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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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fragte Della plötzlich beunruhigt. Joan schaute sie fragend an. Deshalb fügte sie erklärend hinzu: „Ich dachte nur, da du kein Gepäck dabei hast, dass du offensichtlich vorhast, noch einmal zurückzukommen und nicht von Bixby aus nach Juneau weiterzufliegen.”
    An diese Möglichkeit hatte Joan gar nicht gedacht. Bixby lag näher an Juneau, und es bestand eigentlich kein Grund, noch einmal nach Adinorack zurückzukommen. Das Unwetter war vorüber, und sie hatte alles Nötige in die Wege geleitet. Warum sollte sie ihre Abreise aufschieben?
    „Ich weiß es nicht, Della”, gab sie ehrlich zu. „Ich melde mich, wenn wir angekommen sind. Meine Koffer könnt ihr mir ja nachschicken.”
    Della presste die Lippen fest aufeinander. „Sei klug”, riet sie ihr nach kurzem Zögern. „Komm zurück. Lass ihn nicht so davonkommen.”
    Jetzt war Joan wirklich verwirrt wie so oft, wenn sie sich mit Della unterhielt. „Was meinst du mit so davonkommen?”
    Verzweifelt verdrehte diese die Augen. „Als Sieger. Mensch, Mädchen, muss ich dir denn alles erklären? Wenn du dich jetzt von ihm davonjagen lässt, ist das eine Niederlage für alle Frauen. Du darfst nicht einfach aufgeben und davonlaufen. Das mindeste, was du machen kannst, ist hier bleiben und kämpfen. Bring es irgendwie hinter dich.” Joan lächelte matt. „Es ist wohl schon vorbei, Della.”
    Diese sah sie mit einer Mischung aus Ungeduld und Mitleid an. „Es gibt zumindest einen Grund, weswegen du zurückkommen solltest. Du hast noch eine Menge in bezug auf Männer zu lernen, bevor man dich wieder auf die Welt loslassen kann. Und ich bin eine Frau, die dir das beibringen, kann.”
    Joan wollte lachen, aber ihr war nicht danach zumute. In diesem Augenblick wurden die Türen der Flugzeughalle aufgeschoben. Ein eisiger Wind fegte herein und ließ beide Frauen erzittern. Joan drehte sich um und sah nach draußen.
    Eiskristalle in der Luft, die ihre Farbe von Pink zu Gelb zu wechseln schienen, bildeten eine feine Nebelschicht. In ihnen brach sich das Licht der Sonne, die dabei war, sich einen Weg durch die Wolken zu bahnen. Die Startbahn war ein langer, schmaler Schlauch, zu dessen Seiten sich wand hohe .Schneeberge türmten, die im Sonnenlicht wie Diamanten glänzten. Die ganze Welt war in steifes Weiß gehüllt und doch voll sanfter, weicher Farben. Nirgendwo auf der, Welt war das Farbenspiel des Lichts schöner als in Alaska. Eine ganze Weile genoss Joan den Anblick, sog ihn regelrecht in sich auf, um das Bild wie einen wertvollen Schatz fest in ihrem Gedächtnis zu verankern, um sich in schlechten Zeiten daran erinnern zu können.
    „Manchmal vergesse ich, wie schön es hier sein kann", sagte sie leise. Della drückte ihr die Hand. „Du musst zurückkommen", wiederholte sie. Und dann stand plötzlich Red neben Joan. Alles in ihr spannte sich an, sie wappnete sich innerlich für eine Auseinandersetzung.
    Lange Zeit sagte er nichts. „Du weißt, dass ich dich nicht gern dabeihabe", bemerkte er schließlich.
    Er hätte ihr nicht mehr weh tun können, wenn er ihr einen Messerstich versetzt hätte. In Sekundenschnelle rollte sich die Zeit mit ihm wie ein Film vor ihren Augen ab wie bei einem Todkranken, der noch einmal alle Stationen seines Lebens erlebt, eine Collage von Bildern, Zärtlichkeiten, Blicken und Worten - alles, was von ihrem Zusammenleben übriggeblieben war. Und übertönt wurde das Ganze von seinen Worten: Ich will dich nicht dabeihaben.
    Ihre Stimme klang heiser, als sie kurz angebunden entgegnete: „Ich weiß.” Dann wandte sie sich ab und ging auf das Flugzeug zu.
    Doch Red hielt sie am Arm fest. Und als sie versuchte, sich loszureißen, griff er noch fester zu.
    Du kannst mich nicht aufhalten", fauchte sie ihn wütend an. „Nach dem heutigen Tag brauchst du dir, keine Sorgen mehr zu machen, doch im Augenblick, für dieses letzte Mal, kannst du mich nicht aufhalten.”
    „Meinst du, das wüsste ich nicht?"
    „Dann lass mich los. Was sollen die anderen von uns denken?"
    Das beeindruckte ihn nicht. „Erst hörst du mir zu.” Seine Augen waren ganz dunkel und seine Züge spiegelten deutlich seine Anspannung wider. Doch irgend etwas in seinem Gesicht machte sie stutzig, eine Art hartnäckige Verzweiflung, eine offenkundige Verwundbarkeit die sie nie zuvor an ihm bemerkt hatte und die überhaupt nicht zu dem Mann passte, den sie kannte. Das verwirrte sie so sehr, dass sie bereitwillig zuhörte.
    „Du hattest recht", stieß er hervor.
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