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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr
Autoren: Meg Alexander
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Ausruf entfuhr ihr.
    “Was ist denn nun?”, fragte ihre Stiefmutter ungeduldig.
    “Die Wentworths, Ma’am? Lady Sebastian Wentworth ist guter Hoffnung. Sie wird nicht kommen können.”
    “Das ist mir bekannt. Aber es braucht uns nicht davon abzuhalten, ihr eine Einladung zu schicken. Ich verabscheue die Frau und ihre hochnäsige Schwägerin, aber wir dürfen Lord Wentworth und seiner Familie nicht unsere Aufmerksamkeit vorenthalten. Immerhin sind es die Brüder des Earl of Brandon, den ich natürlich zusammen mit der Countess als Erste auf die Liste gesetzt habe. Meine liebe Amelia wird sicherlich annehmen.” Und mit dieser Ankündigung rauschte sie aus dem Zimmer.
    Als Judith die Treppe hinaufging, erlaubte sie sich ein freudloses Lächeln. Sie wusste, dass Amelia, Countess of Brandon, wütend wäre, wenn sie wüsste, mit welcher Vertrautheit man ihren Namen im Mund führte. Sie duldete Mrs Aveton nur, weil sie deren wohlbekannten Hang zum Klatschen teilte.
    Judith seufzte. Sie mochte den Earl of Brandon. Als Haupt der Wentworth-Familie und wichtiges Mitglied der Regierung kannte sie ihn nur flüchtig, aber er war ihr immer mit Höflichkeit und Freundlichkeit begegnet. Seine Gattin war ein Kreuz, das er mit Haltung zu tragen wusste.
    Judith entledigte sich ihres Mantels und des Häubchens und kehrte in den Salon zurück. Dort saß sie eine Weile in Gedanken versunken und vergaß ganz den Stapel von Einladungen. Ihr Leben hätte so ganz anders sein können, wenn man ihr und Dan erlaubt hätte zu heiraten. Doch jetzt war es zu spät.
    “Gütiger Himmel, Judith! Du bist überhaupt nicht weitergekommen.”
    Die Tür wurde geöffnet, und Mrs Aveton mit dem Reverend Charles Truscott an ihrer Seite traten ein.
    “Aber, Ma’am, Sie sollten meine kleine Braut nicht so schelten. Wenn ich ihr vergebe, bin ich sicher, dass Sie es auch können.” Der Priester legte die Hand gütig auf Judiths Haupt, als wollte er sie segnen. Judith konnte sich nur mit Mühe beherrschen, um nicht vor ihm zurückzuweichen. Sie erhob sich und wandte sich ihm zu, aber sie konnte sich zu keinem Lächeln aufraffen.
    “So ernst, meine Liebe? Nun, das war zu erwarten. Die Ehe ist ein entscheidender Schritt, doch der Herrgott hat sie uns gegeben, damit wir uns vermehren mögen.”
    Judith hatte den seltsamen Eindruck, dass er sich fast die Lippen leckte. Sie wurde von einem plötzlichen Gefühl des Ekels erfasst. Wie konnte sie zulassen, dass er sie berührte? Schon beim Gedanken daran bekam sie eine Gänsehaut. Sekundenlang war sie versucht herauszuschreien, dass sie einen großen Fehler gemacht und ihre Meinung geändert habe und nicht länger wünschte, den Reverend zu ehelichen, aber er und Mrs Aveton waren bereits weitergegangen und standen ins Gespräch vertieft am Fenster. Judith konnte nicht hören, was sie sprachen.
    “Die Abmachung gilt?”, fragte Mrs Aveton leise.
    “Ich gab Ihnen mein Wort, werte Dame. Sobald das Geld in meinen Händen ist, werden Sie Ihren Anteil erhalten.” Der Prediger blickte zu seiner zukünftigen Braut hinüber. “Ich werde meinen wohl verdient haben, denke ich. Ihre Stieftochter ist ein merkwürdiges Geschöpf. Ich weiß nie, was hinter ihrer hübschen Stirn vorgeht.”
    “Das braucht Sie nicht zu kümmern, Sir. Machen Sie ihr genügend Kinder, damit sie beschäftigt ist, aber unterdrücken Sie ihre radikalen Ideen so erbarmungslos Sie können. Sie liest gern, und sie schreibt sogar, soviel ich weiß.”
    “Beides sehr unpassende Beschäftigungen für eine Frau, aber ich werde sie lehren, diesen Unsinn zu vergessen.”
    Reverend Truscott betrachtete Judith abschätzend. Es gab sehr vieles, was er ihr beibringen würde. Judith war keine Schönheit. Das braune Haar, die ernsten grauen Augen und die zarte Farbe ihrer Haut waren nicht nach seinem Geschmack, aber ihre Figur war aufsehenerregend. Sie war hochgewachsen und schlank. Er schätzte, dass er ihre Taille mit seinen Händen umspannen könnte, aber die Rundungen ihrer Hüften und ihres vollen Busens versprachen ungeahnte Wonnen.
    Seine Augen blitzten bei dem Gedanken gierig auf, aber die Aussicht, ihr Vermögen unter seine Kontrolle zu bekommen, verschaffte ihm sogar noch größeren Genuss. Er unterdrückte den lüsternen Ausdruck auf seinem Gesicht und sah sich die Gästeliste an. Es fiel ihm sofort auf, dass die Namen der Wentworths noch nicht abgehakt waren.
    “Mein liebes Kind, Sie dürfen nicht vergessen, Ihre Freunde einzuladen”, schalt er
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