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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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fröhlich, und jetzt bist du nur noch reserviert. Ich verstehe ja, daß du dich Gates anpassen mußtest; aber warum willst du unbedingt einen Mann heiraten, der so ist wie er?«
    Houston stand auf, legte die Hand auf Blairs Frisierkommode aus Nußbaum und strich mit den Fingerspitzen über Blairs in Silber gefaßte Haarbürste hin. »Leander ist nicht so wie Mr. Gates. Tatsächlich ist er ganz anders. Blair« - sie sah ihre Schwester im großen Spiegel über der Kommode an —, »ich liebe Leander. Ich liebe ihn schon seit vielen Jahren, und ich hatte nie einen anderen Wunsch, als ihn zu heiraten, Kinder zu bekommen und für eine Familie zu sorgen. Ich habe nie etwas Großes oder Nobles vollbringen wollen, wie du das offensichtlich willst. Kannst du nicht sehen, daß ich glücklich bin?«
    »Ich wünschte, ich könnte dir glauben«, sagte Blair aufrichtig. »Aber etwas hindert mich daran. Ich hasse vermutlich die Art, mit der Leander dich behandelt, als wärst du bereits sein Eigentum. Wenn ich euch zusammen sehe, wirkt ihr auf mich wie ein Ehepaar, das bereits zwanzig Jahre verheiratet ist.«
    »Wir sind schon sehr lange zusammen.« Houston drehte ihrer Schwester wieder das Gesicht zu. »Was soll ich in einem Ehemann wohl anderes suchen als Übereinstimmung?«
    »Mir scheinen die besten Ehen jene zu sein, wo sich die Eheleute gegenseitig interessant finden. Du und Leander — ihr seid euch zu ähnlich. Wäre er eine Frau, stellte er eine perfekte Dame dar.«
    »Wie ich«, flüsterte Houston. »Aber ich bin nicht immer eine Lady. Es gibt Dinge, die . . .«
    »Sadie zum Beispiel?«
    »Wieso weißt du davon?« fragte Houston.
    »Meredith hat es mir erzählt. Was, denkst du wohl, wird dein teurer Leander sagen, wenn er erfährt, daß du dich jeden Mittwoch in Lebensgefahr begibst? Und wie stünde es einem Chirurgen mit seinem Ruf zu Gesicht, wenn er mit einer Kriminellen zum Traualtar ginge?«
    »Ich bin keine Kriminelle. Ich tue etwas, was nur zum Vorteil dieser Stadt ist«, sagte Houston temperamentvoll und beruhigte sich dann wieder. Sie machte eine Bewegung, als würde sie eine unsichtbare Haarnadel in den sauber geschlungenen Haarknoten über ihren Nacken stecken. Sorgsam arrangierte Locken rahmten ihre Stirn unter einem Hut, der mit blauen irisierenden Federn geschmückt war. »Ich weiß nicht, was Leander dazu sagen würde. Vielleicht erfährt er es nie.«
    »Ha! Dieser aufgeblasene, verwöhnte Mann wird dir verbieten, dich an irgend etwas zu beteiligen, was mit gewöhnlichen Bergwerksarbeitern zu tun hat, und du, Houston, bist so sehr an Gehorsam gewöhnt, daß du genau das tun wirst, was er dir sagt.«
    »Vielleicht würde ich die Rolle von Sadie sowieso aufgeben, wenn ich ihn geheiratet habe«, sagte Houston mit einem Seufzer.
    Plötzlich fiel Blair vor Houston auf die Knie und ergriff deren Hände. »Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist nicht die Schwester, mit der ich aufgewachsen bin. Gates und Westfield haben dir deine Vitalität genommen. Als wir noch Kinder waren, hast du mit den kräftigsten Jungen Schneeballschlachten veranstaltet. Heute benimmst du dich, als würdest du dich vor der ganzen Welt fürchten. Selbst wenn du etwas so Wunderbares tust, wie als Trödlerin verkleidet in die Minenlager zu fahren, machst du das heimlich. Oh, Houston . . .«
    Sie brach ab, als es an der Tür klopfte.
    »Miss Houston, Dr. Leander Westfield ist hier.«
    »Ja, Susan, ich komme gleich hinunter.« Houston strich ihren Rock glatt. »Es tut mir leid, daß du mich so zu meinem Nachteil verändert findest«, sagte sie steif. »Aber dennoch sagt mir meine Seele, daß ich Leander heiraten will, weil ich ihn liebe.« Damit rauschte sie aus dem Zimmer und ging nach unten.
    Houston tat ihr möglichstes, Blairs Worte aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen; doch das gelang ihr nicht. Sie wirkte zerstreut, als sie Leander begrüßte, und nahm nur verschwommen war, daß Lee und Blair sich stritten. Aber sie hörte eigentlich nur ihre eigenen Gedanken.
    Blair war ihre Zwillingsschwester. Sie standen sich näher, als das bei normalen Geschwistern die Regel war, und Blairs Sorgen waren echt. Aber wie konnte Houston jemals daran denken, Leander nicht zu heiraten? Als Leander acht Jahre alt war, beschloß er, Arzt zu werden — ein Chirurg, der anderen Menschen das Leben rettete -, und mit zwölf Jahren lernte er dann Houston kennen. Lee las damals bereits Fachbücher, die er sich von einem Vetter auslieh. Houston beschloß,
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