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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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vielleicht.«
    In dem Moment erschienen zwei Mädchen am Springbrunnen. Die eine hatte ihre pechschwarzen Haare gestylt, als wollte sie sich als Seeigel tarnen. Sie trug eine schwarze Jacke, die mit lauter kleinen silbernen Spinnen bedruckt war, einen kurzen lilafarbenen Rock, schwarze löcherige Leggins und lilafarbene Gummistiefel. Das war Dakaria Tepes.
    Das andere Mädchen hatte einen rot-schwarz karierten Hut auf, unter dem wallende rotbraune Haare hervorquollen. Sie trug ein enges feuerrotes Kleid mit einem breiten dunkelroten Gürtel und einer schwarzen Samtstola. Die schwarzen Schuhe gingen ihr bis zu den Knöcheln, hatten rote Knöpfe an der Seite und bogen sich an der Schuhspitze wie zwei Schlittenkufen nach oben. Das war Silvania Tepes.
    »Wartest de auf die da?« Waffelwerner deutete auf die beiden Mädchen am Springbrunnen.
    Jacob nickte mit offenem Mund, wobei er die Zwillinge nicht aus den Augen ließ. »Also, eigentlich nur auf die eine. Die im roten Kleid.«
    Waffelwerner zog die Nase hoch und nickte anerkennend.
    Eine Sekunde später liefen ein Junge und ein Mädchen auf die Zwillinge zu. Der Junge hatte halblange dunkle Haare und war kaum größer als die Mädchen. Das andere Mädchen hatte glänzend blonde Haare, war schlank und hatte strahlend blaue Augen. Das konnte man bis zur Waffelbude sehen.
    »Und wer sind die jetzt?«, fragte Waffelwerner.
    »Keine Ahnung.«
    Waffelwerner und Jacob sahen, wie das Mädchen mit den blonden Haaren ihre Hand zur Faust ballte und damit den Schwestern auf den Kopf klopfte. Der Junge tat dasselbe. Die Zwillinge klopften zurück.
    »Was machen die denn?«
    Jacob zuckte die Schultern. Dann kratzte er sich hinter dem Ohr. »Ich weiß es nicht.«
    Waffelwerner und Jacob konnten nicht wissen, dass die vier Freunde ihren eigenen Gruß hatten. Daka und Silvania hatten die Kopfnuss aus Transsilvanien importiert. In Bistrien, ihrem Heimatort, begrüßten sich alle so. In Deutschland war die Kopfnuss als Begrüßung bis jetzt nur bei Helene und Ludo gut angekommen.
    Jetzt hatte Silvania Jacob entdeckt. Sie winkte.
    Jacob hob kurz die Hand und nickte. »Ich muss dann«, sagte er zu Waffelwerner.
    »Allet klar. Tschüssikowski!« Waffelwerner steckte den Löffel in die Waffelschüssel, rührte um und sah Jacob nach. »Noch eenmal jung sein ...«, flüsterte er und blickte versonnen auf den Waffelteig.

Nachhilfe
mit Überschlag
    F rau Gesine Schlotzer verkaufte seit 22 Jahren Fahrkarten für den Star Express. Der Star Express war eine Stahlachterbahn. Herr Ottmar Schlotzer, Frau Schlotzers Onkel, hatte sie vor 28 Jahren von seinem Vater übernommen. Der Star Express hatte alles, was eine richtige Achterbahn brauchte: eine steile Bergabfahrt, ein atemberaubendes Looping, zwei große Hügel, die Kamelrücken genannt wurden, und rasante Kurven. Noch nie hatte sich ein Kunde beschwert, ihm wäre vor schauriger Freude nicht beinahe schlecht geworden. Darauf war Onkel Ottmar stolz. Und Frau Schlotzer auch. Egal, in welche Stadt sie kamen, immer war der Star Express eins der beliebtesten Fahrgeschäfte. Und immer saß Gesine Schlotzer in dem kleinen, gläsernen Fahrkartenhäuschen und verkaufte Tickets. In den ganzen 22 Jahren hatte sie kein einziges Mal gefehlt. Sie hatte Schnupfen gehabt, da es in dem Fahrkartenhäuschen immer zog. Migräne, da es um sie herum ständig klingelte, lärmte und kreischte. Sehnenscheidenentzündung, da sie die Fahrkarten immer mit der linken Hand von einem großen Block abriss. Doch immer war sie auf ihrem Posten geblieben. Sie mochte ihren Job. Sie verkaufte den Menschen für ein paar Euro ein paar Minuten voller Aufregung, Bauchkribbeln und Taumel. Und zwischendurch konnte sie noch Kreuzworträtsel machen. Gesine Schlotzer konnte sich keine bessere Arbeit vorstellen.
    »Ein Mal bitte«, sagte ein hochgewachsener Junge mit zerzausten rotblonden Haaren. Er legte einen zerknitterten Geldschein auf den Tresen des Fahrkartenhäuschens.
    Gesine Schlotzer riss eine Fahrkarte vom Block, reichte sie dem Jungen, gab ihm das Wechselgeld und lächelte. »Gute Fahrt.«
    Der Junge lächelte kurz zurück. Dann steckte er die Fahrkarte und das Wechselgeld in die Hosentasche und fuhr sich durch die Haare. Gesine Schlotzer seufzte. Der Junge erinnerte sie an ihren Neffen. Ein schöner, schüchterner Junge. Und hochbegabt. Leider nur sehr weit weg.
    Die nächste Kundin war ein Mädchen mit einem rot-schwarz karierten Hut. Vermutlich eine ausländische Besucherin,
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