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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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gerade gewartet«, murmelte er halblaut vor sich hin. Dann schlug er sich ärgerlich an die Stirn. »Zu dumm, dass ich den Gerichtstag in der letzten Zeit so vernachlässigt habe. Viel eher schon wäre ich so dem betrügerischen Verwalter auf die Spur gekommen. Doch ab heute wird sich auf Warthorpe einiges ändern! Und auch die Bauern werden merken, dass ihre Schlampereien und Aufsässigkeiten die längste Zeit gedauert haben. Schließlich bin ich der Herr!«
    Matthew bemerkte nicht, dass seine Stimme bei den letzten Worten recht laut geworden war. Er richtete sich kerzengerade auf, warf sich in die Brust, brüllte erneut nach seinem Burschen und befahl ihm, das heiße Wasser zu bringen und ihm beim Waschen aufzuwarten. Dann ließ er sich rasieren, zog sein letztes Hemd aus feinem Leinen unter ein Wams aus gegerbtem Lederund befestigte den imposanten Schwertgurt über der Schulter. Er bat Pater Gregor zu sich in die Halle und begann mit den Verhandlungen.
    Als erstes trat ein Alebrauer und Schankwirt vor seinen Tisch, der von den Nachbarn beschuldigt wurde, das würzige Getränk mit Wasser gestreckt zu haben. Sir Matthew ließ sich einen Krug davon kommen. Er sog den kräftigen, aromatischen Geruch des obergärigen, hellen Bieres, der im Nu die Halle durchströmte, gierig ein. Dann setzte er den Krug an die Lippen und goss das Ale in einem langen Zug herunter. »Dein Gebräu ist dünn wie Wassersuppe«, urteilte er anschließend.
    »Aber ich habe das Ale nach allen Regeln der Kunst gebraut. Noch nie zuvor hat sich jemand beschwert«; verteidigte sich der Schankwirt. »Schweig still!«, unterbrach Matthew ihn harsch. »Ich sage, deine Nachbarn sind im Recht. Das Ale ist verwässert. Zur Strafe für dieses Vergehen sollst du zehn Peitschenschläge erhalten und mir fürderhin jede Woche ein Fass voll bringen, damit ich die Qualität deines Bieres kontrollieren kann.«
    Noch ehe der Brauer ein Wort erwidern konnte, nahmen ihn zwei Gefolgsleute am Arm und führten ihn hinaus in den Hof. Wenig später hörte man das Klatschen eines Lederriemens auf nackter Haut und die Schmerzensschreie des Schankwirtes.
    Nacheinander traten nun die nächsten Kläger vor das Gericht und brachten ihre Beschwerden vor. Sir Matthew hörte kaum hin, die Sorgen und Nöte seiner Leute waren ihm ohnehin vollkommen gleichgültig. Einzig und allein den Verurteilungen wandte er seine gesamte Aufmerksamkeit zu. Er verhängte eine Geldbuße nach der anderen, mit dem einzigen Ziel, seinen Beutel zu füllen. Ob das gerecht war oder nicht, interessierte ihn einen feuchten Kehricht. Streitet ihr euch nur, dachte er. Solange es mir nutzt, soll es mir recht sein.
    Der letzte Fall des heutigen Tages war eindeutig der spektakulärste. Ein Vater kam mit seiner Tochter vor Gericht. Es handelte sich hierbei um den reichsten Bauern der Umgebung, um dessen schöne Tochter bereits etliche von Sir Matthews Untertanen erfolglos geworben hatten. Denn mehr noch als die Schönheit des Mädchens reizte ihre umfangreiche Mitgift die vielen Bewerber, die sie umschwärmten wie Fliegen einen Sahnetopf. Zur Aussteuer des Mädchens, so wurde gemunkelt, gehörten auch zwei prall gefüllte Truhen mit kostbaren Stoffen und Geschirr. Des weiteren erzählte man sich, dass die junge Dorothy obendrein noch ganze zehn Stück Vieh, allesamt Eigentum des Bauern, mit in die Ehe bringen würde. Unter Tränen berichtete das Mädchen, dem die Scham deutlich sichtbar im Gesicht geschrieben stand, was es am Vorabend erlebt hatte.
    »Ich kam zu Euch auf den Burghof, um unser Soll an Eiern in der Küche abzuliefern. Da begegnete ich nahe den Ställen Eurem Stallmeister. Er rief mich zu sich. Als ich nicht sogleich gehorchte, kam er und packte mich grob am Arm. Ich rief um Hilfe, und da erschienen zwei Mägde in der Küchentür, die sich jedoch auf Geheiß des Stallmeisters schnell wieder entfernten. Er ... er zerrte mich in den Stall, vorbei an den gaffenden Knechten, und warf mich ins Heu. Ohne auf mein Flehen zu hören, legte er sich auf mich und schändete mich. Ich wehrte mich heftig und brachte Eurem Stallmeister Verletzungen im Gesicht und am Hals bei. Nachdem ... nachdem er sich brutal an mir vergangen hatte, lief er mit einem höhnischen Lachen weg und ließ mich einfach im Heu liegen. Einer Eurer Knechte half mir auf und gab mir auch den Korb mit den Eiern zurück, den ich unterwegs aus Furcht fallen gelassen hatte, sodass die Eier allesamt zerbrochen waren.« Das Mädchen schluchzte
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