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Hexe Lilli bei den Piraten

Hexe Lilli bei den Piraten

Titel: Hexe Lilli bei den Piraten
Autoren: Birgit Knister
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davon zu erzählen. Natürlich musste ich mir das eine oder andere selbst dazureimen. Zu groß war Pickertons Angst vor Bartbackes Rache. Aber seit ein paar Stunden weiß ich es genau: Ich hatte Recht mit meinen Vermutungen. Ich habe den Schiffsnagel auf den Kopf getroffen. Warum säße ich wohl sonst hier unten?“
    Lilli versteht kein Wort.
    „Ich will es kurz machen“, erklärt der Piratenjunge. „Ich bin der leibhaftige Sohn der berüchtigten Piratin Doña Isabel Añoranza de Felicidad. Auf den sieben Weltmeeren besser bekannt und gefürchtet unter dem Namen Donnerisa. Mein Vater ist niemand anders als Louis de Pomme, genannt Bartbacke. Als ich noch nicht auf der Welt war, hat mein Vater Doña Isabel von einem spanischen Schiff entführt. Und weil sie so schön war, hat er sich gleich in sie verliebt. Doña Isabel war damals eine feine adelige Dame. Aber mein Vater hat ihr

    gefallen und das Piratenleben wohl auch. Sie wurde jedenfalls eine echte Piratin. Und was für eine! Sie hat in den Hafenbüros die geheimen Schifffahrtswege und die teuersten Schiffsladungen ausspioniert. Die Pläne und Verzeichnisse zu lesen war für sie ja kein Problem. Und irgendwann hat sie sogar selber ein Schiff geplant, mit einer ganz neuen Segeltechnik.
    Mein Vater ließ es bauen. Es wurde das schnellste Piratenschiff aller Meere.

    Die Männer waren begeistert. Nur mein Vater nicht. Der wurde eifersüchtig, weil seine Frau mehr und mehr das Kommando übernahm.
    Und dann kam es, wie es kommen musste. Meine Eltern verkrachten sich. Mutter nahm das schnelle Schiff und machte sich davon. Ich konnte damals gerade erst laufen und musste bei meinem Vater bleiben. Er hat verhindert, dass Mutter mich mitnehmen konnte. Er meinte, so würde sie bald wieder zu ihm zurückkommen. Aber da hatte er sich getäuscht. Aus Doña Isabel war inzwischen Donnerisa geworden.“
    „Und dann?“, fragt Lilli beeindruckt.
    „Sie hat ihm ausrichten lassen, ich solle später selbst entscheiden, wohin ich gehöre. Wenn er mir bis dahin auch nur ein Haar krümmte, würde sie ihm die andere Backe auch noch rasieren.“
    „Die Backe rasieren?“
    „Ja“, erklärt der Piratenjunge. „Bei ihren Streitereien hat sie ihn mit ihrem Messer einmal derart zugerichtet, dass seitdem auf seiner linken Backe kein Barthaar mehr wachst. Das hat ihm ziemlichen Respekt vor ihr eingeflößt und ihm den Spitznamen Bartbacke eingebracht.“
    Lilli streicht sich unwillkürlich über ihre Wange und pfeift durch die Zähne. „Und warum hat er dich hier eingesperrt?“, will sie wissen.

    „Als ich dank Pickertons Hilfe die Wahrheit über meine Mutter herausgefunden habe, ist er wütend geworden. Vielleicht hat er Angst, dass ich jetzt zu ihr will. Dann hätte er nicht nur seine Frau, sondern auch noch seinen Sohn verloren.“
    „Und willst du zu ihr?“, erkundigt sich Lilli.
    Der Junge überlegt einen Moment und sagt: „Eigentlich kenne ich sie ja gar nicht. Obwohl ich sie gern kennen lernen würde.
    Sicherlich bringt sie mir sogar Lesen und Schreiben bei. Aber Bartbacke lässt mich garantiert nicht weg... obwohl ich bestimmt zurückkäme. Natürlich müsste er mich dann zum Steuermann machen, weil ich ja mehr wüsste als alle zusammen auf dem Schiff, wegen dem Lesen und so....“. Der Piratenjunge sieht traurig aus. Er hat es ja auch wirklich schwer. Lilli überlegt, ob sie ihm irgendwie helfen kann. Aber im Moment weiß sie auch keinen Rat.
    „Und was ist mit dem Verband an deinem Bein?“, fragt sie schließlich. „Ach, das ist nichts weiter. Nur ein Loch. Die Wunde wollte nicht aufhören zu bluten. Darum musste ich sie verbinden. Selber schuld! Ich bin nicht schnell genug zur Seite gesprungen, als der Koch mit dem Messer nach mir geworfen hat, weil er mich in der Kombüse beim Naschen erwischt hat.“
    Harte Sitten bei den Piraten, denkt Lilli und sie ist sich auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob sie Kapitän Bartbacke und seine Mannschaft überhaupt kennen will.
    Aber Lilli bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Denn in diesem Moment wird die Luke über der Treppe geöffnet. Sie
    schafft es gerade noch wieder in Deckung zu springen. „Los, raus mit dir!“, ruft es von oben. „Der Kapitän verlangt nach dir.
    Er will von dir genau wissen, was Pickerton alles ausgeplaudert hat. Der ganzen Mannschaft war es streng verboten mit dir über deine Vergangenheit zu sprechen. Also, wirds bald! Der Verräter klebt schon am Besanmast. Aus dem machen wir gleich
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