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Hexe Lilli bei den Piraten

Hexe Lilli bei den Piraten

Titel: Hexe Lilli bei den Piraten
Autoren: Birgit Knister
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zornrot. „Pickerton! Diese ausgekochte Ratte! Euch einen solchen Schrecken einzujagen. Der soll meine Peitsche schmecken!“ Er reißt seine Peitsche aus dem Gürtel und stürmt schon auf den Großmast zu. Aber sein Kapitän pfeift ihn zurück und ruft: „Halt, zurück, du Trottel! Ist Pickerton nicht noch an den Besanmast gefesselt?“ Natürlich, Pickerton ist am Besanmast. Das hatten sie glatt vergessen. Und wieder wechselt Desaforado die Farbe. Kreidebleich und mit schlotternden Knien starrt er unentwegt in die Mastspitze. „Palstek, Ring- und Achterknoten. Jetzt wird es schwierig“, sagt der Kapitän und seine Stimme klingt auf einmal nicht mehr so fest und energisch.
    Das ist für Lilli das Signal erst richtig loszulegen. Sie klopft mit dem Eimer kräftig siebenmal gegen den Mast. „Der Klabautermann!“, rufen die Männer und starren entsetzt nach

    oben.
    “Und siebenmal hat er geklopft“, sagt Desaforado mit zitternder Stimme. „Wenn das kein Unglück bringt!“
    Lilli stülpt sich den Eimer über den Kopf und ruft: „Huhh!
    Huuuh!“ Aus dem Blecheimer klingt ihre Stimme wirklich fremd und schauerlich.
    „Der Klabautermann! Der Klabautermann!“, rufen die Piraten wie aus einem Munde und rücken ganz dicht zusammen.
    ,,Iiich!“, ruft Lilli mit der Geisterstimme. „Ich bin! Ich biiin...!“ Sie schlüpft unter das weiße Tuch und richtet sich langsam auf. Sie muss das Tuch gut festhalten, denn hier oben flattert es im Wind. Aber dadurch sieht es nur noch gespenstischer aus. Ein Anblick, der die Piraten verstummen lässt. Und selbst Kapitän Bartbacke reibt sich nicht mehr die Backe, sondern die Stirn, weil ihm dort der Angstschweiß ausbricht.
    „Ich bin nicht der Klabautermaaann!“, lässt Lilli erneut ihre Blecheimerstimme erschallen. „Ich bin die Klabauterfrau!“
    „Feuer, Pest und Ruderbruch! Das ist das Ende!“, entfährt es Bartbacke. „Eine Frau. Und dazu noch eine, die klabautert. Das ist das Ende!“
    Aber Lilli gibt noch längst keine Ruhe: “Ich bin gekommen, um Rache zu nehmen. Rache für das, was ihr dem Jungen

    angetan habt. Und für das, was ihr Pickerton antun wollt.“
    „Pickerton losbinden. Sofort!“, befiehlt Bartbacke.
    „Gut so! Guuut sooo!“, tönt es von hoch oben. „Und jetzt den Jungen. Schickt ihn herauf zu mir!“
    „Aber nein!“, meldet Bartbacke sich jetzt zu Wort. „Das kannst du nicht verlangen! Ich bitte dich. Er ist mein Sohn! Er kann doch nichts dafür... Ich bin zwar manchmal etwas grob zu ihm... Ich meine, wenn du unbedingt ein Opfer willst, könnte ich doch auch... Ich meine, er ist doch noch so jung... ,, „Guuut sooo! Dann schick mir Desaforado, ich würde ihm gern einen Klabauterkuss geben! Hohohooo!“
    „Oh nein! Nur das nicht“, wimmert Desaforado und rutscht vor seinem Kapitän auf den Knien hin und her. „Das kann keiner von mir verlangen!“ ,,Dörrfisch oder Wildschweinbraten.
    Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl“, ist Bartbackes Antwort.
    „Und wenn ich doch gehe“, mischt sich jetzt der Piratenjunge ein. Ihm kommt die Stimme der Klabauterfrau nämlich sehr bekannt vor und er hat sich längst zusammengereimt, wer dort im Krähennest herumspukt.
    „Guuut sooo!“, schallt es von oben. „Zeig Desaforado und den anderen Kerlen, dass du mehr Mumm in den Knochen hast als sie alle zusammen!“ Und allen Warnungen der Piratenmannschaft zum Trotz klettert der Piratenjunge in den Mast. Bis er oben angekommen ist, vergeht eine Weile und Lilli muss warten. Und gerade jetzt passiert es. Lillis Armbanduhr piepst. Ach du Schreck! Schon halb sieben. Jeden Moment wird ihre Mutter ins Kinderzimmer kommen um sie zu wecken. Sie wird sich zu Tode erschrecken, wenn Lilli nirgends zu finden ist. Lilli bleibt nicht mehr viel Zeit. Sie muss zurück. Sofort!
    Sie schaut durch die Ritzen im Korb. Der Piratenjunge ist inzwischen auf der ersten Rahe angekommen. Da bleibt keine Zeit für Erklärungen. Kurz entschlossen stülpt sie sich noch einmal den Eimer über und ruft: ,,Bartbacke! Hörst du mich?“
    „Ich höre!“
    „Versprich, dass du deinen Jungen zu seiner Mutter schickst, damit sie ihm Lesen und Schreiben beibringen kann!“
    „Ich verspreche es! Bei meinem halben Barte! Wir nehmen heute noch Kurs auf ihr Piratennest! ,, Lilli atmet tief durch.
    „Mehr kann ich leider nicht für dich tun, mein Piratenfreund“, sagt sie ganz leise. Sie gestattet sich noch einen letzten, wehmütigen Blick über das Schiff und drückt Leons Boot
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