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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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zwei Tagen nicht mehr hier gewesen. Will und er hatten einen Marathon im Bett verbracht, indem sie einander so oft geliebt hatten, bis sie ihre Augen nicht mehr hatten offen halten können oder der Hunger sie auf die Suche nach Nahrung geschickt hatte. Eric und Jason hatten angerufen. Eric wollte noch mal persönlich mit ihm sprechen und Jason nachfragen, ob er so weit klarkam, so hatte er zumindest gesagt.
    Da er wusste, dass er es nicht ewig aufschieben konnte, hatte Jack zugestimmt, Eric heute Abend bei sich zu Hause zu treffen. Außerdem musste er seinen Rasen mähen, die Post reinholen und frische Kleidung anziehen. Er hatte Will gesagt, dass er noch heute Nacht zurückkommen würde, nach dem, was Will scherzhaft als die Inquisition durch seinen Sohn bezeichnet hatte.
    Jetzt, da er zu Hause war, dachte er allerdings darüber nach, ob er sich nicht einen Tag freinehmen sollte. Um ihnen beiden Gelegenheit zu geben, wieder zu Atem zu kommen.
    Wenn er in Wills Nähe war, schien er nicht genug von ihm bekommen zu können. Obwohl er bei Weitem der ältere von ihnen war, hatte sich herausgestellt, dass er der sexuell unersättlichere war. Will zog ihn damit auf, dass er nicht mit ihm mithalten konnte – und dass er sich einen anderen Mann suchen musste, der ihm zu Diensten war, wenn ihm Will nicht reichte.
    Aber er war genug. Noch nie in seinem Leben hatte Jack sich so glücklich und – mehr noch als das – so vollständig gefühlt. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er sein Leben unvollständig verbracht hatte, wie ein Puzzle, dem ein paar elementare Teile fehlten. Will hatte die Teile an genau die richtigen Stellen gesetzt. Beinahe konnte Jack die Ganzheit, die jetzt in ihm zu existieren schien, spüren. Eine Ganzheit, die zuvor nie da gewesen war.
    Er warf Emmas jungem, strahlendem Gesicht einen Blick zu und fühlte sich schuldig, in so krassen Worten zuzugeben, dass sie nie genug gewesen war. Ja, er hatte sie geliebt, und sie hatte ihn ebenfalls geliebt, aber die Leidenschaft und – sogar noch darüber hinaus – die Behaglichkeit, die er bei Will fühlte, waren etwas vollkommen Neues für ihn.
    Obwohl er ihren Tod betrauert hatte – natürlich hatte er das getan –, hatte er sich gefragt, ob er den Rest seines Lebens unvollständig würde verbringen müssen, ohne sich der Tatsache wirklich bewusst zu sein, dass ihm etwas fehlte. Hatte sie sich genauso gefühlt? Oder ging so etwas über ihren Horizont hinaus? War die Frage überhaupt fair? Wahrscheinlich nicht.
    Und solche Spekulationen waren ohnehin sinnlos. Er war ein so guter Ehemann gewesen, wie er nach bestem Wissen hatte sein können, als sie noch gelebt hatte. Jetzt schien es, als wäre er dabei, ein neues Leben zu beginnen, eine neue Art, zu denken und zu sein, die er gerade erst zu begreifen begann.
    Zweifellos war es schwerer, mit einem Mann zusammen zu sein. Die Gesellschaft – zumindest diese Gesellschaft – runzelte noch immer die Stirn und urteilte, trotz aller vorgegebener Akzeptanz in den Medien.
    Schwule Männer waren noch immer die Zielscheibe des Spotts, wenn es um Inneneinrichtung und verweichlichte Handschläge ging. Sie waren immer noch das Ziel von Erniedrigung, Diskriminierung und Gewalt, die allein auf ihrer sexuellen Orientierung beruhte.
    Sogar in seiner eigenen Familie existierte diese Engstirnigkeit und das Unverständnis; Eric war das perfekte Beispiel. Auch seine eigene Reaktion, als er gesehen hatte, wie sich Paul und Will auf Wills Türschwelle geküsst hatten, war unter der Eifersucht von Missbilligung bestimmt gewesen. Männer sollten sich in der Öffentlichkeit nicht der Zurschaustellung von Zärtlichkeiten hingeben – ganz gewiss nicht untereinander.
    Aber warum eigentlich nicht? Warum war es für einen Mann und eine Frau okay, sich an ihrer eigenen Haustür zu küssen, für zwei Männer aber nicht? Allmählich begann er, den Mut zu begreifen, den es kostete, in einer heterosexuellen, reaktionären Gesellschaft schwul zu sein.
    Er kam nicht umhin, sich zu fragen, ob er den Mut aufbringen konnte, den es erforderte, seinen eigenen Gefühlen aufrichtig zu begegnen. Würde er es seinen Schwestern erzählen? Anna, glaubte er, würde es verstehen. Aber würde ihr Ehemann das auch?
    Seine anderen Schwestern oder seine Mutter, die noch lebte? Würde er Will mit nach Hause zu Familienessen und Weihnachten bringen? Wenn Eric heiratete, würde er Will dann als seine bessere Hälfte mit zur Hochzeit nehmen?
    Jack schüttelte den
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