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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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flackern.
    Ich fühlte mich hilflos. Wie sollte ich Mama erklären, dass ich bereits nach der Allervollkommensten suchte? Ich wollte nicht irgendeine. Dann würde ich am Ende nur unglücklich werden. Ich brauchte sie , meine Allundeinzige.
    „ Bist du denn besessen?“, fragte der Doktor ganz nebenbei, als sprächen wir über die Qualität von einem Tee.
    „ Ich bin vollkommen gesund!“, rief ich aufgebracht.
    Er rümpfte die Nase, lächelte verschmitzt und brachte seine Gedanken erneut zu Buche.
    Indessen schlich der Gesandte in Richtung der Türflügel und überlegte, wie er sich standesgemäß verabschieden konnte. Er wollte sich dem Desaster entziehen.
    Meine Mama verprügelte mich weiter mit Worten. Ab und zu trafen auch Speicheltropfen meine Stirn.
    „Er ist ein Genie“, versuchte der Bote mir beizustehen. „Wahrhaft ein Genie!“
    „ Genie und Wahnsinn sind oft vereint“, belehrte die Nase ihn.
    Bei diesem Satz kam mir ein Gedanke. Natürlich! Wie hatte ich das übersehen können? Die Lösung lag direkt vor mir!
    Ich stürzte zu einem Papierhaufen und wühlte darin. Man musste Poincarés Vermutung in Bezug zu chaotischen Systemen setzen!
    „ Sehen Sie!“, stieß Mama hervor und wies anklagend auf mich. „Er ist krank!“
    Der Besuch wirkte verwirrt, hingegen nickte der Arzt besorgt und klopfte meiner Mutter beruhigend auf die Schulter. Das wirkte unangemessen intim, als wären sie bereits ein Paar.
    „Die Zahlen machen ihn noch wahnsinnig! Er hat schon Fieber!“, stöhnte Mama leidvoll und stützte sich auf einen Stuhl, als verlöre sie sonst den Halt.
    Ohne dass ich etwas dagegen machen konnte, ergriff der Gnom beinahe habgierig meine Hand und fühlte den aufgeregten Puls.
    „Sehr beunruhigend! Zeig mal deine Zunge!“, befahl er, als wäre ich ein kleiner Junge.
    Um meine Ruhe zu haben, machte ich es.
    „Ich habe es befürchtet!“, stieß der Arzt hervor. Das Auge unter dem Monokel schien noch größer zu werden und seine Nase schwabbelte in einer Erschütterung. Allein durch dieses merkwürdige Schauspiel hatte er die Gesellschaft auf seiner Seite.
    „ Was?“, rief meine Mutter ängstlich. Sie sorgte sich ehrlich um mich. Kein Wunder, denn ich war ihr einziger Sohn.
    Aber der Quacksalber verfolgte eigene Pläne. Ich musste mich in Acht nehmen. Er war durchtrieben. Leute mit Schweinenasen hatten häufig auch Schweinehirne. – Und dann kam sie, die Diagnose.
    „Er leidet bereits unter schizoider Psychopathie!“
    Alle machten bei diesen gefährlich klingenden Begriffen erschrockene Augen. Selbst der Sprecher.
    „Oh!“, entfuhr es Mama. Es sah aus, als fiele sie in Ohnmacht.
    Ich lachte laut über diesen Quatsch. Die Ärzte erklärten alles für verrückt, was anders als sie selbst erschien. Die ganze Welt war für sie krank und behandlungsbedürftig. Es gab für sie keine Gesunden, sondern nur nicht gründlich genug Untersuchte. Natürlich stand ihr Diagnosewahn in direkter Beziehung zu ihrer grenzenlosen Geldgier. Nicht ohne Grund hatte Casanova die Ärzte, die ihn zur Ader lassen wollten, mit seiner Pistole davongejagt. Wenn man lange leben wollte, sollte man diesen Berufsstand meiden.
    Der Doktor funkelte mich böse an. Er hielt sich wohl für besonders schlau und wollte mir meine überhebliche Bemerkung von vorhin heimzahlen. Wir mochten uns nicht. Das stand fest.
    „ Die mathematische Überaktivität, verbunden mit seinem jugendlichen Geschlechtstrieb, haben eine Überhitzung der inneren Säfte bewirkt. Sein Blut gerinnt bereits“, ängstigte er die anderen weiter.
    „ Das ist doch Schwachsinn!“, warf ich nochmals ein. „Außerdem macht Hitze das Blut flüssig. Da gerinnt nichts!“
    Doch keiner hörte auf mich. Sie glotzten, als wäre ich Luft.
    „Sehen Sie, meine Kostbare?“, fuhr der Lügner mit kalter Stimme fort. „Den Erkrankten geht jede Einsichtsfähigkeit verloren. Sie halten sich für vollkommen gesund.“
    Alle schauten mich mitleidig an. Der Gesandte des Zaren umklammerte erschrocken den Ordner und war wohl froh, dass ich die Arbeit überhaupt noch geschafft hatte.
    Dieser Schurke war wirklich gewieft. Sagte ich jetzt, ich wäre gesund oder schmisse ich ihn aus dem Haus, hielten sie mich erst recht für behandlungsbedürftig. Ich war noch nicht volljährig und somit den Anordnungen meiner Mama ausgeliefert. Sein Plan hatte funktioniert.
    „ Wie wäre es mit einer Kur auf dem Lande?“, fragte meine Mutter den Scharlatan.
    Der machte ein nachdenkliches Gesicht.
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