Er wollte mich auf eigene Faust quälen. Es machte ihm Spaß, es verlieh ihm Macht. Eine armselige Machteinem halb toten Gefangenen gegenüber. Aber als er sich über mich beugte, bäumte ich mich mit letzter Kraft auf. Meine Hände waren gefesselt, aber ich konnte seinen Hals mit meinen Zähnen fassen. Ich biss mich in ihm fest. Ich ließ nicht los. Ich grub, als er gurgelnd über mir zusammenbrach, meine Zähne noch tiefer in seine Kehle. Das Blut hinderte ihn daran, zu schreien.“
    Charlies Hand zitterte in seiner und er strich liebevoll darüber. Beruhigend. Unendlich zärtlich. Charlie biss sich auf die Lippen. Vor ihren Augen erschien Cyrill, gefesselt, gequält, dem Tode nahe. Und dann sah sie den Mann, der sich über ihn beugte, und sah, wie der Gefangene vor Zorn und Verzweiflung zubiss. Sich in einem anderen Menschen verbiss. Sie schauderte, fühlte Cyrills Schmerz, seinen Hass, seine Verzweiflung, seine Hoffnungslosigkeit.
    „Er verblutete über mir liegend, und sein Blut gab mir unerwartete Kräfte. Ich konnte meine Fesseln lösen. Als die anderen kamen, war ich schon frei und tötete auch sie. Es war erstaunlich“, fuhr er fort, „wie viel Kraft das Blut mir gab. Ich erinnerte mich an alte Legenden von Blut trinkenden Wesen, an Herastos Göttergesänge, Weissagungen, die unsere Familie betrafen. Es stimmte, ich wurde mit jedem Feind, den ich mordete, stärker, entschlossener und tödlicher. Ich entwickelte Kräfte, die mir bisher unmenschlich erschienen waren. Und dann …“
    „Und dann?“, fragte Charlie leise, als er nicht weitersprach.
    „Und dann tötete ich alle, die meine Frau und meine Söhne gefoltert hatten. Und dann immer weiter, bis keiner der Soldaten des Feindes mehr lebte. Nur den Anführer hob ich mir bis zum Schluss auf. Er war schon auf der Flucht. Aber ich war ihm auf der Spur. Ich fand ihn … und ich ließ mir Zeit mit ihm ...“
    Cyrill atmete zitternd ein. Er hatte Charlies Hand immer fester an sich gedrückt, aber er wusste selbst nicht, ob es im Zuge der Erzählung und seiner Gefühle war, oder die Furcht, sie könne sich von ihm zurückziehen.
    „Als meine Rache vollendet war, und ich diese Gegend verließ, blieb eine Sage zurück. Jene Sage, dass die Bluttrinker wieder zurückgekehrt waren. Die Menschen hatten Angst. Ich ging sehr weit fort und versuchte, wieder ein normales Leben zu führen. Es war dein Vater, der mich endgültig aus der Dunkelheit geholt hat. Zuerst war es schwierig, weil ich dachte, ich bräuchte Blut, aber dann, als ich eine Weile davon gelassen hatte, erlosch auch das Verlangen und ich merkte, dass meine Kräfte dennoch nicht schwächer wurden.“
    „Hast du jemals Kinder …“
    „Nein!“ Die Frage traf Cyrill wie ein Dolch. „Ich hatte Kinder! Kinder, die ich im Arm gehalten habe, die ich in den Schlaf geschaukelt habe, an deren Wiege ich gesessen habe. Meinst du ich würde …!“
    „Nein“, wurde er von Charlie unterbrochen. „Verzeih mir bitte.“ Sie schwieg wieder, und Cyrill versuchte, ihre Gefühle zu erfassen. Oder wenigstens zu ahnen, was in ihr vorging. Sie hatte ihm ihre Hand nicht entzogen, auch wenn sie völlig ruhig, fast leblos in seiner lag. Graute ihr vor ihm? Würde sie sich von ihm abwenden? Sie hatte seinen Zorn mitgefühlt, seinen Schmerz, aber würde sie ihm verzeihen, was er getan hatte?
    Er hätte sie gerne an sich gezogen, sie gehalten, sie gebeten, bei ihm zu bleiben, zu vergessen, was er ihr erzählt hatte. Charlotta war eine starke Frau, sie würde nicht so leicht aufgeben. Vielleicht würde sie ihm aus Mitleid etwas vormachen, sich innerlich jedoch von ihm zurückziehen. Und ihn eines Tages, wenn ihr die Kraft fehlte, ihn zu ertragen, verlassen. Damit würde sich Meganas düstere Prophezeiung letzten Endes doch erfüllen, denn wenn Charlie ihn verließ, konnte sie ihn endgültig zu Fall bringen. Er würde es nicht ertragen. Nicht nach all den Jahren der Einsamkeit.
    Er hatte die Augen geschlossen, um ihren Gesichtsausdruck nicht sehen zu müssen, aber nun überwand er sich, drehte den Kopf und sah sie an.
    Was er erblickte, ließ ihn
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