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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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auf und ging schnell zur Tür. Ich ließ sie bis dorthin gelangen, ehe
ich etwas sagte.
    »Und das Allerwichtigste haben
Sie mit noch keinem Wort erwähnt«, meinte ich dann vorwurfsvoll.
    Für einen Augenblick stand sie
völlig regungslos da. Dann drehte sie sich langsam um. »Und was soll das sein?«
    » Wieviel sind Sie denn bereit zu zahlen für diesen... diesen vertraulichen Dienst?«
    »Fünftausend Dollar«,
antwortete sie steif.
    »Fünftausend?« Ich lachte.
»Bilden Sie sich ein, ich riskiere meine ganze praktisch noch nicht begonnene
Karriere für diesen lächerlichen Betrag?«
    »Dann habe ich mich geirrt«,
sagte sie schroff und griff wieder nach der Klinke.
    »Sagen Sie zwölf, dann können
wir uns verständigen«, meinte ich freundlich.
    Ihre Finger auf der Klinke
entspannten sich, dann sank ihre Hand hinab. Langsam drehte sie sich zu mir um.
    »Zwölf«, wiederholte ich, »und
zweitausend im voraus für Spesen.«
    »Was für Spesen?«
    »Weiß ich noch nicht«, gab ich
zu, »aber es wird mir schon was einfallen.«
    »Das ist lächerlich«, fuhr sie
auf. »So viel kann ich unmöglich zahlen. Achttausend, und weitere tausend für
Spesen.«
    »Zehn, und zweitausend für
Spesen.«
    »Neun, und fünfzehnhundert für
Spesen. Und das ist mein letztes Wort«, erwiderte sie. »Nehmen Sie an oder
nicht?«
    Zwei Sekunden lang überlegte
ich. »Ich nehme an«, antwortete ich.
    Sie setzte sich wieder, zog ein
Scheckbuch aus ihrer Handtasche und schrieb einen Scheck aus. Dann riß sie ihn
aus dem Heft und ließ ihn auf meinen Schreibtisch flattern. Ich nahm ihn auf
und sah, daß er für D. Boyd über fünfzehnhundert Dollar ausgestellt war.
    »Ist es damit perfekt?« fragte
sie.
    »Gewiß.« Ich legte den Scheck
sorgfältig in die oberste Schublade des Schreibtisches. So ganz für sich allein
mußte er sich dort einsam fühlen, aber so war das Leben in meiner
Schreibtischschublade zunächst einmal.
    »Wie wollen Sie es anfangen?«
fragte mich Mrs. Blair plötzlich.
    »Was anfangen?«
    »Wenn Sie so weitermachen,
verlange ich meinen Scheck zurück und gehe fort«, sagte sie schroff.
    »Ach so, Sie meinen das mit
Ihrem Mann?« Ich lächelte sie strahlend an. »Das weiß ich noch nicht. Es muß
glatt und unauffällig vonstatten gehen. Das erste dürfte wahrscheinlich sein,
daß ich ihn kennenlerne.«
    »Das läßt sich leicht
arrangieren«, antwortete sie. »Morgen früh wird er zu einer Leseprobe in dem
Lagerhaus sein, wo das Stück einstudiert wird. Vielleicht ist es besser, wenn
Sie als ein Freund von Aubrey dorthin kommen.«
    »Sind Sie auch sicher, daß
Aubrey nichts dagegen hat?«
    »Selbstverständlich nicht.« Sie
biß sich wütend auf die Lippen. »Jetzt fangen Sie schon wieder mit Ihren
anzüglichen Bemerkungen an, Mr. Boyd.«
    »Warum nennen Sie mich nicht
Danny?« fragte ich. »Es sieht so aus, als ob wir Freunde werden müßten.«
    »Meine Beziehung zu Ihnen ist
rein geschäftlicher Natur«, antwortete sie, »und hoffentlich nur kurz.«
    »So werden Träume zerstört«,
meinte ich traurig. »Die ganze Zeit, als ich bei Kruger arbeitete, magerte ich
ab, weil ich daran dachte, ich würde eines Tages mein eigenes Büro haben und
untätig hinter meinem Schreibtisch sitzen, und dann würde so eine Dame
hereinkommen, eine schöne, gutgestellte Dame, eine Dame genau wie Sie, Mrs.
Blair... Wir würden uns über dieses und jenes vielleicht fünf Minuten
unterhalten, und dann würde sie von ihrem Sessel aufstehen und auf mich
zukommen, hingebungsvoll und Liebe suchend, und sie würde nur drei Worte sagen:
>Ich bin dein.<« Ich seufzte meinem verlorenen Traum betrübt nach. »Das
alles haben Sie jetzt zerstört, Mrs. Blair. Sehen Sie sich doch noch einmal mein
Profil an. Sagt es Ihnen wirklich gar nichts?«
    Sie stand bereits wieder.
    »Morgen früh um zehn Uhr hole
ich Sie ab, Mr. Boyd«, sagte sie kühl. »Ich werde Aubrey mitbringen.«
    »An der Leine?« fragte ich,
aber sie machte sich nicht die Mühe, mir zu antworten.
    Ich beobachtete, während sie
zur Tür ging, das beherrschte Wiegen ihrer Hüften unter der glatten Seide.
Diesmal blieb sie nicht stehen, als sie sie erreichte.
    Nachdem sie fort war, öffnete
ich die Schreibtischschublade wieder, um mich zu vergewissern, ob der Scheck
noch da wäre. Er war noch da. Vielleicht würden die Boyd=Unternehmungen
daraufhin doch noch florieren.
    Mein zweiter Klient traf ein,
als mein erster gerade zehn Minuten fort war. Es sah so aus, als ob meine
Geschäfte nun
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