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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
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so. Er nickte zwei alten Männern zu und setzte sich.
    Der Vorwurf, zwei Frauen geschwängert zu haben, kam ihm in den Sinn. Er hatte keine Ahnung, ob es tatsächlich so war – die beiden Mädchen, von denen Rally gesprochen hatte, hatten gewiss nichts anbrennen lassen, und wie hatte seine Großmutter zu sagen gepflegt? Zum Klatschen sind immer zwei Hände nötig. Die beiden waren bereitwillig mit ihm ins Bett gestiegen. Eine von ihnen hatte ihm sogar schon seit längerer Zeit schöne Augen gemacht. Und auch wenn Jack nicht leugnen konnte, dass er – in volltrunkenem Zustand – vor nicht allzu langer Zeit mit Helen Pearce im Bett gelandet war, so waren ihm durchaus die Namen einiger Männer bekannt, mit denen sie sich in den vergangenen Wochen ebenfalls vergnügt hatte.
    Nein, weder der alte Pearce noch Harris waren ein Problem für ihn; sein Problem waren einzig und allein seine Spielschulden. Voller Zorn auf sich selbst leerte er seinen Krug in einem Zug fast zur Hälfte. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er dachte an den armen George und daran, wie sich seine verstümmelten Hände, abgesehen von den Schmerzen, auf ihn und seine Arbeitsfähigkeit auswirken würden. Die Zeiten waren ohnehin schon hart genug. Er hasste Rally.
    Am meisten aber hasste er seinen Vater und den unbarmherzigen Blick voller Enttäuschung, den er sich für seinen einzigen Sohn vorbehielt. Jetzt hatte Jack ihm einen weiteren Grund dafür geliefert, einen weiteren Grund für einen Streit. Und seine Mutter würde einen weiteren Abend allein in ihrem Zimmer sitzen und weinen.
    Jack stahl sich aus dem Pub. Am Eingang stieß er mit dem Eigentümer des Gemüseladens in St. Just, der Gemeinde, zu der auch das Dorf Pendeen gehörte, zusammen.
    »Hallo, Bryant junior«, rief der alte Mann.
    Jack nickte. »Mr. Granger, ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Hast es wohl sehr eilig?«
    Jack seufzte und dachte an den langen Nachhauseweg. »Ja, ich habe noch acht Meilen Fußmarsch vor mir. Tut mir leid.«
    »Schon gut, Junge. Ich kann dich mit dem Auto mitnehmen, wenn du willst.«
    »Danke, gern.«
    »Ich kann etwas Gesellschaft gut gebrauchen.«
    »Warten Sie, ich nehme Ihnen das ab«, bot Jack an und griff nach der großen Schachtel, die der ältere Mann in den Armen trug.
    »Oh, das ist nett von dir, Junge. Das hier ist ein Geschenk für Mrs. Granger. Sie hat jetzt schon lange nichts mehr von mir bekommen. Da dachte ich mir, es sei an der Zeit, sie wieder einmal etwas zu verwöhnen.«
    »Ein Hut?«, fragte Jack, froh, ihn so am Reden halten zu können.
    »Das war ihr größter Wunsch.« Granger marschierte mit energischen Schritten zu seinem Auto. Er gehörte zu den wenigen Männern, die eines der viel bewunderten Morris-Cowley-Automobile, die in der Nähe von Oxford gebaut wurden, ihr Eigen nennen durften.
    »Spring rein«, sagte Granger. »Ich nehme an, du bist daran gewöhnt, in einem solchen Wagen zu fahren.«
    Jack stellte die Hutschachtel pflichtbewusst auf seine Knie und hielt sie fest. »Nicht so, wie Sie vielleicht glauben. Mein Vater ist der Meinung, ich solle mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen.«
    »Deine Zeit wird schon noch kommen, junger Mann. Und dann wirst du das umso mehr zu schätzen wissen. Abgesehen davon, wem sollte dein Vater sein Geld sonst hinterlassen?«
    Jack zuckte mit den Schultern. Er war inzwischen zutiefst davon überzeugt, dass sein Vater sein Geld lieber der Kirche als seinem einzigen Sohn vererben würde.
    Die Rückfahrt war durchaus angenehm. In seine düsteren Gedanken versunken, war sich Jack jedoch nur vage der vorbeihuschenden Landschaft und Grangers monotoner Stimme bewusst.
    Die vertrauten Orientierungspunkte zogen an ihm vorbei. Das Gasthaus bei Newbridge hatte noch geöffnet. Er spürte, wie sich der Wagen den steilen Hügel hinter dem Dorf hinaufkämpfen musste, während sie auf die North Road zusteuerten. Der Nordwind brannte auf Jacks Wangen, als sie auf der Kuppe angekommen waren. Auch die kleine Kapelle unterhalb der Hügelkuppe registrierte er nur am Rande. Seiner Umgebung wirklich bewusst wurde er sich erst wieder, als sie am Carn Kenidjack vorbei den Hügel wieder hinabfuhren. Das Hügelgrab trug den Spitznamen »heulender Carn«, wegen des Klagelautes, den es von sich gab, wenn der Wind durch seinen schmalen Felsspalt pfiff. Genau dieser einzigartige Ton riss ihn jetzt aus seinen Gedanken. Sie setzten ihren Weg in Richtung des Leuchtturmes fort. Hundert Meter weiter sah Jack in
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