Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
Vom Netzwerk:
müssten.”
    Er sagte das mit einer solchen Unbekümmertheit, dass Joan ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Es kam ihr inzwischen unglaublich vor, dass sie vor einer Stunde erwogen hatte, ihre Abreise hinauszuzögern, weil sie hoffte, Red würde anrufen. Jetzt war er sogar persönlich gekommen - und hielt sie hier fest. Dabei würde sie es keine Minute länger hier aushalten.
    Sie trat neben Joe und nahm das oberste Blatt aus dem Korb, in dem er routinemäßig alle eingehenden Meldungen ablegte. Hastig überflog sie den letzten Wetterbericht: Niedriger Luftdruck - Windstärke vierzig Knoten ­ schwere Schneefälle. Das waren nicht gerade ermutigende Aussichten.
    Joan blickte auf, erst zu Red und dann mit vorwurfsvoller Miene zu Joe.
    „Das haben Sie sich ausgedacht”, sagte sie scharf.
    „So etwas dürfen Sie mir nicht unterstellen, Mrs. Worthington”, protestierte er.
    Sie trat hinter seinen Stuhl, um sich den Radarschirm zu seiner Linken genauer zu betrachten. Selbst einem Laien wie ihr konnte der leuchtend grüne Punkt, der die Sturmfront anzeigte, nicht entgehen - eine Sturmfront von beträchtlicher Größe, wie unschwer zu erkennen war.
    „Also gut, selbst wenn es stimmt, wo liegt das Problem?” wandte sie sich an Red. „Der Sturm ist noch über zwei Stunden entfernt. Du bist schon bei schlimmerem Wetter geflogen. Darauf fußt doch dein Ruf als Teufelskerl. Jetzt setz dich ins Cockpit und fang mit der Überprüfung der Bordinstrumente an. Ich hole inzwischen mein Gepäck.”
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zur Tür, doch Reds lautes „Nein” ließ sie abrupt stehen bleiben. Sie drehte sich um und zählte dabei leise bis zehn, um ihre Wut zu unterdrücken. Red saß unbekümmert auf seinem Stuhl, die Beine weit von sich gestreckt und den Kopf zur Seite geneigt. Er wirkte so gelöst, als ginge ihn das alles nichts an. Das war einer der Charakterzüge, die Joan am meisten an ihm verdross. Überall, in welcher Lage auch immer, konnte er es sich bequem machen. Selbst in den schlimmsten Situationen brachte er es fertig, ruhig und gelassen zu bleiben.
    „Das tust du nur, um mich zu ärgern”, warf sie ihm vor.
    „Sicher. Heute morgen, als ich aufwachte, fragte ich mich, was ich tun könnte, um dich zu schikanieren. Und plötzlich fiel es mir ein.” Er schnipste mit den Fingern. „Ich werde einen Schneesturm heraufbeschwören, damit sie ihren Flug nach Washington verpasst, sagte ich mir."
    Verärgert, doch völlig beherrscht ging sie zwei Schritte auf ihn zu. „Du weißt verdammt genau, was ich meine. Du sitzt hier herum und verschwendest deine Zeit damit, dich mit mir zu streiten, wo du genau weißt, dass du dem Unwetter entkommen könntest, wenn du auf der Stelle losfliegen würdest. Und du würdest sofort fliegen, wenn dich ein anderer darum bitten würde.”
    Red grinste nur.
    „Also gut”, wandte sie sich an Joe. „Wie lange werde ich hier festsitzen?"
    Joe drehte versonnen an einigen Knöpfen des Funkgeräts, stellte verschiedene Frequenzen ein. „Ich habe den Weg des Unwetters verfolgt”, antwortete er nach einer Weile. „Es hat schon großen Schaden angerichtet. Und bis der Sturm uns erreicht, wird er noch an Stärke gewinnen. Man erwägt bereits, den Flughafen in Fairbanks zu schließen. Und es würde mich nicht überraschen, wenn man das auch in Juneau täte.” Er schaute zu Joan auf. „Es könnte ein paar Tage dauern.”
    Mit kaltem, vorwurfsvollen Blick sah sie Red an. „Ich habe bereits den Schlüssel zu meinem Apartment abgegeben”, sagte sie, bemüht, nicht laut zu werden. „Ich weiß nicht einmal, wo ich heute Nacht noch schlafen soll."
    „Du hast ja noch das Sofa in deinem Büro”, bemerkte er lakonisch, während er seine Kaffeetasse abstellte und aufstand. „Natürlich bleibt dann für mich nicht mehr viel Platz, doch in dieser Hinsicht hatten wir früher nie Probleme.”
    Aus den Augenwinkeln sah Joan, wie der Funker ein Schmunzeln unterdrückte, doch sie beachtete es nicht. „Du bist so leicht zu durchschauen, Red”, erklärte sie eisig.
    „Du kränkst mich, Joan”, entgegnete er und ging auf die Tür des Aufenthaltsraums zu.
    Sie hielt ihn am Arm fest. „Ich will dir etwas sagen", zischte sie mit warnendem Unterton. „Irgendwann wirst du zu weit gehen. Auch du musst dich an gewisse Regeln halten. Und ich weiß genug über dich, das ausreicht, dir die Fluglizenz zu entziehen.”
    Red schien das nicht zu beeindrucken. Er bemühte sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher