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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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und wies auf den Platz neben sich.
    »Danke, ich habe bereits gegessen; aber vielleicht trinke ich hinterher mit euch eine Tasse Kaffee. Guten Abend, Blair«, sagte er, während er sich ihr gegenübersetzte.
    Blair warf ihm als Antwort nur einen Blick zu und stocherte dann in dem Gemüse herum, das sie sich auf den Teller gelegt hatte.
    »Blair, kannst du Leander nicht guten Tag sagen, wenn er dich begrüßt?« schnaubte Duncan am Kopfende.
    »Aber sie kann doch nicht mit vollem Mund sprechen, Mr. Gates«, sagte Leander heiter, während er Blair ein wenig verwundert ansah. Dann blickte er Houston an und meinte lächelnd: »Du siehst heute so hübsch aus wie eine Braut.«
    »Braut!« zischte Blair, sprang vom Tisch auf, daß ihr Stuhl fast umgekippt wäre, und eilte aus dem Zimmer.
    »Da hört sich doch alles auf . . .« begann Duncan, legte seine Gabel weg und wollte sich von seinem Platz erheben.
    Doch Houston verhinderte es mit den Worten: »Bitte nicht. Irgend etwas muß sie schrecklich aufgeregt haben. Vielleicht vermißt sie auch ihre pennsylvanischen Freunde. Leander, wolltest du nicht mit mir über die Hochzeit reden? Könnten wir das nicht gleich besprechen?«
    »Aber natürlich.« Leander eskortierte sie schweigend zu seinem Einspänner, der vor der Tür wartete, trieb das Pferd an, fuhr mit ihr die Second Street hinauf und parkte in einer der vielen Sackgassen von Chandler. Es wurde schon dunkel, und ein kalter Wind kam von den Bergen herunter. Houston zog sich in den hintersten Winkel der Kutsche zurück.
    »Nun erzähl mir mal, was los ist«, sagte Leander, wickelte die Zügel um die Bremskurbel, zog die Bremse fest und drehte sich zu ihr um. »Du scheinst genauso aufgebracht zu sein wie Blair.«
    Houston hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Es tat ihr gut, mit Lee allein sein zu können. Er war ihr so vertraut. Bei ihm fühlte sie sich sicher. Er war eine Oase der Vernunft in ihrem Leben. »Es ist Mr. Gates. Er behandelt sie schlecht, erzählt ihr ständig, wie unnütz sie sei, erinnert sie daran, daß er sie schon als kleines Kind für einen hoffnungslosen Fall gehalten habe, und verlangt immer wieder von ihr, daß sie die Medizin aufgeben und in Chandler bleiben solle. Und nie versäumt er, mich als Vorbild hinzustellen, Lee.«
    »Ja, Sweetheart«, sagte Lee und zog sie in seine Arme, »du bist eben perfekt. So süß und gut und anschmiegsam und . . .«
    Sie rückte von ihm weg. »Anschmiegsam? Vergleichst du mich etwa mit einem Sahnebonbon?«
    »Nein«, antwortete Lee lächelnd, »ich wollte damit nur ausdrücken, daß du eine hübsche, süße Frau bist und ich es für einen guten Zug von dir halte, wenn du dir so große Sorgen um deine Schwester machst; aber ich denke, Blair hätte auf Kritik vorbereitet sein müssen, als sie Ärztin wurde.«
    »Du würdest doch nicht verlangen, daß sie die Medizin aufgibt, oder?«
    »Ich habe keine Ahnung, was deine Schwester tun sollte. Ich bin nicht für sie verantwortlich.« Er zog sie wieder an sich. »Warum reden wir eigentlich von Blair? Wir müssen an uns denken, an unsere gemeinsame Zukunft.«
    Dabei zog er sie noch fester an sich und begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern.
    Das war der Teil seiner Brautwerbung, den Houston gar nicht mochte. Lee war so gut zu haben, war ihr so vertraut wie kein anderer. Schließlich waren sie schon ein >Paar<, als sie erst sechs und zwölf Jahre alt gewesen waren. Sie konnte jetzt als Zwanzigjährige auf eine lange Zeit zurückblicken, die sie mit Leander Westfield verband und hatte eigentlich schon immer gewußt, daß sie eines Tages Mrs. Westfield sein würde. Ihre ganze Schulausbildung, alles, was sie bisher gelernt hatte, waren eine Vorbereitung auf den Tag dieser Hochzeit.
    Doch vor ein paar Monaten, als er von seinem Studium in Europa zurückgekommen war, hatte er damit angefangen, sie zu küssen, sie auf den Sitz des Einspänners zu drücken, nach ihren Kleidern zu grapschen; und alles, was Houston dabei empfand, war der Wunsch, er möge mit dieser Fummelei aufhören. Das brachte Lee dann in Harnisch, und er nannte sie eine Eisprinzessin und brachte sie nach Hause.
    Houston wußte, wie sie auf Lees Annäherungen reagieren sollte. Trotz ihres Rufes, eine sittenstrenge Stadt zu sein, war Chandler in Colorado eine aufgeklärte Stadt — jedenfalls, was ihre Frauen betraf —, doch Houston empfand einfach nichts, wenn Lee sie anfaßte. Sie hatte sich deswegen schon manches Mal nachts in den Schlaf geweint. Sie
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