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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jude Deveraux
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Chandler« ein Begriff war. Sie glättete sich das Haar, machte ein beherrschtes Gesicht und stieg die Stufen zum Eingang hinauf.
    Als sie ihr Parasol in den Porzellan-Schirmständer in der kleinen Vorhalle stellte, hörte sie ihren Stiefvater mit ihrer Schwester brüllen:
    »Ich dulde so etwas nicht in meinem Haus! Du glaubst wohl, du hättest ein Recht dazu, derartige Ausdrücke verwenden zu können, weil du dich Doktor nennst! Aber nicht in meinem Haus!«
    Blair Chandler, die ihrer Schwester so ähnlich sah, wie es Zwillinge nur sein können, funkelte den Mann an, der einen halben Kopf kleiner war als sie und so solide gebaut wie eine Festung. »Seit wann ist das dein Haus? Mein Vater . . .«
    Houston trat in den Salon und schob sich zwischen Schwester und Stiefvater. »Ist es nicht schon Zeit zum Abendessen? Vielleicht sollten wir ins Speisezimmer hinübergehen.« Sie drehte ihrem Stiefvater den Rücken zu und sah ihre Schwester beschwörend an.
    Blair wandte sich von den beiden ab. Man konnte ihr die Wut nur zu deutlich ansehen.
    Duncan nahm Houstons Arm und führte sie an der Treppe vorbei hinüber ins Speisezimmer. »Zum Glück habe ich ja noch eine Tochter, die Anstand besitzt.«
    Houston zuckte zusammen, als sie diesen Spruch hörte, den er so oft im Munde führte. Sie haßte es, mit Blair verglichen zu werden — besonders, wenn es zu deren Nachteil geschah.
    Kaum hatten sie an dem großen Mahagonitisch Platz genommen, jeder vor seinem Gedeck aus Porzellan, Kristall und schwerem Tafelsilber — Duncan am Kopfende, Opal Gates am Fußende und die Zwillinge links und rechts in der Mitte —, als das Gezänk wieder anfing.
    »Man sollte doch erwarten, daß du wenigstens auf deine Mutter Rücksicht nehmen würdest«, sagte Duncan mit einem empörten Blick auf Blair, während ein elf Pfund schwerer Rostbraten vor ihm auf den Tisch gestellt wurde. Er ließ sich das Vorlegemesser reichen. »Bist du so egoistisch, daß dir alle anderen Menschen egal sind? Bedeutet deine Mutter dir denn gar nichts?«
    Blair blickte mit zusammengepreßten Zähnen auf ihre Mutter. Opal wirkte wie eine verblaßte Kopie ihrer schönen Töchter. Falls sie einmal so etwas wie Temperament besessen hatte, war es entweder verschüttet oder tief vergraben. »Mutter«, sagte Blair, »verlangst du von mir, daß ich die Medizin an den Nagel hängen, nach Chandler zurückkehren, einen fetten Bankier heiraten und ein Dutzend Kinder bekommen soll?«
    Opal lächelte ihre Tochter liebevoll an, während sie sich von der Platte, die ihr das Serviermädchen hinhielt, mit einer winzigen Portion Auberginen bediente. »Ich will, daß du glücklich wirst, mein Liebes, und ich glaube, daß du etwas sehr Nobles tust, wenn du das Leben anderer Menschen retten möchtest.«
    Blair warf einen triumphierenden Blick auf ihren Stiefvater. »Houston hat dir zuliebe auf ihr Leben verzichtet. Genügt dir das nicht? Willst du mein Leben auch noch zerstören?«
    »Houston«, donnerte Duncan und legte die Finger so fest um den Griff des Vorlegemessers, daß die Knöchel weiß hervortraten, «läßt du dir gefallen, daß deine Schwester so unerhörte Dinge von dir behauptet?«
    Houston blickte von ihrer Schwester zu ihrem Stiefvater. Unter keinen Umständen wollte sie für einen der beiden Partei ergreifen. Blair fuhr nach der Hochzeit wieder nach Pennsylvanien zurück, doch sie würde dann noch in derselben Stadt wohnen wie ihr Stiefvater. Mit freudiger Erleichterung hörte sie in diesem Moment das Hausmädchen draußen im Vestibül, das den Besuch von Dr. Leander Westfield ankündigte.
    Houston erhob sich rasch von ihrem Stuhl. »Susan«, sagte sie zum Serviermädchen, »legen Sie noch ein Gedeck auf.«
    Leander kam bereits mit langen, selbstbewußten Schritten in das Speisezimmer. Er war ein großer, schlanker, dunkelhaariger, sehr gut aussehender Mann — mit grünen Augen, für die man sein Leben hingeben könnte, wie eine Freundin einmal Houston im Vertrauen gesagt hatte. Dabei strahlte er eine solche Selbstsicherheit aus, daß Frauen auf der Straße stehenblieben und ihn anstarrten. Er begrüßte Mr. und Mrs. Gates.
    Leander lehnte sich über den Tisch und gab Houston rasch einen Kuß auf die Wange. Frauen öffentlich zu küssen — selbst wenn es die eigene Frau war —, verstieß gegen alle guten Sitten; aber Leander hatte so eine Art, daß man ihm gern nachsah, was man anderen Männern nie verziehen hätte.
    »Möchtest du mit uns essen?« fragte Houston höflich
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