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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition)
Autoren: Claire Thompson
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Preise durch die Decke geschossen waren. Die Hypothek war abbezahlt. Die Jungs waren erwachsen geworden und ausgezogen. Und Emma war tot.
    Er lehnte die Wange gegen das Holz. Das Wort hallte in seinem Kopf wider. Tot.
    Eines Morgens war sie mit heftigen Kopfschmerzen aufgewacht und hatte gesagt, dass ihr speiübel wäre. Er hatte ihr einen Tee gebracht, da er vermutet hatte, dass sie eine Grippe bekommen würde. Sie hatte ein paar Schlucke getrunken, die Tasse abgestellt und war sehr blass geworden.
    »Jack«, hatte sie mit dringlicher Stimme gesagt. Und dann… war sie fort gewesen. Die Autopsie hatte ein geplatztes Gehirnaneurysma offenbart. Im Alter von zweiundvierzig Jahren war seine Frau, mit der er seit vierundzwanzig Jahren verheiratet gewesen war, fort. Einfach so.
    Obwohl inzwischen zwei Jahre vergangen waren, wachte er manchmal immer noch mitten in der Nacht auf, einen Arm nach ihr ausgestreckt. In letzter Zeit hatten ein paar seiner Freunde versucht, ihn mit einer neuen Frau zu verkuppeln. Zwar wusste er, dass sie nur sein Bestes wollten, aber er war nicht interessiert.
    Er war mit Emma aufgewachsen. Sie hatten einander so gut gekannt, dass sie manchmal schon eher eine Schwester für ihn gewesen war als eine Partnerin und Ehefrau. Zweifellos waren sie beste Freunde gewesen. Aber jetzt, da er Zeit gehabt hatte, ihren Verlust zu betrauern, erkannte er, dass sie keine leidenschaftliche Verbindung gehabt hatten.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob sie überhaupt geheiratet hätten, wenn sie nicht schwanger geworden wäre. Eigentlich hatte er damals geplant, mit seinem besten Kumpel, Luke, in der Stadt aufs College zu gehen, während sie vorgehabt hatte, die Fachschule für Krankenpflege zu besuchen. Vermutlich hätten sie sich dann auseinandergelebt, hätten neue Leute kennengelernt und wären getrennte Wege gegangen.
    Möglicherweise wäre sein Leben ohne die Herausforderung, in so jungen Jahren plötzlich eine Familie zu haben, ganz anders verlaufen. Er wäre aufs College gegangen, hätte vielleicht die Welt bereist. Vielleicht wäre er Lehrer geworden oder Ingenieur. Vielleicht wäre er derjenige geworden, der einen Handwerker für sein schickes Zuhause in Scarsdale engagierte.
    Jack schüttelte den Kopf, als müsste er die Bilder abschütteln. Diese Art von Gedanken fiel niemals auf fruchtbaren Boden. Wozu sollte er sich fragen, was vielleicht gewesen wäre? Er hatte mit Emma das Richtige getan und sie hatten zwei wundervolle Söhne und ein gutes Leben.
    Nimm die Dinge, wie sie sind , sagte er sich nachdrücklich.
    ***
    Zwei Tage später fand sich Jack vor Wills Eingangstür wieder, die Kataloge und eine Werkzeugkiste in der Hand. Am Abend zuvor hatte er angerufen und war erfreut gewesen, als Will vorgeschlagen hatte, dass er ruhig früh vorbeischauen sollte. Nach einem Blick auf seine Uhr hoffte er, dass er nicht zu früh dran war.
    Während er darauf wartete, dass Will die Tür öffnete, sah er sich im Vorgarten um. Im Vergleich zu den Gärten der Nachbarschaft war er klein. Dennoch sprossen Narzissen und Tulpen in großartigen Gelb-, Rot- und Violetttönen in den Blumenbeeten, die sich vor dem Haus und an den Seiten des alten Steinweges, der zur Haustür führte, entlangzogen. Die Beete mussten dringend gejätet und der Rasen gemäht werden. Er machte sich eine gedankliche Notiz, dem reichen Stadtjungen einen Gärtner vorzuschlagen.
    Da heute Mittwoch war, fragte sich Jack, was Will arbeitete, dass es ihm möglich war, mitten in der Woche zu Hause zu sein. Nicht, dass er danach gefragt hätte. Jack wusste es besser, als seine Nase in das Leben der Leute zu stecken, für die er arbeitete. Er hatte gelernt, dass die meisten, so freundlich sie auch auftreten mochten, für gewöhnlich nur höflich waren. Er begegnete dem mit ebenso viel Höflichkeit, aber weiter ging es nicht.
    Obwohl es erst acht Uhr war, war Jack schon seit Stunden auf. Seit Emma gestorben war, konnte er nicht weit über den Sonnenaufgang hinaus schlafen, auch wenn ihn das nicht davon abhielt, bis spät in die Nacht wachzuliegen. Sein Verstand weigerte sich abzuschalten, obwohl er nicht gerade viel hatte, über das er nachgrübeln musste.
    In den ersten paar Monaten, nachdem sie gestorben war, hatte er angefangen, Alkohol zu trinken, um überhaupt etwas Schlaf zu finden. Eigentlich hatte das Ganze harmlos genug angefangen – mit einem oder zwei Schlückchen Bourbon, um runterzukommen, während er las oder fernsah.
    Nach einer Weile
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