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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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Morgen, dann einige Stunden am Morgen und noch einmal einige Stunden am Abend. Schließlich blieb er den ganzen Tag draußen, und gelegentlich auch einen Tag und eine Nacht.
    Am Ende der dritten Woche unterhielten sich Yama und Ratri darüber. Es war in den frühen Morgenstunden, und sie saßen in der Vorhalle.
    »Ich sehe es nicht gern, daß er so lange allein ist«, sagte Yama.
    »Wir dürfen ihn nicht beleidigen und ihm unsere Begleitung aufdrängen, wenn er sie nicht will. Aber es ist nicht ungefährlich draußen, insbesondere für jemanden, der wie er gerade wiedergeboren ist. Ich wünschte, wir wüßten, wie er die Stunden draußen verbringt.«
    »Aber gleichgültig was er auch tut, es hilft ihm, sich zu erholen«, sagte Ratri. Sie nahm ein Stück Konfekt und bewegte, das Gesagte unterstreichend, ihre fleischige Hand. »Er ist nicht mehr so sehr in sich selbst gekehrt. Er spricht häufiger, macht sogar Scherze. Er trinkt von dem Wein, den wir ihm bringen. Sein Appetit hat zugenommen.«
    »Er braucht aber nur auf einen Botschafter der Trimurti zu stoßen, und alles ist zu Ende.«
    Ratri kaute langsam.
    »Es ist wenig wahrscheinlich, daß zur Zeit Kundschafter in diesem Land unterwegs sind«, erklärte sie. »Die Tiere werden in ihm das Kind sehen und ihn in Frieden lassen, und wenn er auf seinen Wanderungen Menschen trifft, werden sie ihn für einen heiligen Einsiedler halten. Die Dämonen fürchten ihn noch von früher her und werden sich nicht an ihn heranwagen.«
    Aber Yama schüttelte den Kopf. »So einfach ist es nicht, Ratri. Ich habe zwar die meisten meiner Maschinen demontiert und die einzelnen Teile Hunderte von Meilen entfernt von hier verborgen, aber ein solch intensiver Energieausstoß, wie ich ihn benötigt habe, kann nicht unbemerkt geblieben sein. Gewiß, ich habe Schutzschirme und Tarnvorrichtungen eingesetzt, trotzdem muß es für einen Beobachter aus der Stadt so ausgesehen haben, als ob hier in weitem Umkreis das Allfeuer selbst tanzte. Wir müssen bald weiterziehen. Ich würde lieber warten, bis unser Schützling sich ganz erholt hat, aber.«
    »Könnten die gleichen Energieeffekte, die bei deiner Arbeit aufgetreten sind, nicht auch von bestimmten Naturkräften herrühren?«
    »Ja, und es gibt in der Umgebung tatsächlich solche Kräfte deshalb habe ich unseren Standort überhaupt hier gewählt. Es kann also sein, daß wir unbehelligt bleiben. Aber ich habe meine Zweifel. Meine Zuträger in den Dörfern berichten allerdings nichts von irgendwelchen auffälligen Unternehmungen. Aber an dem Tag seiner Rückkehr aus der Wolke wollen einige den Donnerwagen gesehen haben, wie er auf dem Kamm des Sturms dahergeritten ist. Er soll Himmel und Erde abgesucht haben. Zwar weitab von hier, aber ich kann nicht glauben, daß kein Zusammenhang besteht.«
    »Der Wagen ist aber doch nicht wiedergekommen.«
    »Soviel ich weiß, nicht. Aber ich fürchte.«
    »Dann laß uns sofort aufbrechen. Ich messe deinen Vorahnungen große Bedeutung bei. Du besitzt mehr Göttlichkeit als irgendein anderer von uns Ausgestoßenen. Für mich ist es schon eine große Anstrengung, länger als ein paar Minuten eine anziehende Gestalt anzunehmen.«
    »Die Fähigkeiten, die ich besitze«, sagte Yama, während er ihr Tee nachgoß, »sind deshalb unversehrt geblieben, weil sie einen anderen Charakter haben als deine!«
    Er lächelte dabei und zeigte ebenmäßige Reihen langer, glänzender Zähne. Das Lächeln stieß an eine Narbe auf seiner linken Wange und sprang von dort bis in den Augenwinkel. Er zwinkerte, um das Lächeln abzustreifen, und fuhr fort: »Der Großteil meiner Fähigkeiten hat die Form von Wissen; Wissen, das auch die Meister des Karma mir nicht entreißen könnten. Die Fähigkeiten der meisten Götter jedoch beruhen auf einer besonderen Physis, und sie verlieren einen Teil dieser Fähigkeiten, wenn sie in einem neuen Körper inkarnieren. Der Geist erinnert sich nach einiger Zeit irgendwie und verändert den Körper in einem gewissen Ausmaß, erzeugt eine neue Homöostasis und leitet eine allmähliche Wiederherstellung der alten Kräfte und Fähigkeiten ein. Meine Fähigkeiten kehren schnell zurück, und ich bin jetzt im Vollbesitz meiner Kräfte. Aber selbst, wenn ich es nicht wäre, ich habe mein Wissen als Waffe - denn dieses Wissen ist eine Macht.«
    Ratri nippte an ihrem Tee. »Welchen Charakter deine Kräfte auch haben, wenn sie uns gebieten: > Zieht forte, dann müssen wir ziehen. Bald schon?«
    Yama öffnete
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