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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt
Autoren: Alexandra Potter
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mehr, woran man denken muss.
    Vierzig Sekunden.
    Wie beispielsweise die Reinigung. Ich darf auf keinen Fall vergessen, meine Sachen abzuholen.
    Fünfunddreißig Sekunden.
    Und Einkaufen. Ich gehe in diesen coolen Bio-Supermarkt, wo ich schon mal Gwyneth Paltrow vor den Kartoffeln gesehen habe. Leider ist er wahnsinnig teuer - eine einzelne Banane kostet £ 2,50 oder so -, aber ich versuche ernsthaft, mich gesund und ausgewogen zu ernähren. Allerdings bin ich während der ganzen Woche nicht zum Einkaufen gekommen, deshalb herrscht gähnende Leere im Kühlschrank.
    Obwohl das nicht ganz stimmt. Es liegt jede Menge halb verfaultes Gemüse drin. Das ist das Problem bei diesen Bio-Produkten. Da sie nicht voller Konservierungsstoffe und sonstiger Chemie stecken, verderben sie wahnsinnig schnell. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, endet es meist damit, dass ich die Sachen in den Müll werfe und essen gehe.
    Dreißig Sekunden.
    Essen. Genau. Ich habe Miles versprochen, heute Abend für ihn zu kochen. Okay, »kochen« ist vielleicht leicht übertrieben. Normalerweise nehme ich irgendeinen fertig gewaschenen Bio-Salat aus der Tüte und richte ihn auf dem Teller neben einer Portion Porcini-Risotto aus der Frischetheke im Supermarkt an. Ich bin ein echter Fan von diesen Frischetheken. Okay, die Sachen dort sind nicht gerade ein Schnäppchen, aber sie sind jeden Penny wert. Ich meine, haben Sie Risotto schon mal selber gekocht? Das dauert eine  Ewigkeit. Stunden. Und dieses Tamtam, alle paar Minuten Gemüsebrühe unterzurühren, bis einem die Finger abfallen und man betrunken von dem Weißwein ist, der eigentlich ins Essen gehört. (Ich meine, irgendetwas muss man während dieses ewigen Rührens ja tun, so todbringend langweilig, wie es ist.) Und als wäre es nicht schon genug, kommt am Ende eine klumpige, geschmacksneutrale Pampe heraus, an der man noch Wochen später isst, denn was mit zwei Tassen Arborio-Reis anfing, endet damit, dass man ein ganzes Regiment satt bekommt.
    Meine Gedanken rasen wie gewohnt mit hundertfünfzig Sachen. Ich drehe mich auf den Rücken und drücke das Kissen an meine Brust.
    Fünfundzwanzig Sekunden.
    Dabei fällt mir ein, dass ich ja gar keine Zeit habe, einkaufen zu gehen.Wir werden essen gehen müssen. Aber das ist in Ordnung. Es ist eine willkommene Ausrede, endlich den neuen Gastropub am Ende meiner Straße auszuprobieren, der vor ein paar Wochen eröffnet hat.
    Zwanzig Sekunden.
    Oh Gott, und gerade fällt es mir ein: Heute hat Dad Geburtstag.
    Der Mut verlässt mich. Mum hat letzte Woche drei Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, und trotzdem habe ich ihn vergessen. Ich habe ihm nicht mal eine Karte geschickt. Dad wird wahnsinnig traurig sein, wenn er keine in der Post findet. Letztes Jahr habe ich ihm eine E-Card geschickt, weil es im Büro wieder mal schrecklich viel zu tun gab, und als ich anrief, klang er ganz kleinlaut, und am Ende musste Mum an den Apparat kommen und irgendwelchen Smalltalk über den Anbau am Haus der Nachbarn betreiben.
    Fünfzehn Sekunden.
    Mein Magen zieht sich zusammen. Okay, Charlotte, kein Stress. Sonst kriegst du nur wieder diesen hässlichen Ausschlag auf der Brust, musst die ganze Woche Rollkragen tragen und siehst aus wie Diane Keaton in Was das Herz begehrt. Ich werde bei Fleurop anrufen und ihm per Express einen Strauß zukommen lassen. Ist doch egal, ob er ein Mann ist, oder? Alle Leute mögen Blumen. Ich muss nur sagen, dass ich eher etwas Maskulines haben will.
    Zehn Sekunden.
    Gibt es eigentlich marineblaue Blumen?
    Fünf Sekunden.
    Also gut, das war’s. Die Zeit ist um.
    Ich stütze mich auf die Ellbogen und nehme meine Zahnschiene heraus. Mein Zahnarzt sagt, ich würde nachts knirschen.Wenn ich keine Schiene trage, arbeiten sich meine Zähne ab, bis sie nur noch Stümpfe sind und ich wie Shane MacGowan von den Pogues aussehe!
    Okay, er hat nicht ausdrücklich gesagt, dass ich wie Shane MacGowan aussehen werde, aber nur, weil er weder Shane MacGowan noch die Pogues kennt. Aber darum geht es nicht. Ich musste sie richten lassen, was mich über tausend Pfund gekostet hat. Meine beste Freundin Vanessa glaubt ja, ich spinne. Sie sagt, ich hätte das Geld lieber für einen Urlaub ausgeben sollen, damit ich mich mal richtig entspanne.
    Ehrlich, ich liebe Vanessa, aber sie ist diejenige, die spinnt.  Urlaub? Als hätte ich jemals Zeit für Urlaub! Außerdem tue ich eine ganze Menge, um mich zu entspannen. Zum Beispiel mache ich Pilates. Okay,
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