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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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konnte sich nicht vorstellen, daß sie jemanden mehr lieben könne als Leander; aber sie spürte keine Erregung, wenn er sie anfaßte.
    Er schien ihre Gedanken zu lesen und zog sich von ihr zurück, während seine Augen seinen Ärger verrieten.
    »Es sind keine drei Wochen mehr bis dahin«, sagte sie mit hoffnungsvoller Stimme. »Bald sind wir verheiratet, und dann . . .«
    »Und was dann?« fragte er mit einem schrägen Blick auf sie. »Dann schmilzt die Eisprinzessin?«
    »Ich hoffe es«, flüsterte sie, mehr zu ihrer als seiner Beruhigung. »Keiner erhofft sich das so sehr wie ich.«
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Hast du dich schon auf den Empfang vorbereitet, den der Gouverneur morgen gibt?« fragte Lee, zog eine lange, dünne Zigarre aus der Westentasche und zündete sie an.
    Houston lächelte zaghaft. Die ersten Minuten, nachdem sie ihn abgewiesen hatte, waren immer die schlimmsten. »Mein Worth-Modellkleid hängt schon frisch gebügelt im Schrank.«
    »Der Gouverneur wird sich in dich verlieben. Davon bin ich überzeugt.« Er lächelte sie an; aber sie spürte, daß es ein gezwungenes Lächeln war. »Eines Tages werde ich die schönste Frau dieses Staates an meiner Seite haben.«
    Sie versuchte, sich zu entspannen. Der Empfang eines Gouverneurs war für sie kein Problem. Das war etwas, für das sie ausgebildet worden war. Vielleicht hätte sie einen Kursus belegen sollen, wie man nicht zu einer frigiden Ehefrau wird. Sie wußte, daß manche Männer der Meinung waren, Frauen sollten keinen Gefallen am Sex finden; aber sie wußte auch, daß Leander eine Ausnahmeerscheinung unter den Männern war. Er erwartete, daß sie Freude haben sollte an den körperlichen Beziehungen zu ihm, wie er ihr ausdrücklich erklärt hatte, und Houston redete sich ein, daß es auch so kommen würde; doch meistens fühlte sie sich eher abgestoßen, wenn er sie küßte.
    »Ich muß morgen in die Stadt«, sagte er, ihren Gedankengang unterbrechend. »Möchtest du mitkommen?«
    »Nur zu gern. Oh! Blair wollte kurz bei der Redaktion der Zeitung vorbeischauen. Ich glaube, jemand hat ihr ein neues medizinisches Journal aus New York geschickt.«
    Houston lehnte sich in das Polster zurück, während Leander das Pferd wieder antrieb, und überlegte, was er wohl sagen würde, wenn er wüßte, daß seine >anschmiegsame< Zukünftige einmal in der Woche etwas unternahm, was als ungesetzlich galt.
    Blair lümmelte sich gegen das Kopfende der Bettstelle aus reich verziertem Nußbaum, einen Fuß auf dem Boden, das andere Bein angewinkelt, daß man den Zwickel ihrer türkischen Hose sah. Ihr großes, in Weiß und Blau gehaltenes Zimmer befand sich im zweiten Stock, mit einem herrlichen Ausblick auf den Ayers Peak durch das Westfenster. Sie hatte anfangs ein Zimmer im ersten Stock bei der anderen Familie gehabt, doch nachdem sie im Alter von zwölf Jahren Chandler verlassen hatte, wurde Opal schwanger, und Mr. Gates hatte Blairs Zimmer in eine Säuglingsstation mit Bad verwandelt. Opal verlor ihre Leibesfrucht, und nun stand das Kinderzimmer leer, bevölkert mit Puppen und Spielzeugsoldaten, die Mr. Gates schon während der Schwangerschaft gekauft hatte.
    »Ich kann wirklich nicht einsehen, warum wir mit Leander in die Stadt fahren müssen«, sagte Blair zu Houston, die sehr gerade auf einem weißen Brokatsessel saß. »Ich habe dich ein paar Jahre nicht gesehen, und jetzt muß ich dich mit ihm teilen.«
    Houston zeigte ihrer Schwester ein kleines Lächeln. »Leander hat uns gebeten, ihn zu begleiten, nicht umgekehrt ich ihn. Ich habe manchmal den Eindruck, daß du ihn nicht leiden kannst. Ich verstehe nur nicht, wie das möglich ist. Er ist freundlich zu dir, rücksichtsvoll, hat eine Position in der Gemeinde und . . .«
    » . . . und er besitzt dich vollkommen!« explodierte Blair und sprang vom Bett herunter. Houston war erschrocken über die Heftigkeit ihrer Reaktion. »Verstehst du denn nicht, daß ich auf der Hochschule mit Frauen zusammenge-arbeitet habe, die so waren wie du? Frauen, die so unglücklich waren, daß sie mehrmals versuchten, sich umzubringen?«
    »Umbringen? Blair, ich habe keine Ahnung, wovon du überhaupt redest. Ich habe nicht die Absicht, mich selbst zu töten.« Houston war jetzt von der Heftigkeit ihrer Schwester sogar peinlich berührt.
    »Houston«, fuhr nun Blair, die das zu merken schien, mit ruhiger Stimme fort, »ich wünschte, du würdest selbst erkennen, wie sehr du dich verändert hast. Du warst früher so
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