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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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„Ich wollte dich nicht in meinem Cockpit haben, weil ich befürchtete, du würdest das Regiment übernehmen. Wenigstens das wollte ich für mich allein haben oder vielmehr bewahren‚ auch für den Fall, dass ich dich eines Tages verliere. Wenigstens das hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben. Aber du hast dich mir gegenüber auch nicht anders verhalten, Joan. Vom ersten Augenblick an haben wir beide nach Fluchtwegen gesucht, denn es ist er­ schreckend, völlig in einem anderen Menschen aufzugehen. Und am meisten haben wir uns davor gefürchtet, den anderen zu verlieren."
    Er ließ sie los. „Ich will dir nur noch sagen, dass es nicht funktioniert hat. Jedes Mal, wenn ich geflogen bin, warst du dabei, wenn auch nur in Gedanken, und hast meine Entscheidungen beeinflusst. Inzwischen habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich es nicht mehr missen möchte. Ich möchte dich nicht verlieren, Joan.”
    Joan war wie versteinert. Die Kälte, die Leute um sie herum, das Farbenspiel des Lichts - alles trat in den Hintergrund. Es zählte nur noch Red und die Art, wie er sie anschaute. Er hatte ihr nichts versprochen, und das konnte er auch nicht mit den paar Worten, die er in der Eingebung des Augenblicks dahergesagt hatte. Genauso wenig wie er ihr eine Lösung anbieten oder Wunder heraufbeschwören konnte. So einfach konnte es nicht sein.
    Sie sah ihm fest in die Augen. „Red, ich... ich will dich auch nicht verlieren.”
    Oder war es vielleicht doch so einfach? Denn als sie einander anblickten, so offen, wie noch nie, wusste sie, dass er sie von nun an nicht mehr aus seinem Leben ausschließen würde. Und wenn das keine Lösung war, dann war es wenigstens ein Neubeginn.
    Red legte die Hand auf ihren Rücken. „Komm, wir haben eine Aufgabe zu erledigen.”
    Die Bravorufe und der Applaus der Umstehenden rissen Joan aus ihrer Trance, als sie neben Red im Cockpit Platz nahm. Sie winkte ihnen durchs Fenster zu. Red beobachtete sie mit einem merkwürdigen Lächeln auf den Lippen, ehe er sich seinen Kontrollleuchten zuwandte.
    Joan erlebte mit, wie der Mann, der ihr Ehemann war, zum Piloten wurde. Den Blick hatte er unverwandt auf die Bordinstrumente gerichtet, während er verschiedene Hebel betätigte und Knöpfe drückte. Er konzentrierte sich so auf seine Aufgabe, dass sie fast das Gefühl hatte, er schlüpfe in die Haut eines anderen. Diese Verwandlung ängstigte sie, andererseits faszinierte es sie auch, wie sie zu ihrer Überraschung feststellte.
    Langsam rollte das Flugzeug auf die schneebedeckte Startbahn. Die Kufen glitten lautlos über den Schnee. „Halt dich gut fest, Darling”, sagte Red. „Achtzig Prozent aller Flugzeugunglücke ereignen sich beim Start oder bei der Landung.”
    Dann heulte der Motor auf, die Schneebänke zu beiden Seiten flogen vorbei. Krampfhaft hielt Joan sich fest. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte vor Angst die Augen geschlossen. Es. war, als würden sie durch einen unterirdischen Tunnel rasen. Auf beiden Seiten sah man nur weiß.
    Das Ende der Startbahn tauchte erst Sekunden vorher vor ihren Augen auf. Joan musste einen Aufschrei unterdrücken, weil sie so kurz schien ­ viel zu kurz. Und gerade als sie davon überzeugt war, sie wurden direkt in die Schneewehe vor ihnen hineinrasen, gab es einen dumpfen Schlag, von dem sie fast aus dem Sitz gerissen wurde. Das Flugzeug wurde durchgerüttelt und schien zur Seite zu ziehen. Red fluchte laut. Da schloss Joan wirklich die Augen und dachte: Es ist vorbei.
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da waren sie in der Luft. Sie spürte das Nachlassen der Schubkraft, das sanfte Gleiten in der Luft. Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah Nebelschwaden an ihrem Fenster vorbeiziehen.
    „Nimm deine Fingernägel aus meinem, Schenkel", meinte Red. „Sonst bekomme ich einen Bluterguss.”
    Jetzt erst merkte sie, dass sich ihre Hand tatsächlich in seinem Oberschenkel festgekrallt hatte. „Was... Was war das?” fragte sie so ruhig wie möglich.
    „Allem Anschein nach haben wir eine Schneebank berührt. Sieh doch mal aus dem Fenster, ob die Tragfläche noch dran ist.”
    Joan drehte sich tatsächlich um. Dann erst bemerkte sie, wie er schmunzelte. „Sehr witzig, du König der Lüfte", tadelte sie ihn.
    Red flog eine Kurve von einhundertundachtzig Grad, um den Wind in den Rücken zu bekommen. Dabei gewann die Maschine an Höhe. Doch als Joan aus dem Fenster schaute, konnte sie durch die Nebelfetzen die Dächer der Häuser von
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