Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit
Autoren: Randy Susan Meyers
Vom Netzwerk:
meistens ganz verkrampft auf. Mimi Rubee versprach mir immer, dass sie ein Schlafsofa kaufen würde, wenn Merry aus dem Krankenhaus kam.
    Während Mimi Rubee ihr Nickerchen machte, holte ich das Telefonbuch und schrieb die Adresse des Coney Island Hospital ab. Das Krankenhaus lag am Ocean Parkway, derselben Straße wie unsere Wohnung, aber der Ocean Parkway reichte von einer Seite Brooklyns bis zur anderen. Das Krankenhaus war am anderen Ende, in der Nähe der Strandpromenade, wo Oma Zelda und Daddy früher in einem winzigen Bungalow nah am Wasser gewohnt hatten. Jemand hatte den Bungalow vor vielen Jahren abgerissen, aber ich hatte ihn auf Fotos gesehen.
    Ich schrieb Bin spazieren gegangen auf einen Zettel für Mimi Rubee und legte ihn auf den Küchentisch. Dann stibitzte ich zwei Dollar aus ihrer Brieftasche, zog meine Turnschuhe an und ging.
    Da ich nicht sicher war, welchen Bus ich nehmen musste, lief ich die MacDonald Avenue bis zum Ocean Parkway zu Fuß. Dort sah ich mich nach einer Bushaltestelle um. Ich wollte schnell wegkommen, ehe Mimi Rubee aufwachte und nach mir suchte. Schließlich wandte ich mich einfach in Richtung Coney Island und ging los.
    Diesiger weißer Sonnenschein brannte auf meinen nackten Schultern. Meine zerknitterte ärmellose Bluse fühlte sich schwitzig und geknautscht an, wo sie in meiner zu kurzen Jeans steckte. Irgendjemand war in unsere Wohnung gegangen, um meine Kleider und andere Sachen zu holen, und derjenige hatte wahllos lauter dumme Sachen mitgenommen. Statt des Medaillons, das meine Mutter mir zum achten Geburtstag geschenkt hatte, steckten ein paar Monopoly-Häuschen in meinem Ballerina-Schmuckkästchen. Auf meinem Badeanzug lagen Gummistiefel. Jeden Tag kramte ich in den merkwürdig gepackten Papiertüten herum, die sich in Mimi Rubees Schrank drängten.
    Heute hatte ich nach etwas gesucht, das ich Merry mitbringen könnte – den winzigen Spielzeugelch, den wir Bullwinkle genannt hatten, oder die Froschpuppe, mit der sie immer schlief –, aber die Tüten waren nur mit zerknüllten Kleidern und Puzzles vollgestopft, mit denen wir gar nicht spielten.
    Obwohl ich mir das Haar zum Pferdeschwanz gebunden hatte, fühlte ich mich wie in klebrige Feuchtigkeit gehüllt, während ich einen endlos langen Häuserblock nach dem anderen entlanglief. Merry und ich bekamen bei Hitze immer juckenden Ausschlag. Meine Mutter nannte das »Hitzepickel« und bestäubte uns den Nacken mit Körperpuder. Sie schüttete den Puder aus der großen rosa Dose und verrieb ihn auf unserer Haut, bis uns der süß duftende Staub in die Nase stieg.
    Endlich sah ich das riesige weiße Krankenhaus in der Ferne aufragen und seufzte erleichtert. Es fühlte sich an, als sei ich einen ganzen Tag lang gelaufen. Ehe ich weiterging, blieb ich an einem kleinen Zeitungsladen an der nächsten Ecke stehen. Genau wie bei Greenburg's, wo ich immer Mamas Zigaretten gekauft hatte, drängten sich auch hier Zeitungen, Schulbedarf und Zeitschriften in den Regalen, aber dieser Laden sah viel schäbiger aus als Greenburg's.
    Ganz hinten entdeckte ich ein Regal mit verstaubtem Spielzeug. Ich stöberte es durch, auf der Suche nach etwas, das Merry vielleicht trösten könnte. Der Stofftiger war zwar billig, aber sein Maul sah gemein aus, er schien mit zerknülltem Papier ausgestopft zu sein, und er wirkte hungrig genug, um ein kleines Mädchen zu fressen. Eine altmodische Puppe mit braunen Ringellöckchen konnte blinzeln, und die Augenlider klickten dabei. Sie trug ein Kleid mit rosa Pünktchen. Merry würde sie sehr gefallen. Bestimmt würde sie die Puppe Mitzi oder Suzi nennen. Merry liebte Namen mit »z« und »i«, aber auf Mitzi-Suzis Preisschild stand: ein Dollar.
    Ich kramte mich durch Wasserpistolen, Paddelbälle und Flummis. Schließlich entdeckte ich hinter ein paar alten Halloween-Masken eine winzige hölzerne Wiege, nicht größer als der Daumen eines dicken Mannes. Darin lag eine winzige rosa Babypuppe, zugedeckt mit einer winzigen gelben Decke. Ich suchte nach dem Preis, fand keinen Aufkleber und trug die Wiege zu der alten Frau an der Kasse.
    »Wie viel?«, fragte ich.
    Blinzelnd betrachtete sie erst das Püppchen in der Wiege, dann mich. Ich schloss die Hand um den abgegriffenen Geldschein in meiner Tasche. Trotz der Hitze trug die Frau eine alte graue Strickjacke. Das Ding sah aus wie einer von Opas Pullovern, voller Knötchen und ausgeleiert.
    »Fünfzig Cent.«
    Ich nickte und legte einen Zagnut-Riegel, eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher