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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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einmal gekämpft, ja. Lange gekämpft.«
    »Du warst Sam, der Groß-Beseelte, der Buddha. Erinnerst du dich?«
    »Vielleicht war ich es.« Ein schwaches Feuer glomm auf in seinen Augen.
    »Ja«, sagte er dann. »Ja, ich war der Buddha. Unter den Stolzen der Demütigste und unter den Demütigen der Stolzeste. Ich habe gekämpft. Eine Zeitlang habe ich den Pfad des Heils gelehrt. Ich habe erneut gekämpft, erneut gelehrt, habe es mit Politik, Magie, Gift versucht. Ich habe eine so ungeheure Schlacht geschlagen, daß die Sonne selbst ihr Antlitz abwandte von dem Gemetzel - eine Schlacht mit Menschen und Göttern, mit Tieren und Dämonen, mit Erd- und Luft- und Feuer- und Wassergeistern, mit Slizzards und Pferden, Schwertern und Streitwagen.«
    »Und du bist unterlegen«, sagte Yama.
    »Ja, ich bin unterlegen. Aber wir haben ihnen einen beispiellosen Kampf geliefert, war es nicht so? Du, Todesgott, warst mein Wagenlenker. Ich erinnere mich jetzt wieder an alles. Wir wurden gefangengenommen, und die Meister des Karma sollten über uns zu Gericht sitzen. Du entkamst ihnen durch den Wunsch-Tod und den Weg des Schwarzens Rades. Ich konnte nicht entkommen.«
    »Das ist richtig. Deine Vergangenheit wurde ihnen offengelegt. Du wurdest verurteilt.« Yama warf einen Blick auf die Mönche, die sich, die Köpfe gesenkt, auf dem Boden niedergelassen hatten, und dämpfte seine Stimme. »Hätten sie dich den wirklichen Tod sterben lassen, du wärst ein Märtyrer geworden. Hätten sie dir gestattet, am Leben zu bleiben - in welcher Form auch immer - sie hätten dir damit die Tür offengelassen für deine Rückkehr. So wie du zuvor die Lehren jenes Gautama aus einer anderen Zeit, von einer anderen Welt gestohlen hattest, so stahlen sie nun für ihre Zwecke die Geschichte vom Ende seines Lebens unter den Menschen. Du wurdest für würdig befunden, ins Nirwana einzugehen, und man projizierte dein Atman - nicht in einen anderen Körper, sondern in die große magnetische Wolke, die diesen Planeten umgibt. Seitdem ist über ein halbes Jahrhundert vergangen. Offiziell giltst du nun als eine Inkarnation Wischnus, und es heißt, Wischnus Lehren seien von einigen seiner fanatischsten Anhänger falsch ausgedeutet worden. Deine Individualität existierte nur noch in der Form von unaufhörlich aus sich selbst heraus pulsenden Wellenlängen. Diese Wellen habe ich eingefangen.«
    Sam schloß die Augen.
    »Und du hast es gewagt, mich zurückzuholen?«
    »So ist es.«
    »Ich wußte all die Jahre hindurch, wer oder besser was ich war.«
    »Ich habe so etwas vermutet.«
    Seine Augen öffneten sich, flammten. »Und doch hast du es gewagt, mich von dort zurückzurufen?«
    »Ja.«
    Sam ließ den Kopf sinken. »Mit Recht nennt man dich den Gott des Todes, Yama-Dharma. Du hast mich aus der allerletzten Erfahrung herausgerissen, die ein Individuum macht. Mit dem dunklen Stein deines Willens hast du das zerbrochen, was Jenseits alles Begriffsvermögens und aller sterblichen Größe liegt. Warum konntest du mich nicht lassen, wo ich war, im Meer des Seins?«
    »Weil eine ganze Welt deine Demut, deine Frömmigkeit, deine großen Lehren und deine machiavellistische Intrigenkunst notwendig braucht.«
    »Yama, ich bin alt«, sagte er. »Ich bin so alt wie der Mensch auf dieser Welt. Ich war einer der Ersten, du weißt das. Ich war unter den allerersten, die hierher kamen, um zu bauen und zu siedeln. All die anderen sind nun tot, oder sie sind Götter - dei ex machini... Auch ich hatte die Möglichkeit, ein Gott zu sein, aber ich habe die Möglichkeit nicht wahrgenommen. Ich wollte nie ein Gott sein, Yama. Nein, nie ein Gott. Erst später, als ich erkannte, was sie taten, begann ich soviel Macht auf mich zu vereinigen, wie ich nur konnte. Aber es war zu spät. Sie waren zu stark. Nun wünsche ich mir nichts weiter, als den Schlaf der Äonen zu schlafen, die Große Ruhe und die ewige Seligkeit zu genießen und den Liedern zu lauschen, die die Sterne an den Küsten des großen Meeres singen.«
    Ratri beugte sich vor und blickte ihm in die Augen. »Wir brauchen dich, Sam«, sagte sie.
    »Ich weiß, ich weiß«, nickte er ihr zu. »Es ist die uralte Geschichte. Man hat ein braves Pferd, also peitscht man es über eine weitere Meile.« Aber er lächelte, als er das sagte, und sie küßte seine Stirn.
    Tak sprang in die Luft und hüpfte auf dem Bett herum.
    »Die Menschheit freut sich«, bemerkte der Buddha dazu.
    Yama reichte ihm eine Robe, und Ratri streifte ihm die
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