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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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Kopf. Er preschte gedanklich schon viel zu weit vor und das wusste er. Noch hatten sie einander nicht einmal ihre Liebe gestanden und doch saß er hier und brachte Will in seinem Kopf zu Familienfesten mit nach Hause.
    Liebte er Will? Ja. Wenn Liebe bedeutete, dass einem jedes Mal das Herz vor Freude aufging, wenn man jemanden sah, dann ja. Wenn es bedeutete, dass einen jede Berührung erregte, ganz egal, wie beiläufig oder sinnlich sie sein mochte, dann ja. Wenn es bedeutete, jemanden beschützen zu wollen, sich um ihn kümmern und ihn glücklich machen zu wollen und diese Dinge sogar noch vor sein eigenes Glück zu stellen, dann ja. Er liebte Will.
    Obwohl das aufregend war – ein Gefühl, von dem er nie gedacht hatte, dass er es je erleben würde, und von dem er tatsächlich kaum gewusst hatte, dass es existierte –, war es zugleich auch beängstigend. Nicht nur, weil sie beide Männer waren, sondern weil Will so viel jünger war.
    Er glaubte, dass Will in seiner Zuneigung aufrichtig war, aber wie lange würde das anhalten? Sie lagen vierzehn Jahre auseinander. Das war kein unmöglicher Zeitraum, aber er war bedeutend. Sie entstammten unterschiedlichen Generationen. Sie waren mit anderer Musik aufgewachsen, anderen Lebenserfahrungen. Jack hatte geheiratet, als Will erst vier Jahre alt gewesen war. War es für zwei so verschiedene Menschen möglich, ein gemeinsames Leben zu führen?
    Hör auf damit.
    Jack schlug auf die Matratze ein, verärgert über sich selbst. Wer zur Hölle sprach davon, ein gemeinsames Leben zu führen? Sie kannten sich gerade mal einen Monat lang, um Himmels willen. Miteinander intim waren sie erst seit weniger als einer Woche.
    Lebe im Hier und Jetzt.
    Das sagte zumindest das Selbsthilfe-Buch, das ihm jemand nach Emmas Tod geschenkt hatte. Das war ein guter Ratschlag, wie er wusste. Die Vergangenheit war vorbei, die Zukunft ungewiss.
    Lebe nur den Moment und genieße die Freuden, die jetzt da sind.
    Es klingelte an der Tür und Jack vergaß alles, was mit Freude zu tun hatte. Eric wartete, zweifellos in den Startlöchern für eine neue Predigt über das unangemessene Verhalten seines Vaters.
    Jack seufzte und steuerte die Treppe an, während er rief: »Komm rein. Die Tür ist offen.«

Kapitel 15
    »Hey, Dad.«
    »Eric. Komm rein.« Jack musterte seinen Sohn. Er sah furchtbar aus – elend und jämmerlich. Mit Sicherheit war er nicht wegen Jack so unglücklich. Irgendetwas anderes stimmte nicht. »Was ist los, Junge?«
    »Lisa«, sagte Eric leise. »Ich hab sie angerufen. Du weißt schon, wegen dem hier... Wir reden immer noch jeden Abend miteinander, obwohl wir eine Auszeit nehmen, wie sie es bezeichnet.« Er lächelte bitter. »Wie auch immer. Ich dachte, sie würde verstehen, was ich gerade durchmache, aber stattdessen hat sie mir beinahe den Kopf abgerissen.« Ungehalten sah er seinen Vater an, als ob er dafür zur Verantwortung gezogen werden könnte.
    Sie waren in die Küche gegangen, während sie miteinander sprachen; das Zentrum des Familienlebens, als die Jungs noch zu Hause gewohnt hatten. Fragend hob Jack die Augenbrauen an. Er hatte keine Lust, zu spekulieren, was Eric damit meinte. Er rührte die Spaghettisoße um, die auf dem Herd vor sich hin köchelte, und wartete darauf, dass Eric fortfuhr.
    »Sie sagte, dass ich verständnisvoller sein müsste. Sie sagte, dass ich zu… zu engstirnig wäre. Sie sagte, dass ich mir ganz schön was herausgenommen hätte, meinen eigenen Vater so zu behandeln, wo doch ich derjenige gewesen bin, der in deine Privatsphäre eingedrungen ist.«
    »Hat sie das?« Erwartete Eric etwa von ihm, dass er Lisa widersprach?
    »Ja.« Eric ließ sich auf einen Stuhl am Küchentisch fallen. »Jason hat das Gleiche gesagt, aber das zählt nicht, weil er eine… ich meine, weil er auch…«
    Jack musterte seinen Sohn und empfand beinahe Mitleid mit ihm. Warum musste er es jedem so schwer machen?
    Mit der Faust schlug Eric auf den Tisch, sodass die Salz- und Pfefferstreuer, die auf einer gewebten Matte in der Tischmitte standen, in die Luft hüpften.
    »Verdammt noch mal, Dad. Menschen werden nicht plötzlich einfach so schwul. Jason hat mir erzählt, dass er immer schon gewusst hat, dass er… Er hat vorher einfach nur nicht den richtigen Partner gefunden. Er sagte, dass er nicht sicher war, wie du und Mom darauf reagieren würden, also hat er es für sich behalten. Er hat es trotzdem gewusst. Aber was ist mit dir, Dad? Wie lange trägst du dieses kranke,
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