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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter
Autoren: Horst Hoffmann
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durch ein Nicken zu verstehen, daß sie begriffen hatte. Die Horsiks wandten sich zur Flucht. Über die felsigen Hügel setzten die Gefährten ihnen nach, während Rankys Inselweiber den Davonrennenden zu den Seiten hin den Weg verstellten, so daß ihnen nur der direkte Fluchtweg blieb - dorthin, von wo sie gekommen waren.
    Mythor sah das Schiff, als die Felshügel vor ihm zu beiden Seiten wichen und ein breiter, von Geröll übersäter Strand vor ihm lag. Die Flüchtenden rannten auf drei Boote zu, zogen sie ins Wasser und waren auf See, bevor ihre Verfolger sie zu erreichen vermochten. Ihnen kam zugute, daß sie dieses Gelände kannten. Das allein gab ihnen den benötigten Vorsprung. Allen anderen voran, setzte Scida ihnen nach, bis sie bis zur Körpermitte im Wasser stand und vor Zorn und Enttäuschung heulte, ihre Faust gegen die Winde schüttelte, die nun bereits in die Segel des Schiffes fuhren, von dem aus den Booten starke, lange Seile zugeworfen wurden.
    Mit hängenden Schultern verfolgte Mythor, wie die Kriegerinnen an Bord genommen wurden und das Schiff Fahrt aufnahm, jenes Schiff, das neue Hoffnung in ihm hatte aufkeimen lassen.
    Mythor wandte sich um und begab sich mit steinerner Miene zurück zu den anderen. Wieder hatte er das Gefühl, die ganze Welt hätte sich gegen ihn verschworen. So plötzlich hatte es den Anschein gehabt, als böte sich ihm und den Gefährten ein Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage. Und ebenso plötzlich war diese Hoffnung zersprungen wie Glas.
    Das waren Gedanken, die nichts fruchteten. Mythor murmelte eine Verwünschung und steckte Alton in die Scheide zurück.
    Gudun und Gorma lieferten es ihm. Die Amazonen der Burra, die nur mit nach Rakiav gekommen waren, um Mythor nicht aus den Augen zu verlieren, schleppten eine Horsik herbei. Gudun, Gorma und Tertish hatten von Burra den Auftrag erhalten, Mythor nach Anakrom zu bringen und ihm dort eine Ausbildung zuteil werden zu lassen, die ihn in die Lage versetzen sollte, ihr nach ihrer Rückkehr vom Hexenstern als würdiger Gegner in Kampfspielen gegenüberzustehen. Burra betrachtete Mythor als ihr Eigentum. Um seinetwillen hatte sie selbst die Zaem hintergangen. Burras Amazonen waren wie Mythor von ihrem Ziel weiter entfernt denn je, wenngleich sie aus völlig anderen Gründen zum Hexenstern wollten als er.
    Gorma stieß Mythor die Horsik vor die Füße. Erst jetzt sah er, daß sie aus vielen Wunden blutete. Es war kaum damit zu rechnen, daß sie ihre Verletzungen überlebte.
    »Ich fand sie«, knurrte Gudun. »Wahrscheinlich hatte sie nicht mehr die Kraft, mit den anderen Schritt zu halten. Sie versteckte sich zwischen den Felsen. Ihre Blutspur führte mich zu ihr hin.«
    Mythor nickte. Die Horsik lag schwer atmend auf dem Rücken und umklammerte mit der Rechten den Griff eines Kurzschwertes. Ihre Augen waren geschlossen, als erwarte sie von einer der Amazonen den Todestoß.
    Mythor ging vor ihr in die Hocke und berührte leicht ihre Schulter.
    »Du hörst mich«, sagte er. »Du kannst dir das Sterben leichter machen, indem du uns jetzt sagst, wer euch geschickt hat.«
    »Wer sie geschickt hat?« schrie Scida. »Lacthy! Wie kannst du noch fragen!«
    »Ich will es von ihr hören!« Mythor drehte den Kopf und sah, wie die Amazone der Zeboa ausholte, um ihr Schwert in die Brust der Sterbenden zu stoßen. Blitzschnell stießen seine Beine vor und brachten sie hart zu Fall. Bevor sie sich wieder aufraffen konnte, hatten Kalisse und Ranky sie gepackt und zerrten sie von der Horsik fort.
    Scidas Flüche im Ohr, beugte der Gorganer sich erneut über die Kriegerin. Sie schlug die Augen auf und starrte ihn an. Ihr Atem ging schwerer. Sie versuchte, die Hand mit dem Schwert in die Höhe zu bringen, doch die Klinge entfiel ihren kraftlosen Fingern.
    »Es ist doch sinnlos, sieh das ein«, sagte er. »Deine Kameradinnen haben dich im Stich gelassen. Keine von ihnen half dir, als du zurückfielst. Lacthy hat euch geschickt?«
    Sie sah ihn unverwandt an, als suche sie, in seinen Zügen zu lesen. Ein Zittern durchlief ihren Körper.
    »Haben… mich im Stich gelassen«, hörte Mythor sie flüstern. »Ja, sie… ließen mich… zurück!«
    »Hat Lacthy euch geschickt?«
    »Lacthy! Ja, sie war es. Und ihr sollt alles wissen. Wie dumm waren wir, auf die… Versprechungen einer Hündin zu hören, die zu feige ist, ihre Ehre mit… den eigenen Klingen zu verteidigen!«
    Sie quälte sich. Mythor hatte Mitleid mit ihr, doch er mußte mehr wissen. Sanft
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