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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition)
Autoren: Andreas Gruber
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antworten konnte, hörte sie hinter sich das Knarren der Eingangstür. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Bitte nicht! Sie schielte zur Glasvitrine. In der spiegelnden Scheibe sah sie, wie Gerhard Hödel zielstrebig auf sie zukam.
    Sie wusste, dass er alles vermasseln würde.

2
    Die Woche begann übel für Peter Gerink. Das ahnte er, als er sein Büro im Wiener Bundeskriminalamt betrat und die Akte auf seinem Schreibtisch sah. Der Name auf dem Deckblatt lautete: Teresa Del Vecchio. Er schlug die Mappe auf und überflog die ersten paar Seiten. Eiserts Handschrift. Natürlich hatte sie ihm den Fall zukommen lassen. Und das bedeutete, dass er wieder mit Scatozza zusammenarbeiten durfte – ausgerechnet mit jenem Kollegen, mit dem Elena ihn betrogen hatte.
    Gerink holte erst gar nicht seine Dienstpistole aus dem Waffenschrank oder startete den PC , um die Abwesenheitsnotiz zu deaktivieren, sondern marschierte mit der Mappe durch den Korridor zum Büro seiner Chefin.
    Als er an Dino Scatozzas offener Tür vorbeikam, warf ihm dieser nur einen knappen Blick zu. Bestimmt wusste der Sizilianer bereits, dass ihnen ein gemeinsamer Fall bevorstand.
    Gerink klopfte an Lisa Eiserts Tür.
    » Herein. «
    Er trat ein. Eisert trug eine cremefarbene Bluse. Ihr blauer Blazer hing über einer Stuhllehne. Als sie den Telefonhörer auf die Gabel legte, hielt Gerink ihr die Akte vor die Nase.
    » Warum schon wieder ich? « , knirschte er.
    Gelassen nahm Eisert die Lesebrille ab. Obwohl sie erst Mitte vierzig war, hatte ihr kurzes dunkles Haar an den Seiten bereits eine graue Färbung angenommen. Zudem zierten einige Sorgenfalten ihr Gesicht. Gerink wusste, dass seine Chefin nie auf den Gedanken gekommen wäre, sich die Haare zu färben. Eisert war ebenso uneitel wie unnachgiebig, weshalb die Kollegen auf dem Revier sie » Grauer Wolf « nannten.
    Sie zog eine Augenbraue hoch, als sie seine neue Frisur bemerkte. Doch sie sagte nichts.
    Heute Morgen hatte Gerink sich die braunen Haare mit der Maschine und einem Zwölf-Millimeter-Aufsatz geschoren und festgestellt, dass auch er die ersten grauen Haare an den Schläfen bekam – was ihn nicht gerade heiter stimmte.
    Trotz seines Auftritts blieb Eisert gut gelaunt. » Kaum aus dem Urlaub zurück, schon hast du alle guten Manieren verlernt. Guten Morgen. « Sie lächelte knapp.
    » Guten Morgen « , knurrte Gerink. Von Urlaub konnte keine Rede sein, das wusste sie genau. Wer aus dem Urlaub kam, war entspannt, ausgeglichen und braun gebrannt. Doch er hatte einen Dreitagebart und seinen sonst so strahlenden Blick eingebüßt. Schon von Weitem sah jeder, dass er eine Mordswut im Bauch mit sich herumtrug. Darüber konnte nicht einmal sein angeblich so charmantes Lächeln hinwegtäuschen. Jedenfalls hatte er im Moment keine Lust, irgendjemanden anzulächeln, und schon gar nicht Dino Scatozza.
    Seinetwegen hatte er sich die letzte Woche innerlich zerfleischt und keine Nacht durchgeschlafen. Noch dazu beantwortete Elena seine Anrufe nicht – und selbst wenn! Was hätte er ihr sagen sollen? Er wusste nicht einmal, ob er sie zurückhaben wollte, ob er ihr verzeihen konnte. Dass er bei der letzten Begegnung mit ihr in seiner Wut eine Flasche Jack Daniel’s in die Glasvitrine geworfen hatte, machte die Sache nicht einfacher.
    In der darauf folgenden Woche hatte er intensiver als in den Monaten zuvor im Fitnesscenter trainiert. Außerdem hatte er die staubige Plane von seiner Harley-Davidson abgezogen, die Maschine aus dem Schuppen gerollt, Motor und Chrom poliert, sich abends zu viel Alkohol reingekippt und war am nächsten Morgen mit einem grässlichen Kater die alte Strecke über die Wiener Hausberge abgefahren. Zum Glück war der Gedanke, seine Kumpels von früher zu besuchen, von denen einige den Knast von innen gesehen hatten, rasch wieder verflogen. Diese Zeiten waren vorbei! Aber vielleicht hätte das mehr geholfen, seinen Kopf von destruktiven Gedanken zu befreien, als nachts wie ein verletztes Raubtier durch die Wohnung zu tigern.
    » Wir waren uns doch einig « , sagte er, » keinen dieser Fälle mehr. «
    » Dieser Fälle? « , wiederholte sie.
    Er kochte innerlich. Diese Frau konnte so scheinheilig sein. » Ja, dieser Fälle. Ich rede von Ermittlungen in Italien. «
    Seit kurzem hasste er alle Italiener, deren Selbstgefälligkeit und aufbrausendes, lautes Temperament. Nur ein Wort, das sie liebend gern in die falsche Kehle bekamen, und schon waren sie tagelang in ihrer Ehre gekränkt. Gerink
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