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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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Schlotzer schüttelte den Kopf. »Ein fliegendes Mädchen in einem roten Kleid und einer schwarzen Stola! Sie ist vom Anfang des Loopings zum Ende geflogen. Und zwar so.« Gesine Schlotzer breitete die Arme aus. Mit den Fingerkuppen stieß sie dabei an die Glasscheiben des Fahrkartenhäuschens.
    Der Mann zog die Augenbrauen zusammen. Er sah Gesine Schlotzer besorgt an. »Geht es Ihnen gut?«
    Gesine Schlotzer überlegte einen Moment. Sie senkte die Arme und sagte entschlossen: »Nein.« Dann drehte sie das ›Geöffnet‹-Schild schwungvoll um, sodass es jetzt ›Geschlossen‹ verkündete. Mit einem Ruck zog sie das gläserne Schiebefenster zu, nahm die Strickjacke vom Stuhl, steckte das Rätselheft in die Jackentasche und verließ das Fahrkartenhäuschen. 22 Jahre hatte sie jeden Tag in diesem Häuschen gesessen und Tickets abgerissen. 22 Jahre hatte sie den Leuten Aufregung, Bauchkribbeln und Taumel verkauft. Sie selbst war dabei immer auf dem Boden geblieben.
    Es war Zeit zum Abheben. Was sie dazu auf keinen Fall brauchte, war eine Achterbahn.

In der
Geisterbahn
    L udo, Silvania und Jacob standen wie frisch aus dem Schleudergang geworfen auf dem Jahrmarktsplatz. Ludo hatte eine interessante Föhnfrisur. Silvania sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander. Sie war sich noch nicht sicher, was die Hackfleischklöpschen in ihrem Magen vorhatten. Jacob hielt sich so lässig wie möglich an einem Laternenmast fest. Seine Beine waren lang. Und nach der Achterbahnfahrt sehr elastisch. Während des Loopings hatte er die Augen geschlossen und war damit beschäftigt gewesen, sein eigenes Mittagessen (Spiegelei, Spinat und Kartoffeln) unter Kontrolle zu halten. Von Silvanias Geflopse und Gefliege hatte er nichts mitbekommen. Sonst hätte er sich womöglich Gesine Schlotzer angeschlossen und den Jahrmarkt schnurstracks verlassen.
    »Da drüben ist sie!«, rief Helene. Sie zeigte auf ein Fahrgeschäft. Es hatte eine Fassade wie eine Schlossruine. Die Türme waren dunkel und die Fenster voller Spinnweben. Aus einem Fenster sah ein Totenkopf und aus einem anderen ein Monster mit spitzen grünen Ohren, irren Glubschaugen und Wangen voller Warzen. »Los, gehen wir!«
    Ein paar Minuten später saßen Helene und Daka in der Geisterbahn. Auf den Sitzen vor ihnen saßen Silvania und Jacob. Ludo wartete vor der Geisterbahn. Er hatte erklärt, dass ihm vom Bahnfahren schlecht wird. In Wirklichkeit wollte er nicht in die Geisterbahn, da er so schon genug Geister sah. Auch, wenn ihm das keiner glauben wollte.
    Die Geisterbahn ratterte los, in einen tiefen, finsteren Schlund hinein. Aus dem Dunkel kamen furchterregende Geräusche. Eine Holztür knarrte, ein Wolf heulte und eine Hexe lachte. Plötzlich sprang in einer finsteren Kurve ein Monster aus einem Karton. Silvania schrie auf. Jacob zuckte zusammen. Helene beugte sich aus dem Wagen, um besser sehen zu können. Auch Daka musterte das Monster genau. Es war aus Pappe.
    Jetzt fuhr die Geisterbahn in einen blutrot beleuchteten Tunnel. An den Wänden krabbelten riesige Würmer und Spinnen. Daka bekam Hunger und tippte einen Wurm an. Er war aus Plastik.
    Kurz bevor die Geisterbahn aus dem Tunnel fuhr, flog eine Gestalt vor den Tunnelausgang. Sie breitete den weiten schwarzen Mantel aus und lachte finster. Dabei blitzten zwei lange Eckzähne auf. Die Zähne waren blutverschmiert. Die Augen des Mannes leuchteten rot. Sie schielten etwas. An einer Wange blätterte eine Hautschicht ab. Die Frisur war zerzaust und saß etwas schief. Die Geisterbahn fuhr auf die Vampirpuppe zu. In letzter Sekunde flog der falsche Vampir zur Seite.
    Helene zupfte Daka an ihrer Spinnenjacke. »Euer Vater könnte das tausend Mal besser.«
    Daka nickte. Ein Vampir mit einer alten Perücke, Silberblick und verfallener Haut. Das war gar kein Vampir. Das war eine Frechheit! Kein Wunder, dass die Menschen so schlecht über Vampire dachten. Wenn es in allen Geisterbahnen so aussah, na dann boi noap! Daka spürte, dass sie etwas zwickte. Es war nicht Helene. Es war kein Pappmonster. Und es war auch nicht die Zahnfeile in ihrer Jackentasche. Was Daka zwickte, war ihr Stolz. Sie war zwar nur ein Halbvampir, aber trotzdem fühlte sie sich von dem zerlotterten, schielenden Pappvampir beleidigt. Für Daka stand fest: Sie musste die Ehre der Vampire retten! Sie stand auf und breitete die Arme aus.
    »Was hast du vor?«, fragte Helene. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.
    »Zeigen, was ein echter Vampir ist.« Mit diesen
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