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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore
Autoren: Kealan Patrick Burke
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bestätigt, dass sie in etwas hineingezogen wurden. Diese Suche war nichts als Schau, vielleicht um Callow besser dastehen zu lassen, falls Sylvias Leiche auftauchte, und dies erzürnte ihn. Selbst wenn sich herausstellte, dass sie wirklich mit dem Zug nach London geflohen war, machte dies den Verlust des Wirtes nicht weniger beklagenswert. Er hatte arge Mühen, nicht daran zu denken, wie Laws ausgesehen hatte, und rang mit Bildern von Sylvias Leib, den sie bei Nebel und Kälte hier finden mochten.
    Im Allgemeinen sah man Menschen, die sich im Moor verirrten, nie wieder, und während abergläubische Dorfbewohner stets vorschnell Gespenster und Dämonen dafür verantwortlich machten, wusste Mansfield genau, dass es im Sumpfgebiet nur so vor konservierten Überresten derer wimmelte, die sich zu weit nach draußen gewagt hatten. Da Sylvia Callow aber nicht dumm war, klammerte er sich wie manisch an die Hoffnung, sie habe überhaupt keinen Fuß auf diesen Grund gesetzt.
    Auf Callows Befehl hielten sie an. Die Pferde schritten im Kreis, bis sie ihren Schwung verloren.
    Fowler schaute sich besorgt um. »Wieso halten wir an?«
    »Ich habe etwas gesehen«, brummte der Anführer. »Dort drüben.«
    Mansfield folgte seinem Blick, erkannte aber nichts in der diesigen Umgebung. »Was genau?«
    Irgendwo über ihnen krächzte eine Krähe. Die Horde schnaubte wieder.
    Callow runzelte die Stirn. »Fowler, sind Sie so gut und schauen nach?«
    »Warum ich?«
    »Weil Sie, falls es sich um etwas handelt, von dem wir nichts wissen wollen, bestens gewappnet sind.«
    Fowler blickte hinab auf seinen Holster und seufzte resignierend. »Ja, das stimmt wohl. Wo meinten Sie etwas gesehen zu haben?«
    Callow zeigte nach rechts. »Dort. Es war ein Schatten oder so etwas in der Art, als verstecke sich jemand vor uns.«
    Fowler sah gänzlich verschreckt aus, was wiederum Mansfields ohnehin angeschlagenes Nervenkostüm beeinträchtigte. Der Nebel schien regelrecht von irgendeiner Bedrohung durchwirkt zu sein.
    »Fowler«, entgegnete Mansfield. »Falls es Sylvia ist, versuchen Sie nicht, auf sie zu schießen.«
    »Vielleicht sollten Sie mitkommen, um diesbezüglich sicherzugehen.«
    »Vielleicht«, wiederholte Mansfield. Gerade als er absteigen wollte, hielt ihn Callow am Unterarm fest. »Nein, lassen Sie ihn allein gehen. Ich muss kurz mit Ihnen reden.«
    So trottete Fowler sichtlich enttäuscht durch das nasse Gras, und einen Augenblick später hatte ihn der Dunst verschlungen.
    Mansfield schnaufte. »Wir werden sie finden. Ihr müsst daran glauben.«
    »Oh, dessen bin ich mir überaus gewiss.«
    »Sind Sie?«
    »Aber sicher doch. Genau genommen erwarte ich, dass sich Fowler gleich mit der entsprechenden Nachricht zurückmeldet.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    Der Waidmann grinste. »Weil ich sie genau hier zurückgelassen habe.«

2

    »Wir sollten ein paar Minuten rasten, Mr. Royle, und warten, ob sich der Nebel ein wenig lichtet.«
    Royle blieb schweigsam und hielt den Blick auf seine Füße gerichtet, mit denen er beim Auftreten im durchweichten Gras schmatzende Geräusche verursachte. Dabei schnitt er gelegentlich wie unter Schmerzen eine Grimasse.
    »Hören Sie mir zu?«, fragte Grady, der gern stehen blieb, ehe sich der feste Grund vollends auflöste. Auch mochten sie in einen eiskalten Strom traben und erfrieren. Er hoffte, die Satteldecke über Laws werde den Blutgeruch lange genug eindämmen, damit sie sicher nach Hause kamen, denn falls die Pferde sprichwörtlich Wind davon bekamen, gingen sie ihnen durch. Bis auf Weiteres zumindest stapften sie folgsam einher und ließen sich in keiner Weise anmerken, dass Lightning ein Desaster verschuldet hatte. Was dies anging, beneidete Grady sie, denn er fand es zunehmend schwieriger, die Szene von Laws auszublenden, der durch die Luft flog, während eine Blutfontäne gleich einer langen Zunge aus seinem Gesicht spritzte. Es kam ihm vor wie ins Gedächtnis eingebrannt.
    »Besser, wir wären bei ihnen geblieben«, sprach Royle schließlich, indem er sich mit dem Rücken seiner fleischigen Hand über die Stirn fuhr. »Hier draußen verirren wir uns und finden das gleiche Ende wie Laws. Jesus …« Er rang sich ein Grinsen ab und lachte gurgelnd. »Das wird was, wenn meine Hexe von Schwiegermutter davon erfährt.«
    Grady hielt inne und brachte seinen Gaul zum Stehen, um Royle rundheraus anzustarren. »Hören Sie zu. Bei dem, was geschehen ist, handelt es sich um einen Unfall. Laws hatte lange genug mit
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