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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
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stinkt.« Wally rümpfte die Nase. »Seine Frau Gladys verkauft Fische. Und damit Gladys einen neuen schwarzen Biberhut und einen hellroten Mantel wie ihre Freundinnen bekommt, riskiert unser George gern einmal ein paar Pfund beim Pferderennen …«
    George begann zu weinen.
    »Unser Georgie hat sich in eine sehr schlimme Lage gebracht. Er kann seine Schulden nicht mehr bezahlen. Und jetzt werde ich dir zeigen, was wir mit solchen Leuten machen.«
    George begann wieder, etwas vor sich hin zu brabbeln, eine Mischung aus flehentlichem Bitten und verzweifeltem Jam mern, während einer der Aufpasser, dessen Atem nach abgest andenem Bier und Tabak stank, Jack auf ein stummes Zeichen von Rally am Arm packte. Der andere Schläger hatte plötzlich ein übel aussehendes Hackbeil in der Hand, bei dessen Anblick der Gefangene erneut in lautes Geheul ausbrach.
    Jack hätte am liebsten die Augen geschlossen, aber er wusste, dass das Ganze hier nur seinetwegen geschah. Sir Wally würde ihm sicher nicht gestatten, das Schauspiel zu verpassen. Also versuchte Jack Bryant, in seinen Gedanken so weit wie möglich aus Cornwall zu fliehen. Er wünschte sich an Bord eines Schiffes, auf dem Weg zu den afrikanischen oder amerikanischen Goldminen oder zu den Kupfervorkommen in Australien, diesem unendlich großen Kontinent auf der anderen Seite der Erde. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er, die Taschen voller Geld, ein neues Leben vor sich, an der Reling stand und der Seewind seine Haare zauste, doch er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als George plötzlich einen schrillen Schrei ausstieß. Mit einem grässlichen, dumpfen Geräusch hatte das Hackbeil den Zeigefinger seiner rechten Hand abgetrennt. Der Finger plumpste auf den feuchten Lehmboden. Bittere Galle stieg in Jacks Kehle auf, und er schaffte es nur mit größter Willensanstrengung, sie zurückzuhalten. Anders George: Der blutende Mann, aschfahl und heftig zitternd, würgte, und ein heißer Schwall ergoss sich auf den Boden, während Wallys Handlanger mit dem Hackbeil einen Schritt zur Seite machte.
    »Ach, George«, sagte Wally sanft wie ein guter Freund. »Noch einen, hm?«
    George schüttelte heftig den Kopf und flehte den Buchhalter weinend an, ihn zu verschonen.
    »Einen, um dir eine Lektion zu erteilen«, erklärte ihm Wally freundlich, »und einen, damit unser Jack hier auch wirklich begreift, was ihn erwartet, wenn er weiter versucht, mich zu verarschen.« Er sah Jack an und lachte. »Ohne Finger an den Händen wirst du keine Bergleute mehr nach oben oder unten kurbeln, Bryant. Ohne Finger bist du völlig wertlos … nicht mehr als ein gut aussehender Krüppel, der vom Geld seines Vaters lebt.« Wally drehte sich zu seinem Schläger um. »Hack ihm den anderen Finger auch noch ab – schön sauber am letzten Knöchel.« George schrie.
    »Du kannst jetzt gehen, Jack. Hoffentlich weißt du, was du zu tun hast. Lass es nicht drauf ankommen, Junge, sonst könnte ich mich gezwungen sehen, deiner Mutter einen kleinen Besuch abzustatten, und dann wäre es mit ihren wunderschönen Stickereien ein für alle Mal vorbei.«
    Jack stürzte aus der Hütte und rannte den Hügel hinunter, sprang über eine Steinmauer und sog die Luft in tiefen Zügen ein, um gegen seine Übelkeit anzukämpfen. Vergeblich. Unten angekommen, erbrach er seinen Frühstückshaferbrei in die Büsche.
    Obwohl er noch immer am ganzen Körper zitterte, vergeudete er keine Zeit. Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, strich sich das dichte dunkle Haar aus der Stirn und rannte dann wie der Teufel über das kleine, mit Felsbrocken übersäte Moor, denn er wollte so schnell wie möglich die kleinen Farmen im Flachland und die Sicherheit der Stadt Penzance erreichen. Bilder von abgehackten Fingern, sterbenden Hunden und einem wütenden Pöbel, der ihn steinigen wollte, schossen ihm dabei durch den Kopf.
    Ein Stück weiter vorn sah er Menschen, die sich auf dem erhöhten Fußweg – der Taroveor Road – drängten, dort, wo normalerweise das Vieh zusammengetrieben wurde, bevor es zum Schlachthaus kam. Er rannte die Bread Street entlang, an welcher der Schlachthof lag, und sprang über die Abflussrinnen, durch die das Blut der Schlachttiere floss. Dann hetzte er weiter zum Savoy Cinema, wo er sich schon oft mit einer jungen Frau getroffen hatte. In seiner Hast und Panik hatte Jack völlig vergessen, dass die Erntedankfeierlichkeiten jetzt schon in vollem Gang sein mussten.
    Die Früchte der Erde, des
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