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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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sie. “Mach ihr am besten klar, dass sie sich nach deiner Heirat nach einer neuen Stellung umsehen muss. Dein Gatte wird es nicht dulden, dass du mit einem Dienstmädchen befreundet bist.”
    “Ich hatte gehofft, sie mitnehmen zu können. Sie ist die Tochter der Haushälterin meines Vaters, und ich kenne sie schon mein ganzes Leben.”
    “Dein Vater ist seit langer Zeit tot. Ich hätte sie schon längst entlassen sollen.”
    Es schnürte Judith vor Entsetzen die Kehle zu, aber sie sagte nichts weiter. Ihr zukünftiger Gatte sah das Mädchen vielleicht mit freundlicherem Auge.
    Mrs Aveton blickte aus dem Fenster. “Es sieht nach Regen aus. Ich werde die Kutsche heute Morgen selbst brauchen. Du kannst zu Fuß in die Bond Street gehen, um deine Einkäufe zu machen. Es gibt genügend Unterstände auf dem Weg.”
    Judith war es egal, ob es in Strömen gießen würde. Sie konnte einen Regenguss als Ausrede benutzen, so lange wie möglich fortzubleiben. Bald machte sie sich auf den Weg und ging mit Bessie an ihrer Seite die Straße entlang.
    “Miss Judith, es fängt schon an zu nieseln. Sie werden bis auf die Haut nass werden. Müssen Sie heute ausgehen?”
    “Leider ja, Bessie. Hast du die Liste?”
    “Sie ist in meiner Tasche, Miss, aber es regnet immer stärker. Wollen wir nicht in diesen Eingang schlüpfen?”
    Der Wind wehte ihnen den Regen ins Gesicht, und beide Mädchen beeilten sich, sich unterzustellen. Judith bemerkte die Droschke erst, als sie neben ihnen hielt. Dann packte eine starke Hand sie am Ellbogen.
    “Steig ein!”, sagte Dan. “Ich möchte mit dir reden.”

2. KAPITEL
    Judith war zu überrascht, um etwas anderes zu tun, als ihm zu gehorchen. Erst als sie und Bessie ihm gegenüber in der Droschke saßen, erkannte sie, wie unvernünftig sie gehandelt hatte. Sie wollte schon protestieren, aber Dan lächelte Bessie an.
    “Ich hoffe, es geht dir gut”, sagte er freundlich. “Bessie, nicht wahr? Erinnerst du dich an mich?”
    “Sie haben sich nicht verändert, Mr Dan. Ich würde Sie überall erkennen.”
    Er grinste. “Wer mich einmal sieht, vergisst mich nie. Es ist mein Karottenkopf, der mich verrät.”
    “Dan, bitte! Es tut mir leid, aber wir haben heute Morgen so viel zu erledigen. Ich muss in die Bond Street. Bessie hat eine Liste …”
    “Dann lass Bessie deine Besorgungen für dich erledigen.”
    “Nein, das geht nicht! Ich meine, es geht wirklich nicht. Ich muss aussuchen, was …”
    “Bessie, willst du uns diesen Gefallen tun? Ich muss mit deiner Herrin sprechen.”
    “Nein! Bessie, ich verbiete dir …”
    Bessie achtete nicht auf ihr Flehen. Sie strahlte Dan an. “Nichts würde ich lieber tun, Mr Dan.”
    “Dann holen wir dich an der Ecke Piccadilly ab. Sagen wir, in zwei Stunden?”
    “Dan, das geht nicht! Bitte, setz uns ab. Man wird uns vermissen, und ich bekomme Ärger …”
    “Unsinn! Prudence sagt, Frauen brauchen Ewigkeiten für ihre Einkäufe. Außerdem kann ich nicht bis ans Ende meiner Tage vor deiner Haustür warten und hoffen, dich allein anzutreffen.”
    “Wir hätten uns wieder in der Mount Street sehen können”, protestierte sie.
    Dan sah sie forschend an. “Gestern hatte ich den Eindruck, dass du deine Freunde nicht so bald wieder besuchen würdest.”
    Sie hatten die Bond Street erreicht, und er klopfte gegen das Dach der Droschke, damit der Fahrer anhielt. Bessie sprang hinab, aber als Judith ihr folgen wollte, versperrte Dan ihr den Weg.
    “Hör mich an!”, bat er ernst. “Es ist wenig genug, worum ich dich bitte.”
    Judith sank in die Polster zurück. “Es ist Wahnsinn”, sagte sie leise. “Du hättest das nicht tun dürfen.”
    “Wahnsinn?” Dan wurde noch ernster. “Und was ist mit dem Wahnsinn, den du planst? Was weißt du von dem Mann, den du zu ehelichen gedenkst?”
    Judith wandte das Gesicht ab. “Er war freundlich zu mir, und er weiß sich gegen Mrs Aveton zu behaupten. In seiner Gegenwart ist sie nicht so grausam.”
    “Und das genügt dir? Du hast dich nicht gefragt, warum die beiden so gut miteinander auskommen? Was für ein Paar! Der Mann ist ein Ungeheuer, Judith! Er ist ein Lügner und Schürzenjäger …”
    “Hör auf!” Judiths Nerven waren zum Zerreißen gespannt. “Du hast kein Recht, mir so etwas zu sagen.”
    “Vor langer Zeit glaubte ich, das Recht zu haben, dir alles zu sagen, was ich auf dem Herzen hatte. Aber das ist Vergangenheit, ich weiß. Ich kann nicht leugnen, dass unsere Gefühle füreinander sich
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